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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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denn, sie kletterte über den Hang oder machte kehrt; und wenn sie das täte, gab es noch eine andere Stelle, an der er sie sich schnappen konnte.
    Sie jedoch kletterte den anderen Hang hinunter, weiter oben, wo die beiden Berge zusammenstießen, er hörte das Krachen im Gebüsch und dachte: Nein! Nicht!
    Er setzte sich erst einmal hin und überlegte, ob er den abwärtsführenden Weg einschlagen und sie abfangen sollte, falls er sich getäuscht hatte; aber vielleicht war es nur ein Baum oder ein großer Stein gewesen, der da gerade den Hang heruntergerollt war.
    Und wenn er sich getäuscht hatte, dann befand er sich genau an der richtigen Stelle, um sehen zu können, wie sie unterhalb von ihm vorbeikam oder den Hang heraufzuklettern versuchte, um zu dem Weg zu gelangen, auf dem er hergekommen war.
    Da er jedoch annahm, daß er sich nicht getäuscht hatte und daß der ungewohnte Lärm ein Ablenkungsmanöver darstellte, blieb er sitzen, wartete und versuchte sich auszurechnen, wann sie an ihm vorbeikommen würde, so daß er sie ergreifen und ihr mit seinen Händen demonstrieren konnte, wie es ihr bei einem richtigen Kampf ergehen würde.
    Doch es blieb still, sehr lange still; und ihm wurde unbehaglich zumute bei dem Gedanken, daß sie tatsächlich einen ganz anderen Weg abseits der Pfade eingeschlagen haben könnte – daß sie den Berg hinaufgeklettert sein könnte, ein durchaus mögliches Unterfangen für junge Beine und flinke Füße. In diesem Moment konnte sie bereits auf dem Weg zur Hütte sein.
    Oder sie hatte ihn bemerkt, verhielt sich still, und es kam darauf an, daß er so lange wartete, bis sie die Geduld verlor.
    Verdammt.
    Dann vernahm er ein Geräusch, eine raschelnde Bewegung im Gebüsch, die Richtung auf ihn nahm.
    Er duckte sich in dem Versteck neben dem Pfad.
    »Meister Saukendar?« Die Stimme kam ganz aus der Nähe, von einer Stelle gleich hinter den Bäumen, zittrig und außer Atem.
    Verdammt, verdammt, verdammt. Er schwieg, hielt den Atem an, wartete und lauschte, wie sich das Knacken im Unterholz bergabwärts über den Pfad entfernte.
    Er verließ sein Versteck und stürmte auf den Pfad hinaus, wobei sein Blick einen zerschlissenen blauen Mantel zwischen den Blättern erhaschte. Er verdoppelte die Schritte, und sie rannte Hals über Kopf vor ihm her, eilte um die Biegungen des Pfads, ihre Füße in den leichten Schuhen flogen eine Felsgruppe hinauf, darüber hinweg und um eine Biegung – und fast hatte er sie erreicht.
    Er spürte den Stolperstrick um den Fuß. Er sah den Baum auf sich zukommen, vollführte eine Drehung und eine Rolle, die seine Muskeln kannten und sein Geist vollkommen vergessen hatte; und ein vierzig Jahre alter Körper schlug mit einer Wucht, die ihm die Luft aus den Lungen trieb, auf dem steinigen Pfad auf.
    Er rollte sich ab und stand wieder auf, zerschrammt und wütend, schob den Köcher die Schulter hinauf und hob den Bogen auf, den er fallengelassen hatte.
    »Verdammt noch mal, Mädchen!«
    »Ich habe Euch doch nicht verletzt, oder?« drang die besorgte Stimme auf den Pfad herunter.
    »Zur Hölle mit dir!« schrie er sie an. Dann kam er wieder zu Atem, ordnete seine Gedanken und entschloß sich zu einer anderen Taktik. »Waffenstillstand.
    Hörst du mich, Mädchen? Ein kurzer Waffenstillstand. Hör mir zu.«
    »Werdet Ihr mich nicht nach Muigan schicken?«
    »Hör zu, Mädchen. Du bist ganz schön gerissen. Jemand
hat
dich unterrichtet, nicht wahr?«
    »Wir haben Fallen gebaut. Als die Soldaten kamen.«
    »Zum Teufel damit.«
    »Es ist wahr. Das haben wir getan. Ihr seid doch nicht verletzt?«
    »Nein.«
    »Es war kein großer Baum.«
    »Hör zu, Mädchen...« Er holte tief Luft und bezähmte seinen Ärger. »Das war ein verdammt guter Hinterhalt. Das muß ich zugeben. Du willst also, daß ich's mit dir versuche?«
    »Ihr sollt mich unterrichten.«
    »Ich biete dir die Möglichkeit, gut. Allerdings unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Daß du in mein Haus kommst. Daß du tust, was ich dir sage. Daß du jederzeit aufhören kannst. Du brauchst es mir nur zu sagen, und ich bringe dich nach Muigan.«
    »Gebt Ihr mir Euer Wort, Meister Saukendar, daß Ihr mich als Schülerin annehmt?«
    Abermals holte er tief Luft. »Ja, ich gebe dir mein Wort.«
    »Heißt das, daß ich das Bett mich Euch teilen soll?«
    Er straffte sich und spürte wieder den Schmerz in den Knochen. Daran hatte er bei der Abmachung gar nicht gedacht, der Himmel war sein Zeuge. »Und wenn es so

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