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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sich nur Sorgen machen, sich einfach zu verstecken, bis die Steifheit vorbei war, und dann zu behaupten, er sei jagen gewesen...
Geht dich nichts an, Mädchen; ich jage, wann mir danach
    zumute ist...
    Welch närrischer Gedanke.
    Ein Narr wäre ich zu glauben, ich könnte die Wahrheit vor dir verbergen.
Was habt Ihr, Meister Saukendar?
Darum blieb er sitzen und harrte der Dinge, die da kämen; und als er sie über die Böschung auf die Lichtung stapfen sah, zuerst einen Ballen Stroh und dann eine taumelnde kleine Gestalt in einem weißen Hemd, wartete er, rieb sein schmerzendes Bein, während sie näher kam, und sagte, als sie ihren Ballen abwarf, schließlich in sachlichem Ton:
    »Ich habe mir einen Muskel gezerrt. Mach die Lappen warm, tust du das?«
    Sie sah ihn daraufhin nicht so an, wie er es erwartet hatte, belustigt oder spöttisch, bloß ein wenig besorgt, mit einer Falte zwischen den Brauen. Sie war bleich und schwitzte. Das Haar klebte ihr an Stirn und Wangen. Sie sah aus, als hätte sie sich am liebsten an Ort und Stelle hingesetzt.
    Aber sie sagte: »Jawohl, Meister Saukendar«, und ging in die Hütte.
    Verdammt, er wollte auch ihr Mitleid oder ihr Mitgefühl nicht, und bestimmt keine Vorträge nach Weiberart. Er zog sich am Treppenpfosten hoch und humpelte die Stufen zur Veranda hinauf. Doch dann verschwamm die Sicht vor Schmerzen, und der kalte Schweiß brach ihm aus, so daß er einfach dort stehenblieb und zu atmen versuchte, bis sie wieder herauskam und ihn in diesem Zustand antraf.
    Sie starrte ihn an, eine verschwommene Gestalt in seinem Gesichtsfeld.
    »Die alte Wunde ist wieder aufgebrochen«, sagte er. »Das ist mir schon einmal passiert.«
    Neun Jahre lang nicht, dachte er; jetzt könnte es geschehen, daß er wegen seiner Dickköpfigkeit ein für allemal zum Krüppel geworden war. Doch das sagte er nicht.
    »Ich werde auch etwas Wasser warm machen«, sagte sie und ging wieder hinein. »Ein Bad wird Euch guttun.«
    »Ich brauche deine Hilfe nicht, Mädchen. Ich kann mich selbst um die verdammten Lappen kümmern. Laß mich einfach allein!«
    Kein Laut drang aus der Hütte. Sie kam auch nicht heraus.
    »Hast du gehört, Mädchen?«
    Kein Laut. Dieses Spiel hatten sie schon einmal gespielt. Und sie hatte gewonnen. Es machte ihn wütend. Er hatte sich zum Krüppel gemacht, weil er ihren Rat hatte beherzigen wollen, und in dem Moment, da das kleine Luder ihn hilflos sah, mißachtete es auch schon seine Befehle und tat, wonach ihm gerade der Sinn stand.
    »Hör mal, Mädchen, wenn du möchtest, daß ich dich unterrichte, dann wirst du
verdammt noch mal
tun, was ich dir sage, und mich in Ruhe lassen!«
    Sie erschien im Eingang. »Ist gut, Meister Saukendar. Wenn Ihr darauf besteht. Aber die Lappen werden warm. Soll ich sie herausbringen oder neben Eure Matte legen?«
    »Neben die verdammte Matte«, murmelte er, ließ den Pfosten wohlüberlegt los und humpelte über die Veranda, was er gerade noch schaffte. Sie wollte ihm helfen; er schob sie beiseite, hinkte, eine Hand an der Wand, zur Schlafmatte und ließ sich auf sein Hinterteil plumpsen – anders konnte er sich nicht mehr setzen. Der Schmerz, der vom Oberschenkel und vom Knie ausstrahlte, raubte ihm beinahe die Sinne; und er dachte daran, dem Mädchen den Hals zu brechen.
    Sie aber brachte ihm die fettigen Lappen, und er raffte sich dazu auf, seine Stiefel aufzuschnüren und abzustreifen und sich die lose Bundhose übers Knie hochzuziehen; dann hockte sie sich auf einmal hin und legte ihm eine Schilfmatte unter das Bein, um das Öl aus den Lappen aufzufangen. Sie fuhrwerkte mit den dampfenden Lappen herum, ordnete sie neu, weil sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden war, und stopfte schließlich ein Deckenpolster zwischen seinen Rücken und die Wand, damit er eine Weile ruhig dasitzen und zwischen den mehr oder weniger heftigen Schmerzschüben wieder zu Atem kommen konnte.
    Er war schmutzig und stank nach getrocknetem Schweiß und Schmerz, seine Kleidung war überall von Strohhalmen durchbohrt, und er wollte in diesem Moment einfach die Hütte für sich und sein Elend allein haben, vielleicht noch einen Krug Wasser neben sich und ein paar alte Fladenbrote oder was immer da war, für die Zeit, die er brauchte, um darüber wegzukommen.
    Er mußte sich jedoch eingestehen, daß er dennoch froh war, daß sie bei ihm war und daß er sich nicht umherzuschleppen brauchte, um sich das Notwendige zu beschaffen, daß die Lappen jedesmal wieder erwärmt würden,

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