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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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wenn sie abkühlten, und daß er mit Nahrung und Jiro mit Wasser versorgt würde. Als er das letzte Mal krank gewesen war...
    ...gütiger Himmel, er hatte keine Ahnung, wie er das Wasser damals auf den Hügel geschafft hatte; er konnte sich an diese Tage kaum noch erinnern, nur noch daran, daß er mit dem Gesicht im Dreck zu sich gekommen war, neben dem umgerissenen Zaun unten am Stall, den er eingerissen hatte, damit Jiro sich frei umherbewegen und sich aus dem Regenfaß oder dem Bach mit Wasser versorgen...
    ...und weglaufen konnte, wenn sein Herr dort sterben sollte.
    Er schloß die Augen und ruhte sich aus, während der Schmerz kam und ging. Beim nächstenmal, als er Taizu neben sich bemerkte, hatte sie eine Schüssel warmes Wasser und saubere Lappen gebracht, um ihm das Gesicht zu waschen, doch er schickte sie weg und verrichtete es selbst, zog das Hemd aus und wusch zumindest die Halme ab, die ihn zum Wahnsinn trieben.
    Sie wechselte die heißen Kompressen auf seinem Bein und wärmte die alten Lappen wieder auf.
    Als zum zweitenmal Wärme eingesickert war, fühlte er sich schon erheblich besser. Er lehnte sich an das Deckenpolster und döste vor sich hin, bis er kochenden Reis roch, die Augen öffnete und Taizu in einem sauberen Hemd Essen zubereiten sah.
    Er versuchte das Bein zu bewegen. Es mißlang.
    Doch er versuchte es immer wieder, denn er hatte sonst nichts zu tun, keine Pflichten lasteten auf ihm, für die er seine Kräfte hätte aufsparen müssen. Taizu tränkte das Pferd; Taizu kochte ihm sein Essen; Taizu wärmte die Kompressen auf, damit er sich auskurieren konnte und damit das Bein nicht steif wurde.
    Er biß die Zähne zusammen und machte am nächsten Tag weiter, setzte sich auf die Veranda und bewegte das Bein mit hartnäckiger Geduld und dachte...
    Während Taizu Wasser vom Bach holte...
    ...welch ein Glück er hatte, daß es nicht schlimmer war, vor allem aber daß er nicht allein war, denn er wußte, daß er umhergehumpelt wäre und das Bein nach Möglichkeit geschont hätte, es geschont hätte, so wie er es vorher geschont hatte...
    Ihr seid aus dem Gleichgewicht, geraten Meister Saukendar.
    Das hatte er schon einmal getan, weil ihm keine andere Wahl geblieben war. Er hatte umhergehen, schleppen und arbeiten müssen, da er nicht verhungern wollte; und Jiros Wunde hatte ebenfalls versorgt werden müssen. Diesen Fehler wollte er nicht noch einmal begehen.
    Und so lag er da, während ihn eine Frau bediente, lag auf auf der Veranda auf dem Rücken und zog das Bein an, immer etwas mehr, soweit es ihm ohne Schmerzen möglich war. Und dann, von Schmerzen gepeinigt, ungeduldig und neugierig, wie weit es sich biegen ließ, schlang er die Arme um das Knie und zog es an sich, fest und immer fester, bis er einen weiteren Schmerz verspürte, zusätzlich zu dem Schmerz, der ihn fast blind machte.
    Aber es bog sich, weiter, als er gedacht hatte.
    Dann hatte er den Eindruck, daß es sich noch ein wenig weiter biegen lasse. Die Zerrung, die er sich vor Jahren zugezogen hatte, war schlecht verheilt. Er sollte das verdammte Ding zerreißen. Dem Bein ein bißchen mehr Spielraum geben. Damit es sich endlich so bewegte, wie es sollte. Und er zog stärker und stärker, während ihm immer wieder die Sicht verschwamm. Er hatte einmal gesehen, wie ein Fuchs in der Falle das eigene Bein benagte, um sich zu befreien. Er war sich nicht sicher gewesen, ob es Dummheit gewesen war oder Mut. Er wußte es immer noch nicht. Er arbeitete, bis er schweißnaß war, dann wickelte er sich in die Decke und lag reglos da und spielte den Invaliden, wenn Taizu in der Nähe war; war sie weggegangen, nahm er die Übungen wieder auf und machte an diesem Tag einen kleinen Fortschritt, einen winzigen Fortschritt, aber immerhin: Den hatte er erreicht.
    Er machte sich einen Spazierstock. Sobald das Bein steif verbunden war, war er recht beweglich und konnte die Veranda hinauf- und hinuntersteigen, zur Latrine gehen, sich am Regenfaß waschen, sich in der Hütte umherbewegen, wenn es einmal nötig war.
    Ansonsten ließ er das Bein unverbunden und lag in der Hütte oder auf der Veranda und bewegte es, bis ihm die Tränen aus den Augenwinkeln rannen – während ein närrisches Mädchen, das von den ungerechten, von Priestern bestochenen Göttern mit vollkommenem Gleichgewicht und vollkommener Gesundheit beschenkt worden war, draußen auf dem Hof stand und auf einen Baum eindrosch.
    »Meint Ihr nicht, Ihr solltet allmählich wieder aufstehen,

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