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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Meister Saukendar?« tadelte sie ihn am vierten Tag. »Meint Ihr nicht, Ihr solltet wieder gehen? Ihr habt mir erzählt...«
    »Ich arbeite daran«, sagte er kurzangebunden.
    Doch am nächsten Tag – ihre Vorschläge kamen immer so, daß es aussah, als befolge er ihren Rat, während er tat, was er sowieso getan hätte, und das machte ihn wütend – begann er mit der Bandage umherzugehen; und bückte sich langsam, mit dem Fuß des lahmen Beins auf der ersten Treppenstufe und dem gesunden auf der Erde, wieder und wieder, ohne sich darum zu scheren, daß Taizu ihm dabei zusah, denn entweder hatte er sich an den Schmerz gewöhnt oder dieser hatte nachgelassen, das konnte er nicht genau sagen.
    Das Knie gerade über dem Fuß, während er das Bein abknickte, so sollte es sein. Wenn das verdammte Knie steif wurde, dann sollte das in der schmerzhaften Richtung geschehen, nicht dort, wo es nicht weh tat; sollte es ruhig steif werden, so daß er nicht mehr die Seitwärtsbewegung ausführen konnte, welche die Sehnen dehnte und ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Wenn es diesmal heilte, dann nicht wie damals auf dem Pferderücken, mit verdrehtem Bein; oder als er die Axt geschwungen hatte, um sich den ersten Unterschlupf auf dem Berg zu bauen; oder zusammengekrümmt vor Schmerz und Kälte, weil er zur Regenzeit auf den Berg gekommen war, unter dem provisorischen Schutzdach saß und sich vor dem Erfrieren zu retten versuchte, bis er wieder umherhumpeln und seine Hütte ein wenig stabil bauen konnte.
    Dem Dorf hatte er es zu verdanken, daß er während der ersten Tage nicht gestorben war, den Dörflern, die ihm die Vorräte in Sichtweite seines Unterschlupfes gebracht hatten; und er hatte ihnen für ihre Mühen nicht einmal ein Wort des Dankes geschenkt. Er hatte gewartet, bis die Jungen wieder verschwunden waren, war dann aus seinem Schuppen hervorgekrochen und hatte sie nach und nach ins Trockene geschleppt, so benommen von Schmerzen und Fieber, daß er sich an diese Zeit kaum noch erinnern konnte.
    Vielleicht hatten die Einwohner von Mon, als sie ihm beim nächsten Mal Nahrung brachten, nur daran erkannt, daß er lebte, daß die alten Vorräte verschwunden waren und die Hütte größer geworden war. Mindestens dreimal hatten sie ihn besucht und ihre Gaben am Rand der Lichtung niedergelegt, ehe er herausgekommen war und ihnen gedankt hatte.
    Verdammt, damals war er verrückt gewesen. Sie hatten ihn angestarrt, als wäre er ein Heiliger, und dabei war er doch nur ein Kaninchen, damit zufrieden, sich einzubuddeln und an den Gaben zu knabbern, die sie ihm vorwarfen, und so lange zu überleben, bis die Jäger kamen.
    Selbst Ghita hatte sich schließlich gesagt, daß er die Mühe nicht wert war. Die Mühe und die Menschenleben und die Berühmtheit nicht, die er erlangt hätte, wenn sie weiterhin versucht hätten, ihn zu töten.
    Vielleicht hatte Ghita gewußt, daß er ihm sogar noch einen Gefallen getan hätte, wenn er ihm Mörder nachgeschickt hätte – daß er ihn damit aufgescheucht hätte. Vielleicht hätte er länger durchgehalten, wenn er wirkliche Feinde gehabt hätte, anstatt sich nur vor ihnen zu fürchten. Er hatte vorher ein paar von Ghitas Männer erledigt. Aber seine Feinde hätten ihn ergreifen können; wenn Ghita sich wirklich die Mühe gemacht hätte, mehr als nur ein paar Mörder zu schicken, dann hätte er ihn haben können. Und das Dorf hätte einen hohen Preis dafür bezahlen müssen, daß es ihm geholfen hatte; vielleicht würde Fürst Reidi ihn bezahlen – nur deshalb, weil er ihn an seiner Grenze duldete.
    Verdammt.
    Geduldig beugte er sich Mal um Mal, das Knie exakt ausgerichtet, diesmal mit dem Fuß auf der zweiten Treppenstufe. Er bandagierte das Bein, wenn er umherging; und er überwand seinen Stolz und benutzte einen Stock, wie ein alter Mann.
    Taizu sagte kein Wort mehr. Er bemerkte nur einmal, daß sie ihn ansah, und zwar als er den Fuß auf die zweite Stufe stellte und anschließend das Bein bandagierte und das Knie schiente. Sie stand einfach nur da, starrte ihn an und sagte kein einziges Wort.
    Auch dann nicht, als er ein größeres Risiko einging und sich so tief hinabbeugte, daß er den Stock brauchte, um sich wieder aufzurichten.
    Aber er schaffte es. Es war mehr, als er in neun Jahren erreicht hatte. Es war ihm entsetzlich peinlich, daß er einfache Übungen machte und einen Stock zu Hilfe nehmen mußte, während das Mädchen wie ein Reh den Hügel hinauflief, während sie auf die Dachsparren

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