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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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zum Teufel, tust du
dann?«
    »Das könnt Ihr mir beibringen. Wie Ihr es versprochen habt.«
    »Dummkopf«, murmelte er und blieb erst einmal stumm. Schließlich hatte er keine Lust mehr, überhaupt noch etwas zu sagen, ging zu seiner Schlafmatte hinüber und zog sich ohne Rücksicht auf ihre Empfindsamkeit aus, wobei er ihre Anwesenheit geflissentlich übersah, trat dann zur Feuerstelle, schenkte sich etwas Reiswein ein und erwärmte ihn.
    »Willst du auch etwas?« fragte er barsch und sah zu ihr hinüber. Sie jedoch hatte das Geschirr eingesammelt und legte sich nun vollständig bekleidet schlafen.
    »Nein«, sagte sie, ohne ihn anzusehen, schlüpfte mit dem Rücken zu ihm unter die Decke und zog sie sich über den Kopf.
    »Der Winter wird lang, Mädchen. Trink etwas Wein mit mir. Wir reden über den Hof. Über alles, was du möchtest.«
    »Nein.« Unter der Decke hervor.
    In unfeine Gedanken vertieft wartete er, bis sich der Wein erwärmt hatte. Dann nahm er den Weinkrug und blies das Licht aus.
    »Ich gehe zu meiner Matte«, sagte er im Dunkeln.
    Keine Antwort von der anderen Seite des Raums.
    Und so setzte er sich im Dunkeln hin und trank den Wein bis zur Neige und versuchte, nicht an sie und an das Schwert zu denken, das sie beinahe zum Krüppel gemacht hätte, oder an Chiyaden und Überfälle undankbarer Bauern.
    Er sah noch hinter verschlossenen Lidern. Er sah den ersten Mann, den er jemals getötet hatte. Er sah noch viele andere, sah, was ein Schwert aus einem Menschen machen konnte. Aus guten Männern. Die verstümmelt im Dreck lagen und schrieen.
    Er hatte wieder eine Frau und kam mit ihr ebenso wenig zurecht wie mit der ersten.
    Er hätte mit Meiya schlafen können, sagte er sich, ein Gedanke, der ihm noch nie gekommen war. Es wäre zu einem Skandal gekommen. Sie hätten geheiratet. Und Meiya, entjungfert, bevor der Kaiser sie für seinen mörderischen Narren von Sohn hätte beanspruchen können, wäre alles, was ihr Mann ihr später angetan hatte, erspart geblieben.
    Er sollte nicht einen solchen Unsinn denken, er sollte es bei Taizu auf die direkte Art versuchen, zu ihr hinübergehen und ihr zeigen, was Prüderie gegenüber der Stärke eines Mannes ausrichten konnte: Nach ein, zwei Nächten würde sie warm werden, zur Vernunft kommen, würde sie einsehen, daß ein Ehrenmann anders war als die Männer, die sie gekannt hatte...
    Das alles klang durchaus vernünftig. Bis er an Taizu dachte.
    Bis ihm einfiel, was sie im kritischen Moment zu ihm sagen würde:
    Ihr habt Euer Wort gegeben, Meister Saukendar.
     
    »Wie geht's deinem Arm?« fragte er sie beim Frühstück.
    »Gut, Meister Saukendar.«
    Er aß noch ein paar Bissen.
    »Ich kann heute wieder üben«, sagte sie.
    Er schwieg.
    »Ich bin nicht steif, Meister Saukendar. Ich bin wieder gesund. Ihr habt mich beinahe verfehlt.«
    »Ich habe den Schlag gebremst, ich habe meine Deckung weit geöffnet, ich habe meinen
Hals
riskiert, damit das einmal klar ist.«
    »Ich hätte Euch nicht getroffen...«
    »Was glaubst du eigentlich, wozu das Schwert in deiner Hand gut ist,
verdammt noch mal?
«
    Taizus Mund stand offen. Sie klappte ihn rasch wieder zu.
    »Also gut«, sagte er, sie anstarrend. »Du möchtest, daß ich dich wie einen Mann unterrichte, du hast es so gewollt.«
     
    Das Kettenhemd reichte ihr bis zu den Knien. »Es ist
schwer«,
sagte sie und schwankte, als er es an ihrer Hüfte zusammenschnürte und über der Brust übereinanderschlug, weil es überlappen mußte, damit es richtig paßte; ihre Arme und Beine hatte er mit Leder und alten Lumpen verpackt, weil die Panzerärmel und Schienbeinschützer nicht in Frage kamen.
    »Du willst, daß ich dich unterrichte«, sagte er.
    »Was werdet Ihr tragen?«
    »Ich mache mir keine Sorgen«, sagte er. »Du bist diejenige, die Gefahr läuft, eine Hand zu verlieren.« Er trat zurück, nahm sein Schwert und deutete damit auf ihres. »Du bist dran. Grundstellung.«
    Sie bewegte sich zunächst ein wenig schwankend, aber sie wurde sicherer.
    Am nächsten Tag setzte er sie auf Jiros Rücken, damit sie einen Eindruck davon bekam, wie es war, mit dem Metallgewicht zu reiten, denn bis jetzt hatte sie nur auf Jiro gesessen, wenn er auf der Weide herumtrödelte. Sie fiel nicht herunter. Jiro war allerdings auch brav.
    »Wenn du ein Herr werden willst«, neckte er sie, »dann mußt du reiten lernen.«
    Und er schwang sich an ihrer Stelle hinauf, nahm die Zügel in die Hand und sagte: »Reich mir meinen Speer. Du mußt

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