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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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besaß eine bestimmte Symmetrie: sie
gehörte
zu ihr, sie war ein Teil ihres Gesichts und ihrer Person, von deren Anwesenheit er abhängig geworden war, bei Tag und bei Nacht...
    Ghita töten.
    Gütiger Himmel. Den Berg verlassen, über Land ziehen, ihr Leben wegwerfen...
    Den Teufel würde sie tun.
    Zum Teufel – er würde sie nicht fortgehen lassen.
    »Es tut mir leid«, sagte sie irgendwann im Verlauf des schweigenden Mahls.
    Er warf ihr einen finsteren Blick zu.
    »Ich weiß, was ich getan habe.«
    Frag mich, meinte sie damit.
    Dann würden sie darüber reden, und alles wäre wieder gut und wieder so, wie es früher gewesen war. Bis etwas Schlimmeres passierte.
    »Was hast du getan?«
    »Ich wollte besonders schlau sein. Ich wollte herausfinden, ob meine Überlegungen richtig waren: daß man deshalb nach Schematas lernt, weil sie sich in Übereinstimmung mit der Fußstellung befinden, und daß Ihr mir dadurch, daß Ihr Euch von mir habt zurückdrängen lassen, eine Falle stellen wolltet – darum dachte ich, ich könnte das durch einen Wechsel verhindern.«
    Er starrte sie während des langanhaltenden Schweigens mit gerunzelter Stirn an und ließ sich jedes ihrer Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Dann sagte er: »Du hast nachgedacht.«
    »Ich...« Sie preßte die Lippen aufeinander und war einen Moment lang ganz still, dann nickte sie. »Es tut mir leid, Meister Saukendar.«
    Er stützte seinen Arm aufs Knie, sein Kinn auf den Arm und starrte sie an. »Jetzt hör mir mal zu, Mädchen. Du wolltest, daß ich dich unterrichte. Das habe ich bis jetzt auch getan. Für eine Frau bist du außergewöhnlich gut. Im Formalen wahrscheinlich besser als die meisten Absolventen der Schule von Cheng'di.
    Aber das wird dir nicht das Leben retten, verstehst du? Ich habe dir mein Versprechen gegeben, weil ich nicht wollte, daß du weggehst und von den Banditen geschnappt wirst oder unterwegs verhungerst. Sieh dich jetzt einmal an. Du bist ein verdammt hübsches Mädchen. Ist es dir bei mir etwa schlecht ergangen?«
    Ihre Lippen bildeten im Schein der Lampe einen blassen Strich. »Nein«, entfuhr es ihnen, fast ohne daß sie sich bewegt hätten, und ihre Nüstern bebten, ihre Augen huschten furchtsam umher wie bei einem gefangenen Kaninchen.
    »Wenn du dich fürchtest, schnappe ich dich. Bis jetzt hab ich's nicht getan. Nicht, daß es mir leichtgefallen wäre, versteh mich recht. Aber ich habe mein Versprechen gehalten, oder etwa nicht?«
    Ein Nicken mit dem Kopf, auf die gewohnte Art.
    »Das hier ist nicht Chiyaden. Eine Frau, die hier oben lebt, täte besser daran, jagen zu lernen; wie man mit dem Bogen umgeht; wie man mit der Axt umgeht und einen Berg besteigt. Die Damen bei Hof lernen den Umgang mit Schwert und Stock. Dagegen ist nichts einzuwenden. Eine Frau sollte fähig sein, für sich selbst zu sorgen...«
    Meiya hätte das nichts genützt.
    Wenn ich dort gewesen wäre...
    Wenn ich es hätte kommen sehen...
    »...und ich bin in meiner Abgeschiedenheit träge geworden. Die Übungen machen mir
Spaß.
Und wenn ich einer Frau mehr beibringe, als eine Dame normalerweise lernt, dann ist das meine Sache. Aber wenn ich sie unterrichte, dann muß ich ihr auch die anderen Dinge beibringen, wie zum Beispiel so vernünftig zu sein, die eigenen Grenzen zu erkennen.«
    »Ihr habt versprochen...«
    »Du hörst mir jetzt zu. Wenn hier jemand einen Fehler begangen hat, dann ich, weil ich gehofft habe, du wärst so vernünftig aufzuhören. Ich habe dich wie eine Frau behandelt. Wenn du meinst, du hättest mich zurückgedrängt...«
    »Ich wußte, daß es nicht so war.«
    »Sehr richtig. Ich hätte dich gleich an den Baum drücken sollen. Genau das meine ich. Vielleicht bist du gut genug, um es mit ein, zwei Bauern aufnehmen zu können. Vielleicht könntest du einen Banditen erledigen. Die meisten sind jämmerliche Schwertkämpfer. Die Leibwache eines Fürsten ist etwas anderes: jeder einzelne von ihnen ist doppelt so schwer wie du und hat eine größere Reichweite.
Vielleicht
ist er nicht so beweglich wie du, aber verlaß dich nicht darauf – einen Mann, der mindestens eine Stunde pro Tag auf dem Übungshof verbringt, nimmt niemand auf die leichte Schulter, junge Frau, und selbst wenn du einen an
seinem
schlechten Tag erwischen solltest, wird das seinen drei Freunden wohl kaum gefallen.
    Gib mir deine Hand. Gib sie mir!«
    Sie biß sich auf die Lippen und legte ihre kleine Hand behutsam in seine. »Jetzt drück meine Hand

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