Der Paladin
hinunter. »Du hättest es tun sollen«, sagte er. »In deiner Lage gibt es nichts Wirkungsvolleres.«
»Dann hätte ich zwei Hemden waschen müssen.«
Er lachte und reichte ihr die Hand. »Auf! Versuch's noch einmal.«
Sie reichte ihm den Schwertarm, und er zog sie auf die Beine, selbst bis zu Knien verdreckt. Und als er ihr half, wurden auch seine Hände schmutzig. Und sie sann über den Dreck in ihrer Hand nach, schüttelte sie und wischte sich die Finger an seinem Hemd ab.
Sie mußten ihre Sachen kochen, um sie wieder sauber zu bekommen. Dennoch war es ein guter Tag gewesen, denn Taizu hatte gelacht.
Es gab noch Hoffnung.
»Meister Shoka«, fragte sie am nächsten Tag, »kann ich das haben?«
Sie hielt das Fell des Wildschweins hoch, das sie erlegt hatten.
»Natürlich. Wofür?«
»Für ein Hemd«, sagte sie. Und faßte sich an die Schulter. »Wenn ich es zweilagig vernähe, habe ich einen gewissen Schutz. Ohne das Gewicht des Panzers. Nach dem gestrigen Tag glaube ich, daß es besser für mich wäre.«
Nach kurzem Nachdenken nickte er grimmig.
»Nun gut«, sagte er und holte das Hirschfell, das beste Fell, das sie hatten. »Hat keinen Sinn, irgend etwas zusammenzuflicken.«
Und so schnitzte er am Abend fortan kleine Knochenplatten, von denen kein Stück größer als ein Fingerglied war, passend zum Futter des Panzers, den er für sie anfertigen wollte: an der Außenseite und an den Schultern Wildschweinhaut, weiches Hirschleder an der Innenseite und kleine Knochenpailletten für die Schultern, den Rücken, den Brustkasten und den Saum, die er ins Futter einnähen wollte.
Eine Rüstung für eine Frau, leicht und schmiegsam, zum Schutz vor Streifschlägen, ohne daß die Beweglichkeit eingeschränkt worden wäre.
Für den Fall, daß Banditen auftauchten, dachte er. Selbst wenn sie ihn nicht verließ, konnte sie die Rüstung gut gebrauchen, falls die Räuber aus Hoishi sie einmal überfallen sollten.
Verdammt.
Jiro schnaubte und wiegte sich im Takt des Striegelns, der große Fettkloß, der er geworden war, gutgenährt und wohlversorgt, und Shoka striegelte ihn, bis das Winterfell in Flocken durch den Sonnenschein flog, der durch die Ritzen der Stallwände drang.
Noch ein Jahr auf dem alten Kameraden. Um die Schnauze herum war immer mehr Weiß zu entdekken, das Shoka zu übersehen versuchte. Doch als er fertig war, lehnte er sich an den Hals des Pferdes, tätschelte es kräftig und wünschte...
Ach, wenn die Zeit doch stehenbliebe! Wenn der Tod doch an ihm vorüberginge!
»Ich habe eine Närrin am Hals«, sagte er zum Pferd. Es war dumm, sich mit einem Pferd zu unterhalten. Aber das tat er schon seit Jahren, weil er sonst keine Gelegenheit gehabt hatte, seine Stimme zu gebrauchen.
Bis sie aufgetaucht war. Und sein Leben verändert hatte.
»Ich unterrichte sie«, sagte er zum Pferd, das ihm teilnahmsvoll ein Ohr zuwandte, »weil sie nur deshalb hierbleibt. Ich mache ihr einen Panzer, damit sie sich nicht umbringt. Was bleibt mir anderes übrig? Hm?«
Jiro drehte den Hals und berührte mit den Lippen seinen Hemdsaum.
»Die Frau ist eine verdammte Närrin«, sagte er, wie besessen bürstend und striegelnd. »Sie ist noch nicht soweit. Nicht einmal annähernd. Irgendwann wird sie zur Vernunft kommen und es einsehen. So weit hat sie's immerhin geschafft.
Männer
sind ihr Problem. Es ist nicht Gitu, der ihr Alpträume bereitet, sondern jeder Mann, der es wagt, sie anzuschauen. Dorthin zurückkehren! Wo es vor Banditen nur so wimmelt. Gütiger Himmel!«
Pferd und Reiter polterten die abschüssige Sommerweide hinauf, und Shoka, der die Ellbogen auf die Knie gestützt hatte, sah vom Zaun aus zu, wie Jiro sich in Schlangenlinien den beiden Männern aus Lumpen und Stroh näherte, wie sich das Schwert aufrichtete und Taizu sich im Sattel vorbeugte und nach dem einen Mann schlug, während Jiro erneut die Richtung änderte...
Träges Pferd,
dachte Shoka, als er sah, daß Jiro wieder in einen Trott gefallen war. Er wußte, wann er Strohpuppen vor sich hatte. Gelernt war gelernt.
Die Schwerthiebe jedoch erfolgten sehr präzise auf die farbigen Linien, die sie auf die Gestalten gemalt hatten.
Hin und her, hin und her, von den Strohpuppen an diesem Ende der Weide zu den Strohpuppen am anderen Ende, bis sein Hinterteil des Sitzens müde war und Jiro schäumte und schwer atmete.
»Zeit zum Abendessen!« rief Shoka, als sie an ihm vorbeikam und abermals wendete. »Reite im Schritt hinunter!«
Sie
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