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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Banditen leben. Ein famoser Plan.«
    Sie starrte ins Leere. »Kann ich die Matte und die Decke mitnehmen?«Er winkte ab, im Moment war ihm nicht nach Reden zumute. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er lehnte sich neben der Tür an die Wand, verschränkte die Arme und starrte zu Boden.
    »Kann ich die Matte mitnehmen?«
    »Verflucht noch einmal, nimm, so viel wie du willst. Bloß Jiro nicht. Es ist mir egal.«
    Lange Zeit blieb es still.
    Dann schniefte sie, und als er aufsah, stellte er fest, daß sie weinte.
    »Du mußt ja nicht weggehen«, sagte er. »Niemand zwingt dich dazu. Ich will nicht, daß du gehst. Ich bitte dich, es nicht zu tun. Was soll ich sonst noch sagen?«
    Sie hob das Bündel auf, ging zu ihrer Matte und ließ es darauf fallen.
    »Heute bleibe ich noch hier«, sagte sie. »Heut nacht werde ich mit Euch schlafen. Ein nächstes Mal wird es nicht geben.«
    Er sog erschauernd den Atem ein. »Ich verstehe dich nicht, Mädchen.«
    »Ihr habt gesagt, ich soll mich nicht fürchten. Darum möchte ich, daß Ihr mit mir schlaft. Damit ich mich unterwegs daran erinnern kann. Wenn ich jetzt schwanger werde, wird mich das nicht aufhalten. Nichts kann mich aufhalten. Ich werde es schaffen. Ich werde aufpassen, so gut ich kann. Wenn möglich, komme ich hierher zurück.«
    »Du willst das tun und dann einfach weggehen.«
    Sie nickte, ruhiger jetzt, und er starrte sie verzweifelt an.
    Dann trat er zum Wandbrett in der Ecke, nahm den Panzer herunter und warf ihn auf seine Matte. »Dann kannst du genausogut gleich zweimal packen, Mädchen.«
    »Nein!«
    »Wie,
nein?
Ich überlasse dich nicht den Banditen. Erzähl mir nicht, du hättest es nicht von Anfang an darauf angelegt gehabt.«
    »Ich habe
nein
gesagt!«
    »Tut mir leid.« Er nahm sein Schwert und legte es zusammen mit Bogen und Köcher neben die Tür.
    »Ihr lebt in Verbannung! Sie werden Euch töten!«
    »Sollen sie es nur tun.« Er holte tief Luft und schaute sich in der Hütte mit ihren Wandbrettern und den Habseligkeiten um, die er im Lauf der Jahre angesammelt hatte, ein vertrauter Ort und vertraute Dinge. Er verspürte eine Art Panik, so als schwebe er am Rande eines tödlichen Abgrunds. Doch der Schritt fiel ihm leicht. Sehr leicht. Das hatte er von Duellen, Gerichtsurteilen und Gefechten gelernt. Wenn man keine andere Wahl hatte, dann bewegte man sich, das war alles. Er nahm den ganzen Haken mit dem Rauchfleisch ab und legte ihn auf den Ofen. »Kein Grund zu fasten.«
    »Verdammt, ich habe Euch nicht darum gebeten!« Er sah sie an und lächelte, lachte, schüttelte den Kopf. »Ich will das nicht! Ich will
Euch
nicht!«
    »Schon gut. Ich verzeihe dir.« Er fand seine lederne Hose, die über einem Dachsparren hing, zog sie herunter und warf sie auf die Matte. »Haben wir saubere Hemden?«
    »Verdammt noch einmal!«
    »Du hast dir eine grobe Ausdrucksweise angewöhnt, Mädchen.«
    »Ich will nicht, daß Euch jemand tötet!«
    »Das ist ein löblicher Vorsatz. Das Vernünftigste, was ich seit langem von dir gehört habe.« Er nahm ein überzähliges Hemd vom Haken und warf es auf den Stapel. »Ich will nicht, daß dir irgendein Beamter die Hand abhacken läßt. Um das zu verhindern, komme ich mit; außerdem befindest du dich noch in Ausbildung. Es könnte zu Zwischenfällen kommen. Werde nicht übermütig! Nimm Hilfe an, wenn du sie brauchst.«
    Sie wischte sich die Tränen ab, durchquerte. den Raum mit energischen Schritten und wollte seinen Panzer aufheben. Das vereitelte er mit einer kleinen Handbewegung. Und sie wußte es besser, um es auf die Spitze zu treiben.
    »Nein«, sagte er bestimmt. »Mädchen, du kannst losgehen und unbemerkt verschwinden, aber ich werde dich trotzdem finden. Also, warum ersparen wir uns das nicht und brechen morgen gemeinsam auf wie zwei vernünftige Menschen?«
    »Es geht um meine Rache, um mein Leben, meine Familie. Ihr habt in Hua nichts verloren!«
    »Du bist
meine
Familie«, sagte er. »So ist das. Du hast es so gewollt. Na schön, dann sollst du es auch bekommen.« Er nahm ihre Hand. Sie war eiskalt und schlaff. »Bringen wir's hinter uns wie zwei vernünftige Menschen. Schlaf dich ordentlich aus. Morgen geht's los.« Als er ihr die Hand auf die Hüfte legte, zuckte sie zusammen. »Hast du's dir wegen heute nacht anders überlegt?«
    »Ich...« Ihre Zähne schlugen aufeinander.
    »Ich will dir etwas sagen: Ich hätte damals in Chiyaden fast geheiratet. Fürstin Meiya und ich – wir waren in jeder Beziehung ein

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