Der Paladin
Liebespaar, abgesehen von der geschlechtlichen Vereinigung. Außer Kurtisanen hatte ich anschließend keine anderen Frauen mehr. Ich sage die Wahrheit. Ein Junge war in ein Mädchen verliebt, das die Frau des Kaisers wurde. Der Junge und das Mädchen waren Narren – die sich die Gelegenheit entgehen ließen, glücklich zu werden. Die Ehre bedeutete ihnen alles, obwohl sie ihren Gemahl verachtete. Und der Himmel allein weiß, wie sehr
er
den Kaiser verachtete. Vielleicht taten wir recht daran. Oder vielleicht bin ich auch ein zweifacher Narr, weil ich auf dich gewartet habe – aber ich bin es gewöhnt, auf Frauen zu warten, weißt du. Und ich werde weiterhin warten, bis du in
mein
Bett kommst. Wenn du heute nacht nicht kommst, in Ordnung. Wenn du überhaupt nicht kommst – auch gut. Daß wir miteinander schlafen, ist nicht das Entscheidende. Entscheidend ist der Grund, warum ich mit dir komme. Das allerwichtigste ist der Kern all dessen, was ich dich gelehrt habe. Weißt du, was das im Moment bedeutet? Weißt du, warum ich mit dir komme?«
Sie rückte, biß sich auf die Lippen und brach in Tränen aus. Sie umarmte ihn und hielt ihn lange Zeit fest.
Er wäre ein Schuft gewesen, dachte er, hätte er die Erschöpfung und Verwirrung eines Mädchens ausgenützt, das mit allem allein hatte fertigwerden müssen. Auch wenn er es wollte. Auch wenn diese Gelegenheit niemals wiederkehren würde und sie keine Ahnung hatte, was sie überhaupt wollte.
Darum hielt er sie wie ein Bruder in den Armen und wiegte sie, bis er sie wegschob und sagte:
»Laß uns zu Abend essen. Nachdem du zwei Jahre gewartet hast, wollen wir nicht wie die Verrückten Hals über Kopf aufbrechen. Ich halte dich nicht hin. Ich meine bloß, wir sollten in Ruhe packen und nicht müde aufbrechen. Morgen, wenn alles in Ordnung ist, oder übermorgen, wenn noch etwas fehlt. Einverstanden?«
Sie rieb sich die Augen, wandte verlegen das Gesicht ab und löste sich von ihm, nicht gewaltsam, bloß ohne ihn anzusehen, auch dann nicht, als sie sich hinhockte und am Ofen zu schaffen machte, wobei sie sich ab und zu mit dem Ärmel über die Augen rieb.
Er ging zu ihr und hockte sich auf Bauernart so hin, daß er ihr Gesicht sehen konnte.
»Ich will dich immer noch«, sagte er, für den Fall, daß sie ihn mißverstanden hatte. Ja, es stimmte. Er hoffte bloß, daß er seinen Argumenten nicht zuviel Nachdruck verliehen hatte. »Ich möchte dich bloß zu nichts drängen. Du entscheidest selbst. Einverstanden?«
»Ich habe mich entschieden«, sagte sie mit zusammengepreßten Zähnen, sich die Augen reibend.
»Du hast keine Angst mehr vor mir. Nach allem, was passiert ist.«
Sie schüttelte heftig den Kopf. Sie lügt, dachte er. Bestimmt hatte sie ihren ganzen Mut zusammengenommen, und er hatte das Falsche getan. Er streichelte ihren Nacken. Ihre Muskeln waren steinhart. Doch sie duldete seine Berührung und arbeitete weiter, maß den Reis ab, ohne ihn zu beachten.
»Zum Teufel mit dem Abendessen«, sagte er.
Sie schüttelte seine Hand mit einem Achselzucken ab, ohne ihn anzusehen, drehte sich um und griff nach dem Schöpflöffel.
»Du hast Hunger, was?« murmelte er.
»Immer mit der Ruhe«, sagte sie und schlug ihn mit seinen eigenen Argumenten.
Beim Abendessen, das sie draußen auf der Veranda einnahmen, herrschte eine angespannte Atmosphäre. Ihre Hände zitterten. Seine ebenfalls, wenn auch nicht verräterisch. Sie wechselten kaum ein Dutzend Worte. Sie sah ihn kaum an; und er betrachtete den Hof, den Stall, alles, was sein Zuhause gewesen war.
In Gedanken war er bereits auf dem Weg nach Hua, erwog bereits die Möglichkeit, von dort wegzukommen und wieder zur Straße zu gelangen. Wie er es Taizu beigebracht hatte, plante er den Rückzug schon mit dem Einsatz.
Und er schalt sich wegen der düsteren Wendung, die seine Gedanken genommen hatten. Doch es war ein weiter Weg nach Hause zurück; und Taizu und er würden nach allem, was sie in Hua getan hätten, nicht mehr der Mann und die Frau sein, die sie beim Aufbruch gewesen waren. Oder nach allem, was ihnen dort angetan worden war.
Sie spülte die Schüsseln, und er zündete die Lampe an und bereitete ihnen das Nachtlager, indem er beide Matten zusammenrückte.
Als sie zurückkam und sah, was er mit ihrer Matte getan hatte, schien sie gleich wieder aus der Tür stürzen zu wollen; statt dessen stellte sie die Schüsseln ab und sah ihn an, dann ging sie zu ihrer Seite des Raums, wo sie ihre Ausrüstung
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