Der Paladin
aufgehäuft hatte, und kleidete sich mit dem Rücken zu ihm aus.
Er entkleidete sich ebenfalls, und als sie trödelte und sich mehr Zeit ließ, als sie eigentlich brauchte, ging er zu ihr, und als er sie von hinten umarmte, spürte er, daß sie von Kopf bis Fuß angespannt war.
»Ist schon gut«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Bisher hat sich noch keine Dame über mich beklagt.« Er streichelte über ihre Haut, die unter seinen schwieligen Händen so weich war wie die einer Hofdame, und spürte, daß sie wie ein Kaninchen zitterte. »Wir haben keine Eile.«
Nach zehn Jahren auf diesem Berg konnte er sich ruhig noch ein wenig gedulden. Er konnte ihr ebensogut die Zeit lassen, die sie brauchte. Ein, zwei Stunden, wenn es denn sein mußte.
»Ich hole dir etwas Wein«, sagte er und versetzte ihr einen kräftigen Klaps auf den Rücken, wie er es ein paarmal getan hatte, als sie miteinander geübt hatten. Sie zuckte zusammen. »Für uns beide, einverstanden?«
Sie blickte ihn entsetzt an – wohl in ihrem jugendlichen Stolz verletzt, wie er dachte. Er holte den Wein und schenkte einen Krug voll ein. Und lächelte ihr zu, während sie ein wenig verwirrt und mit besorgtem Ausdruck dastand.
»Das ist kein Duell«, sagte er und nickte zu ihrer Matte hinüber. »Komm her!«
Sie kam. Sie setzte sich mit untergeschlagenen Beinen hin, wie es ihre Art war, und er nahm einen kräftigen Schluck aus dem Krug, setzte sich ebenfalls und reichte ihn ihr.
»Einen großen«, sagte er.
Sie nahm zweimal den Mund voll und schluckte, dann blinzelte sie und reichte ihm den Krug.
Er trank und reichte ihn zurück. Sie trank noch zwei Schluck.
»Das müßte eigentlich reichen«, sagte er und trank noch einmal. Sie sah bleich aus, als sei ihr übel. »Komm her!« verlangte er und streckte die Hand aus. »Dreh dich um!
»Was
habt Ihr vor?«
»Nichts. Mach schon!« Sie wandte ihm den Rücken zu. Er rieb ihren Rücken und ihre Schultern, spreizte die Beine und zog sie an seine Brust. Er spürte ihre Panik und verlagerte seine Arme, damit sie ihre frei bewegen konnte. »Siehst du.« Er streichelte sanft über ihre Haut. Ihre Arme ruhten auf seinen, und nun seufzte sie auf, als hätte sie lange Zeit den Atem angehalten, und ihre Schultern entspannten sich.
»Gut so«, sagte er und ließ seine Hände herabsinken, während er an etwas anderes zu denken versuchte, denn dies würde eine lange, langsame Nacht werden. Er redete mit ihr, irgendwelchen Unsinn. Ihr Zittern wurde jedoch schwächer, und sie erschauerte seltener, selbst dann, als er sie zwischen den Beinen berührte; und plötzlich zuckte sie, krümmte sich zusammen und wäre ihm beinahe entschlüpft.
Verdammt überrascht, dachte er. Als sie sich umdrehte und ihn ansah, lag jener gewisse Ausdruck auf ihrem Gesicht. Er spürte, wie die eigenen Reaktionen ihm entglitten.
»Komm«, sagte er und zog sie an sich. Sie verstand sofort, was er meinte. Er wollte, daß sie oben lag. Sie drehte sich zu ihm um, und mit dem letzten Rest an Selbstbeherrschung drang er behutsam in sie ein.
Eine Weile rührte sie sich nicht. Dann begann er sich zu bewegen und wurde schneller fertig, als ihm lieb war. Doch sie umschlang ihn mit kräftigen Beinen und drückte ihn an sich und hielt ihn fest, hielt ihn einfach fest, lange Zeit, bis ihm schließlich klarwurde, daß er auf ihr lag, und er sich herumrollte und sie sanft auf die gleiche Weise umfangen hielt.
»War es schlimm?« fragte er.
»Nein«, sagte sie nach einer Weile.
»Habe ich dir weh getan?«
»Nein.«
Er lag ganz still da und überlegte, ob er die Befragung wirklich fortführen sollte.
Verdammt, es war wichtig. Aber er würde ihr nicht Antwort für Antwort aus der Nase ziehen.
Sie verstärkte den Druck ihrer Arme um seinen Hals, umarmte ihn mit beachtlicher Kraft – nicht schmerzhaft: um ihm etwas zu sagen, dachte er, das zu kompliziert war, als daß sie es einem Mann hätte erklären können. Und er umarmte sie mit sanftem Druck, in zu komplizierte Gedanken vertieft, als daß er sie einer so jungen und so alten Frau hätte anvertrauen können.
Er glaubte zu wissen, was sie ihm sagen wollte: Sie waren so verschieden und doch einander so ähnlich; es war nichts, wovon die Dichter sangen, es brachte keine körperliche Entspannung, löste keine Probleme. Es brachte bloß etwas in Gang, das zwischen ihnen alles nur noch schwieriger machen würde, als es bisher schon gewesen war.
Aber sie war froh, hier bei ihm zu sein, das spürte er.
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