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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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möchte mich anziehen.«
    »Mädchen, ich habe dich mehr als nur gern, wenn du das noch nicht bemerkt haben solltest. Wenn du willst, nehme ich dich zur Frau.«
    Sie sah ihn weiterhin reglos an, seufzte erst einmal, dann noch einmal und richtete sich auf. Sie stand da und schaute ihn an, sichtlich um Fassung bemüht. Dann biß sie sich auf die Lippen, rannte die Treppe hinauf und an ihm vorbei.
    »Willst du nicht wenigstens darauf antworten, Mädchen?«
    Er hörte, daß sie stehenblieb. Er hörte, daß sie an der Tür stand, ihr leises Atmen vor dem Hintergrund der morgendlichen Stille.
    »
Ich bin keine Dame.
«
    Er wandte sich zu ihr um und sah sie an, versuchte zumindest ansatzweise dahinterzukommen, was mit ihr los war. »Meine
Frau
ist das, was sie sein möchte.
    Meine
Frau
ist eine Dame. Das ist es, was ich dir anbiete, verdammt noch einmal. Ich glaube nicht, daß ich dich damit beleidigt habe.«
    Lastendes Schweigen. Sie blickte lange zur dunklen Türöffnung hinüber, nicht zu ihm. Und sie hob die Hand zu ihrer Narbe, an die er, der Himmel war sein Zeuge, weder letzte Nacht noch heute morgen gedacht hatte.
    Diese verdammte Narbe und alles, was damit zusammenhing.
    Keine Tränen. Er fürchtete, sie könnte jeden Augenblick zu weinen anfangen, und seine Eingeweide zogen sich zusammen; aber sie behielt die Fassung. Und sah ihn nicht an.
    »Meister Shoka, bitte kommt nicht mit mir! Laßt es mich allein tun. Anschließend komme ich zurück und werde Eure Frau. Ich werde sein, was immer Ihr von mir verlangt. Aber
mischt Euch nicht in meine Angelegenheiten!
«
    Er saß schweigend und ruhig da, während ihn diese junge Frau auf eine Art und Weise kränkte, wie er es von niemand anderem auf der Welt und auch von ihr nicht hingenommen hätte – wenn er nicht ihren Schmerz gespürt und gefühlt hätte, daß es ihrer Frauenehre zuwiderlief, von einem Mann, der das Lager mit ihr geteilt hatte, morgendliche Versprechen anzunehmen, die er womöglich in ein paar Stunden wieder vergessen hätte.
    »Ich stelle keine Bedingungen«, sagte er. »Ich konnte dich nicht daran hindern, hierherzukommen. Jetzt kannst du mich nicht daran hindern, diesen Ort zu verlassen. Du siehst, es ist sehr schwer, irgend etwas zu
verhindern
. Das habe ich dich gelehrt. Darum lasse ich dich gehen. Und jetzt kannst du
mich
nicht aufhalten.«
    »Ja, Meister Shoka.« Mit heiserer, hohler Stimme, so als ahne sie ihre Niederlage voraus und spiele das Spiel anstandshalber weiter.
    »Ich bin kein Narr, Mädchen. Es ist lange her, seit ich erwachsen wurde. Das solltest du mir zugestehen.«
    Schweigen.
    »Das glaubst du doch, hab ich recht? Daß ich ein Narr bin?«
    »Nein, Meister Shoka.«
    Er wurde von Bitterkeit überwältigt, als er sich plötzlich an Meiyas ernstes, sorgfältig geschminktes Gesicht erinnerte, an ein Treffen im Garten, im Palast:
Verheirate dich. Um Himmels willen...
Und der schmerzhafte Gedanke, daß Meiya ins verschwommene Niemandsland der Legenden Eingang gefunden hatte, eine verdammte Romanze, die sich die Bauern im Winter erzählten, Saukendar und Meiya. Als ob er, der einfache Shoka, nicht das Recht gehabt hätte, den Verlauf der Geschichte zu ändern.
    Meister Saukendar...
    Und wenn ich nun eine Schweinehirtin an Meiyas Stelle will, ist das nicht mein gutes Recht?
    Ich wollte nie eine verfluchte Legende sein.
    »Zieh dich an!« befahl er scharf. »Und dann los. Oder sag es mir, wenn du's dir anders überlegt hast. Niemand zwingt dich dazu, dich zur Närrin zu machen. Aber wenn dein Entschluß feststeht, dann brechen wir heute auf. Ganz, wie du willst.«
    Sie ging hinein. Er hob sein Hemd von den Brettern auf, zog es an, gürtete es diesmal und hob den Kopf, als in der Hütte erst ein Poltern und dann ein Krachen ertönte.
    Ihr Temperament. Ja.
    Er legte die Armschützer an und verschnürte sie, und dann kamen die Schienbeinschützer mit ihren Verschlüssen an die Reihe, als Taizu wieder herauskam und ihre zusammengerollten Schlafmatten auf die Veranda fallen ließ.
    »Komm her!« verlangte er und deutete auf die Treppe zu seinen Füßen. Sie runzelte die Stirn und trat näher. »Setz dich!« befahl er und fügte hinzu: »Bitte.«
    »Was habt Ihr vor?«
    »Setz dich.«
    Sie setzte sich, und er löste ihr nasses Haar und kämmte es behutsam – dann drehte er sie an den Schultern zu sich herum und nahm sein Rasiermesser.
    »Was tut Ihr da?« schrie sie.
    »Ganz ruhig...« Er nahm erst eine Strähne und dann die andere, kämmte sie

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