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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Hände ruhten auf den Knien, ihre ganze Haltung war entspannt. Nur ihre Stimme zitterte und brach.
    Lange Zeit schwieg er. Er entdeckte einen Zweig zwischen seinen Fingern und schnippte ihn weg. »Weil du so schonungslos offen bist, will ich dir etwas sagen; ich war ein verdammter Narr, daß ich nicht darauf bestanden habe, daß Meiya mit mir schlief. Denn dann hätte sie den Kaiser niemals geheiratet. Ich war ein noch größerer Narr zu glauben, daß es etwas gäbe, wovor der Kaiser zurückschrecken würde, und daß ich sie mir nicht geschnappt und über die Grenze geflohen bin. Aber inzwischen, verstehst du – inzwischen war sie die Frau des Kaisers. Und man hätte mir eine Armee hinterhergeschickt; und sie wäre trotzdem umgekommen. Aber Tatsache ist...« Dieser Gedanke war seit Monaten in ihm herangewachsen, ein bitterer Gedanke, der einen Teil seines Lebens verdüsterte. »Ich glaube nicht, daß ich sie all die Jahre über geliebt habe. Ich glaube nicht, daß sie mich jemals geliebt hat. Wir waren Kinder. Wir waren vernarrt ineinander. Ich habe sie auf Anordnung des alten Kaisers verloren. Das war romantisch, und ich war traurig und in meinem Stolz verletzt. Was blieb mir also anderes übrig, als ein Gefühl zu hegen, von dem ich nicht genau wußte, ob es jemals real gewesen war? Kannst du das verstehen? Es ist wahrscheinlich das, was du mit mir erlebst. Du verstehst es, und auch wieder nicht. Einerseits, andererseits. Aber damals mußte es für mich real sein. Sie haßte ihren Gatten. Ich war ihr Freund. Wir haben nie zusammen geschlafen. Hätten wir's getan, dann wohl deshalb, um die Vergangenheit wiederauferstehen zu lassen. Um der Vorstellung willen, es sei mehr gewesen als bloße Zuneigung. Am Tag, als sie starb...« Er spürte eine Verengung in seiner Kehle und räusperte sich. »Sie hat auf mich bis zuletzt gewartet, da bin ich mir sicher, denn ich war ihr Freund. Weil sie wußte, wenn jemand kommen würde – dann ich. Aber mittlerweile war zwischen uns alles nur noch Politik, ein einziges Ränkeschmieden, wie man den einen oder anderen Fürsten dazu bringen könnte, das Nötige zu tun – nichts als Politik. Wir waren kein Liebespaar, wir waren eine Fraktion, die Ghita zerschlagen mußte – ich, Meiya und Fürst Heisu. Daß er mir keinen Ehebruch nachweisen konnte, das lag daran, daß wir zu vorsichtig waren. Daß man ihn Heisu nachweisen konnte – das kam daher... weiß der Himmel, ob sie es getan hat. Ich würde ihr daraus keinen Vorwurf machen. Ich könnte mir den Grund denken... weil sie mich für einen verdammten Ehrenmann hielt. Und sie wußte wohl, wie närrisch und wie gefährlich es gewesen wäre. Aber wenn sie mit Heisu geschlafen hat – dann deshalb, weil sie sich nichts aus ihm gemacht hat, nur als Ratgeber und Freund, und weil ihr Gatte sie nie angerührt hat. Weißt du – Menschen tun sich Dinge an, die ebenso schlimm sind wie das, was auf Schlachtfeldern geschieht. Das ist die Wahrheit. Du hast dir nicht ausgesucht, wie die Dinge gelaufen sind. Ich bin für das Schlamassel verantwortlich, unter dem ich gelitten habe. Und wenn ich mit dir schlafe – dann deshalb, weil ich mit den Jahren klüger geworden bin. Ich nehme, was die Götter mir schenken. Ich verlange nicht zuviel. Ich mag dich wirklich. Ich habe noch nie mit einer Frau geschlafen, aus der ich mir etwas gemacht habe. Mit keiner einzigen – bis du kamst.« Es wurde zu peinlich, so zu einem sehr jungen, sehr nüchtern denkenden Mädchen zu sprechen, auch wenn es kein Kind mehr war. Er griff nach dem zerbrochenen Zweig und stieß ihn ins Feuer, wobei er nicht zu ihr hinsah, nur auf das Feuer, das kurz mit hellen Flammen und ein paar Funken in die fallende Dunkelheit aufloderte. »Das sind jedenfalls meine Beweggründe. Damit brauchst du dich nicht zu belasten.« Er nahm einen neuen Zweig und warf ihn ins Feuer. »Wenn ich mich richtig an meine Landkarten erinnere, dann sind die Berge im Süden Huas bewaldet. Es ist nicht leicht, jemanden dort zu finden. Dorthin will ich mich absetzen. Und du kommst mit...«
    Sie war aufgestanden. Er meinte, er habe sie verärgert und sie werde weggehen. Statt dessen kam sie zu ihm, hockte sich hin, nahm seine Hand und hielt sie fest, die Arme zwischen den Knien.
    »Laßt uns zusammen schlafen. Einverstanden?« Er blickte in ihr ernstes, vom Feuer beschienenes Gesicht, das sich dicht vor seinem befand. Sein Herzschlag beschleunigte sich. »Ist gut«, sagte er und verstärkte den Druck seiner

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