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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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»Nicht sprechen«, sagte er. »Jiros Gehör und Jiros Nase sind die beste Verteidigung, die wir haben.«
    Sie nickte kurz. Das war alles, bis sich der Weg wieder verbreiterte und sie im hellen Tageslicht neben dem Fluß einhergingen.
    Taizus Vorschlag, als Vorhut vorauszugehen, wurde verworfen. Die Banditen wußten, daß sie zu zweit waren. Das wußten sie bestimmt; und Shoka musterte ständig die in Schußweite liegenden Kuppen, mit gespanntem Bogen, einen Pfeil angelegt und zwei weitere in der Hand.»Ich glaube, die wollen eine leichtere Beute«, sagte er schließlich.
    »Vielleicht waren es gar nicht so viele«, meinte Taizu.
    Er verspürte ein Prickeln im Genick, das so stark war, daß er sich im Sattel umdrehte.
    Doch da waren nur Bäume und Felsen und der schmale Durchgang der Straße.
    Er blickte wieder nach vorn und wünschte mit ganzem Herzen, er hätte Jiro zu einer schnelleren Gangart antreiben können.
    Angesichts ihres Gewichts und dem ihrer Ausrüstung und ihres Proviants war das jedoch ausgeschlossen: Jiro konnte zwar das Gepäck tragen, kam damit jedoch nicht schneller voran als in diesem Tempo; oder er konnte damit rennen und sich umbringen.
    Immerhin kamen sie schneller voran, als Taizu es bisher geschafft hatte. »Gib mir die Trage«, sagte er, und als sie den Mund aufmachte: »Reich sie hoch.«
    Sie zog ihren Arm unter einem der Stricke hervor, nahm den Bogen in die andere Hand, befreite den anderen Arm und behielt nur den Köcher, während sie ihm die Trage reichte.
    »Los«, sagte er. »Beweg dich, Mädchen.
Lauf!
«
    Sie bewegte sich, trabte in gleichmäßigem Tempo dahin, und Jiro schnaubte und wechselte zu einer schnelleren Gangart über, ohne daß er ihn auch nur mit der Hacke berührt hätte – das alte Jagdspiel.
    So passierten sie die Anhöhen, unterbrochen von Ruhepausen, die sie in der Nähe der Felsen einlegten.
    Schließlich gelangten sie zum breiteren Flußtal. Taizu blieb keuchend stehen, der Schmutz und das angetrocknete Blut auf ihrem Gesicht waren von Schweißrinnsalen durchzogen, das Haar klebte ihr im Gesicht.
    Er hatte das Gefühl, sie hätten eine Tür durchschritten – eine, durch die es kein Zurück gab. Er tat es mit einem Achselzucken ab.
    »Ich werde die Ausrüstung eine Weile tragen«, sagte er. »Hier bleiben wir nicht. Geh weiter.«
    Sie sah ihn mit offenem Mund an, als vermutete sie dahinter eine Art Rache.
    »Los!« sagte er.
    Nun schien sie zu begreifen. Sie atmete tief ein, drehte sich um und rannte weiter.
     
    Sie mußten jetzt öfter rasten – wann immer sie zu einem Felsen kamen, der ihnen Deckung bot. Taizu war schweißnaß und atmete in rauhen Stößen. Zuletzt ging sie dicht neben Jiros Flanke und hielt sich an den Satteltaschen fest, teilweise deshalb, weil sie sich kaum noch auf den Beinen zu halten vermochte, aber auch um Jiros Rumpf von der gefährlichen Seite abzuschirmen, als sie an den letzten Anhöhen vorbeikamen.
    Dahinter, wieder in freiem Gelände, taumelte sie vor Erschöpfung, und als sie zu einer breiten, freien Stelle neben dem Fluß gelangten, krächzte sie: »Meister Shoka, können wir hier eine Weile rasten?«
    »Wir werden bald rasten«, sagte er, saß ab, ließ Taizu aufsitzen und ging seinerseits zu Fuß weiter, während Taizu auf dem Sattel schwankte – zu stolz, um zusammenzubrechen, dachte er.
    Als sie jedoch zur Furt gelangten, an eine kleine Kiesbank, wo der Fluß Holz angeschwemmt hatte, das in der Sonne getrocknet war, bestand er darauf, ein Feuer zu machen. Er legte seine Rüstung ab und wusch sich mit eiskaltem Wasser, und sie tat es ihm nach, in einiger Entfernung von ihm und ohne ihn anzusehen.
    Er sah sie an – wie sie mit untergeschlagenen Beinen dasaß, sich Wasser über Haar und Schultern schöpfte und
es
sogar in dieser unvorteilhaften Pose schaffte, sein Interesse zu erregen – einen Augenblick lang fühlte er sich beunruhigt, weil sie so klein war, so verbohrt und ihm so wichtig geworden war. Daß der Tod und das Töten sie abstoßen könnten – diese Illusion gab er endgültig auf, wenngleich es ihn nach wie vor erschütterte, wie sachlich sie damit umging.
    Mädchenhaft sittsam am hellichten Tag. Und so gewissenlos wie eine Soldatenprostituierte. Er hätte Abscheu empfinden sollen. Doch er empfand etwas anderes. Er fühlte sich – zu ihr hingezogen. Und dachte, wenn sie ein Junge wäre, würde er sie wegen ihrer Ruhe und ihrer Gewandtheit für außergewöhnlich halten und wissen, daß er hier den seltenen

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