Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
eine Grimasse. »Ich habe gesagt, heut nacht.
Nach
dem Abendessen. Ich bin hungrig.«
    »Vielleicht bin ich dann nicht mehr in Stimmung. Wer weiß?«
    Ihr Blick wurde schalkhaft. »Meister Shoka, Ihr seid in Stimmung, seit ich Euch kenne. Hier.« Sie hielt ihm die Kanne hin, um Tee einzuschenken. Er hielt ihr seine Teeschale hin und vertraute auf ihre Treffsicherheit.
    »Das heißt
Shoka
«, sagte er. »Einfach nur Shoka, bitte.«
    Ein besorgter Blick unter ihren Brauen hervor. Das Lächeln war verschwunden.
    »Ich wünschte, Ihr wärt umgekehrt, Meister Shoka. Jetzt habe ich Angst, daß sich herumspricht, daß Ihr den Berg verlassen habt. Und was dann?«
    »Sie haben es schon früher versucht. Sie haben es mehrmals nach meiner Ankunft versucht, als sie mich gefunden hatten. Sie haben es aufgegeben. Es wurde ihnen zu kostspielig.«
    »Diesmal geben sie vielleicht nicht auf.«
    »Kann sein. Dann gehen wir eben in den Süden. Wir gehen durch die Berge. Wir suchen uns weiter weg einen anderen Berg.«
    Sie sah ihn lange Zeit an.
    »Dein Essen wird kalt«, sagte er und steckte sich ein Reisbällchen in den Mund.
    Das Essen war natürlich schon kalt. Zwischen Schlucken Tee verzehrte sie lustlos ihren Reis und das Trockenfleisch. Er aß mit Appetit, brühte ein zweites Mal Tee, lehnte sich zurück und trank ihn, während sie ihr Mahl schweigend beendete.
    »Gib's zu«, sagte er. »Durch meine Unterweisung bist du ein wenig zur Vernunft gekommen. Ich sage kein Wort. Du weißt schon alles, was ich dir sagen könnte. Plane deinen Rückzug. Halte dir immer eine Möglichkeit zum Rückzug offen. Ich habe meinen mit eingeplant. Glaub ja nicht, das hätte ich nicht getan.« Eine verdammte Lüge. Er lehnte den Kopf an den Felsen und hoffte, daß sie heute mit keiner neuen Ausrede ankäme, daß ihre Stimmung sie nicht davon abhielte. Sie geriet so leicht in eine düstere Stimmung. Er hatte mehrere Jahre gebraucht, um Abstand von den Toten zu bekommen und zu der Überzeugung zu gelangen, daß es auf den jeweiligen Tag und den Augenblick ankam. »Genieße das Leben, Mädchen. Oder du läßt zu, daß sie dich tagtäglich töten. Und diese Genugtuung gönne ich den Schuften nicht. Nimm, was der Tag dir bringt. Genieße den Sonnenuntergang. Genieße den Regen. Oder einen Mann, der dich liebt.
    Teufel noch eins. Ich glaube, so schlecht bin ich auch wieder nicht. Oder doch?«
    Sie blickte ihn über den Rand der Teeschale hinweg an und dann wieder zur Seite, seine Worte bedenkend, wie es ihre Art war. Ein kleines Lächeln kräuselte ihre Mundwinkel, und eine Braue hob sich. »Nein, das seid Ihr nicht.« Das Lächeln verschwand. »Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Ich weiß, wie es zugeht in der Natur. Ich habe gesehen, wie sich die Ziegen und Schweine vergnügen. Ich hatte vier Brüder, zwei davon verheiratet.« Der Mund zitterte. »Und was ich bekommen habe, war etwas anderes. Versteht Ihr? Das kann ein Mädchen vom Lande nicht überraschen. Ziegenböcke sind auch nicht höflich. Aber was soll's! Meister Shoka...« Sie riß eine Handvoll Gras aus und schleuderte es weg. »Mein Pech. Oder nicht? Sollen sie's jetzt doch ruhig versuchen. Wirklich. Mir wär's recht.«
    Er ließ seinen Atem behutsam entweichen. Verdammt noch mal, gab es denn keine Verschnaufpause bei ihr? »Ich hoffe, du beziehst mich in diese Aufzählung nicht mit ein.«
    Sie biß sich auf die Lippen. »Nein, Meister Shoka. Ich möchte bloß, daß Ihr wißt, daß ich nicht mit Euch schlafe, weil ich Eure Frau bin, sondern weil ich Angst habe und keine Angst haben will, darum tue ich es, bis die Angst aufhört. Ihr aber glaubt, es sei Euretwegen. Aber ich will Euch nicht anlügen. Ich mag nicht lügen. Ich bin keine Jungfrau. Ich bin niemandes Weib. Es ist meine Schuld, daß Ihr den Berg verlassen habt, und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als daß Ihr dorthin zurückkehrt! Wenn Ihr umkehrt, dann verspreche ich Euch, daß ich versuchen werde, am Leben zu bleiben und zurückzukommen, und dann werde ich Euch heiraten, dann werde ich den Rest meines Lebens alles tun, was Ihr von mir verlangt. Ich will bloß nicht, daß Ihr meinetwegen getötet werdet. Das habe ich nie gewollt. Ihr seid dumm, und das hasse ich! Ich bin nicht das, wofür Ihr mich haltet. Ich bin nicht Eure Frau. Ich bin ein Mädchen vom Lande. Man wird Euch auslachen, wenn Ihr etwas anderes behauptet. Genau wie diese Leute vorhin. Und das will ich nicht!«
    Ihr Gesichtsausdruck war vollkommen beherrscht, ihre

Weitere Kostenlose Bücher