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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Fall eines Schülers vor sich hatte, der zu selbstbeherrscht war, um Dummheiten zu machen. Ein Schüler, der im
Weg
ruhte.
    Genau das, was ich sie gelehrt habe
, war der eine Gedanke.
    Und der andere – daß es weibliche Grausamkeit war, von der Sorte, wie er sie bei Huren aller Schichten kennengelernt hatte.
    Das eine respektierte er; das andere stieß ihn ab. Er wußte weder, woran er bei ihr war, noch was er sie gelehrt hatte; und sein Körper sagte, daß er sie liebte, was ihn noch mehr verwirrte –
Ihr seid aus dem Gleichgewicht, Meister Saukendar...
    Dieses
verfluchte
Mädchen.
    Er
wollte
nur das Beste von ihr denken. Das wollte er wirklich; und dennoch...
    Das Beste von ihr zu denken bedeutete, zu glauben, daß sie fähig war, den
Weg
zu beschreiten; und das hieß, daß er sich ein vollkommen anderes Bild von ihr machen mußte als von jeder anderen Frau; schlimmstenfalls bedeutete es, daß er ein Narr war, seine Kunst einer Schülerin zu vermitteln, die sie mißbrauchen könnte, und sei es um Rache zu nehmen – und die von Anfang an nicht das gewesen war, was die verwundbare Phantasie eines einsamen Mannes aus ihr hatte machen wollen.
    Erheblich aus dem Gleichgewicht, Meister Saukendar...
An der Existenz von Dämonen zweifelte er. Doch daß er sich an eine Frau gebunden haben könnte, die ebenso zerstörerisch für ihn war – diesen Gedanken wurde er nicht los. Es war ihm wenig mehr geblieben als sein Ruf. Und er hatte ihn nicht nur mit ihr verbunden. Er hatte ihn ihr vollständig überlassen, so daß sie damit in die Welt hinausgehen und Gutes oder Böses damit anrichten konnte...
    Vielleicht sollte er zu dem uralten Heilmittel gegen Dämonen greifen und ihr den Kopf abschlagen, wenn sie ahnungslos dasaß, und mit unbeschädigtem Ruf wieder nach Hause ziehen: im Dorf würde man sich Legenden darüber erzählen, wie knapp er ihrem Zauber entronnen war.
    Er verspürte jedoch kein Verlangen danach, ihr den Kopf abzuschlagen. Kein Verlangen, sie gewaltsam nach Hause zu bringen, kein Verlangen, noch länger auf dem Berg zu warten, denn jetzt wußte er, worauf er wartete, und wenn sie nicht mehr bei ihm wäre – dann wäre da für den Rest seines Lebens gar nichts mehr.
    Und so saß er da und fror vom kalten Wasser und vor Verlangen nach einer Frau, die es mit jedem der jungen Kämpfer aufnehmen konnte, die er je gekannt hatte – was ihm beinahe so vorkam, als fühlte er sich zu einem besonders hübschen Jungen hingezogen –, und gleichzeitig war sie eine Heilige, die sich durch seine Lust bestechen ließ – oder eine gewissenlose Frau, die sich unweigerlich an seinen Namen heften und das Ende des Rufs bedeuten würde, der ihm geblieben war...
    Nicht, daß ihm das etwas ausgemacht hätte. Aber, verdammt noch mal, er hatte nie ein Heiliger oder ein Held sein wollen, und wenn die Götter seinem Schicksal diese Wendung gegeben hatten und er versucht hatte, seinen Namen sauber zu halten und anderer Leute Erwartungen nicht zu enttäuschen, dann war es ein
verdammt
schäbiger Trick seitens der Götter, ihm jetzt eine solche Versuchung zu senden...
    Vielleicht sollte er es
wirklich
den Heiligen aus den Legenden gleichtun, ihr den Kopf abschneiden und in seine tugendhafte Abgeschiedenheit zurückreiten.
    Doch das widersprach dem Wollen seines Fleischs, dazu fehlte ihm die nötige Kraft und Überzeugung; er brächte sie nicht einmal dann auf, wenn sie sich plötzlich in den Dämon verwandelt hätte, für den das Dorf sie hielt – wenn sie sich auf einmal mit Reißzähnen und stechendem Blick zu ihm umwandte, dann würde er Zeit zu gewinnen versuchen und hoffen, daß sie sich wieder in Taizu verwandeln würde. So schlimm stand es um ihn.
    Schließlich glaubte er doch noch an Dämonen, hielt sie für einen Dämonen, der gekommen war, seine Seele zu rauben und ihn ins Verderben zu stürzen.
    Und vor seinem geistigen Auge sah er sie unter der aufgehenden Sonne zwischen den Toten wandeln, so kalt wie das Herz eines Teufels, sah er, wie sie hin und wieder einen der Körper anstieß und umdrehte, auf der Suche nach Wertsachen...
    Das war kein Verbrechen. Es war nur vernünftig.
    Aber sie hätte ein wenig Bedauern zeigen sollen. Ein wenig Angst.
Etwas ähnlich Mädchenhaftes wie ihre Sittsamkeit.
    Verdammt noch mal, wenn sie des Nachts mit Reißzähnen zu ihm käme, dann würde er sie dennoch besitzen wollen. Er konnte nicht begreifen, wie es mit ihm so weit hatte kommen können oder warum es ihm ohne sie gleichgültig

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