Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
war, ob er weiterlebte oder starb.
    Vielleicht deshalb, weil es ihm schon seit langem egal war.
    Das war ein bitterer Gedanke. Doch er schien wahr.
    Er seufzte und bespritzte sich mit kaltem Wasser, um das Blut von letzter Nacht und den Schweiß und den Schmutz vom heutigen Tag abzuwaschen.
    Ein verfluchtes Schlamassel, in der Tat.
     
    Sie teilten sich ein Stück geräuchertes Dörrfleisch und ein wenig Wurst; Taizu machte sich Hoffnungen auf ein richtiges Abendessen und sagte, sie würde Reis kochen, den sie in Blätter einrollen und morgen unterwegs essen konnten, wenn sie hungrig wurden.
    »Das Schlimmste haben wir hinter uns«, sagte er, »bis wir nach Ygotai kommen.«
    »Vielleicht«, sagte sie schroff, »haben die Banditen aufgegeben.«
    »Verlaß dich nicht darauf«, sagte er. »Vielleicht haben wir sie aber so weit gebracht, daß sie es sich überlegen, ob sie einen erneuten Angriff wagen sollen.«
    »Ihr macht Euch immer Sorgen.«
    »Ja, ich mache mir immer Sorgen. Ich habe dem Kaiser gedient. Das ist eine Angewohnheit von mir.«
    Sie schnitt sich ein Stück Wurst ab und nickte ernst. »Ich habe mir auch Sorgen gemacht. Darum bin ich so weit gekommen. Ich dachte, ihr würdet mich lehren, mich nicht mehr zu sorgen. Das war dumm von mir.«
    »Das war ein kindlicher Gedanke. So denkst du viel zu selten.«
    Sie sah ihn lange an. Dann: »Mit diesen Männern war nicht viel los.«
    »Hast du das erwartet?«
    »Was ist mit Gitu?«
    »Er ist wesentlich besser.
Erheblich
besser. Gitu hat den Schwertkampf studiert. Außerdem ist er inzwischen zehn Jahre älter. Vielleicht ist er mürbe geworden. Aber ich habe dir schon gesagt, daß du dich darauf verlassen kannst, daß das nicht für seine Leibgarde gilt. Die sind viel besser als die Leute von Meister Yi. Viel besser als die Banditen. Rechne nicht damit, daß es anders ist. – Bist du soweit? Kannst du weitergehen?«
    »Ja«, sagte sie, packte den Proviant ein und sammelte ihre Sachen auf.
     
    Die Gegend wurde wieder flacher, und die Straße kreuzte den kleinen Fluß an einer seichten Stelle, an der Taizu das Wasser bis zur Hüfte ging; sie legte die Rüstung ab und führte Jiro hinüber, wobei sie mit bloßen Füßen die Festigkeit des Bodens überprüfte, während Shoka ritt und alles trug.
    An einer Stelle sank sie bis zur Hüfte ein, glitt aus und tauchte mit dem Kopf unter. Jiro schnaubte und scheute, während Shoka ihn am kurzen Zügel hielt und ihm für einen Moment das Herz stehenblieb, bis der Fluß sie durchnäßt und wütend wieder ausspie.
    »Verdammt!« Sie hielt immer noch Jiros Zügel. Und sanft fügte sie hinzu: »Schlamm.«
    Sie führte Jiro weiter. Shoka kam trockenen Fußes hinüber; an der tiefsten Stelle hatte er die Beine angezogen, nur der Sattelgurt war naß. Taizu hingegen war vollkommen durchnäßt.
    Aber sie bot auch einen interessanten Anblick. Er starrte sie gebührend an, als sie ihm Jiros Zügel hinaufreichte; sie blickte an sich hinunter und zog sich das nasse Hemd vom Leib.
    »Denkt Ihr eigentlich
nie
an etwas anderes?«
    Er grinste. »Nicht, wenn ich so etwas zu sehen bekomme.«
    Das fand sie lustig. Ein Lächeln breitete sich langsam aus, so hell wie der Sonnenaufgang und beunruhigend verrucht, bis sie lachte und über das Ufer zur ebenen Straße hinaufschwankte.
    Mit einem deutlichen Schwenken der Hüften.
    Als hätte sie soeben entdeckt, daß ihr Geschlecht ihr eine gewisse Macht verlieh...
    ...bei einem gewissen selbstbeherrschten und ehrenhaften Narren.
    Das
Leben wird dich etwas anderes lehren, Mädchen.
    Nein, das Leben hat es bereits
versucht
, verdammt noch mal. Sie ist nicht zerbrechlich.
    Er sah sie wieder nackt vor sich, als bleiche Tänzerin inmitten hellen Stahls, bedrängt von Schattengestalten. Gerüstet und blutbespritzt, die Leichen plündernd.
    Ihre Arme und ihr Körper an seinem...
    Wie sie sich versteifte und im unpassendsten Moment in Panik geriet...
    Und nun stolzierte sie in ihren nassen Kleidern mit einem betonten Schlenker ihrer deutlich sichtbaren Hüften umher.
    Ein Mädchen, das seine Weiblichkeit ausprobierte, das sich über deren Mysterien und das Aufhebens, das die Leute darum machten, zu amüsieren suchte... Natürlich. Bei Taizu war entweder alles von tödlichem Ernst erfüllt – oder auch nicht. Tugendhaftigkeit war eine todernste Sache. Und absichtlich, dachte er, würde sie sich nicht über ihn lustig machen.
    Ich bin nicht Eure Frau, aber ich habe Angst und will keine Angst haben, darum tue ich

Weitere Kostenlose Bücher