Der Papstkäufer
floss von Norditalien nach Augsburg und füllte langsam, aber stetig die Fugger-Kasse. Viel Geld eroberte Johannes Zink in den nächsten Jahren.
Jakob Fugger höchstpersönlich gratulierte Johannes Zink, nachdem dieser ihm Kardinal Peraudi als neuen Kunden vermeldete. Das war nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein politischer Erfolg. Raimund Peraudi war sowohl bei Kaiser Maximilian wie auch bei dessen Vater, Friedrich III., hoch angesehen gewesen. Seit fünf Jahren bekleidete der sechzigjährige Südfranzose, als erster Ausländer, das Bischofsamt im kärntnerischen Gurk, nachdem er zuvor unter Kaiser Friedrich sogar österreichischer Kanzler gewesen war. Seither war er unermüdlich in diplomatischen Diensten für Papst und Kaiser unterwegs, nur in seinem eigenen Bistum war er noch nie gewesen. Vor drei Jahren war er von Papst Alexander für seine Verdienste mit dem Kardinalshut belohnt worden. Damit war er der ranghöchste Kunde, der sein Geld illegal bei Zink anlegte. Jakob Fugger ließ sich mit einer entsprechenden Provision nicht lumpen.
Dennoch: Melchior von Meckau, sein erster Kunde, sollte auch auf Jahre hinaus sein dickster Fisch an der Angel gewesen sein. Auch einer, der ihm immer wieder neue Summen nachschob. Die üppigen Provisionen ließen nicht nur seine Geldtruhe, sondern auch seinen Bauchumfang weiter anschwellen.
7
Bis eines Tages erneut ein Ruf aus Augsburg kam. Teils erschrocken, teils neugierig machte er sich auf den Weg in die Fugger-Zentrale am Augsburger Rindermarkt. Die war in jüngster Zeit immer prächtiger ausgebaut worden, um den Reichtum ihrer Herren zu veranschaulichen. Gotische Portale, Laubengänge, Giebel, ein Erker mit einem Dach aus Kupfer sollten auch weitgereiste Besucher beeindrucken. Für die neuesten Ergänzungen war eigens ein Baumeister aus Italien angereist, die Fugger hatten sich nicht, wie die meisten anderen, mit italienischen Stilimitationen abgeben wollen. Wenn schon italienisch, dann richtig!
Innen war ebenfalls kräftig renoviert worden. Zum ersten Mal traf er hier, in der ›Goldenen Schreibstube‹, alle drei Fugger-Regierer auf einmal: Ulrich, den ältesten der Brüder, der das Stammhaus in Augsburg leitete; Georg, der mittlerweile die große Nürnberger Filiale übernommen hatte; und natürlich seinen alten Geschäftspartner, den Jüngsten: Jakob Fugger. Ihn Freund zu nennen, traute er sich – noch – nicht, dennoch fühlte er sich von allen Menschen gerade dem spröden, jüngsten Fuggerspross am nächsten verbunden. Nicht nur wegen gemeinsam begangener Taten, sondern auch, weil er das Gefühl hatte, sie seien sich so enorm ähnlich.
Alle drei schauten ernst drein, so dass Johannes Zink im Geiste seine letzten Transaktionen überschlug. Hatte er sich irgendwo verrechnet? Hatte er am Ende sich irgendwo mehr zugeteilt, als ihm zustand? Gar mehr als den Fuggern? Dann jedoch sah ihn Jakob an und lächelte schmal. Da wusste Zink, dass die Fugger nicht über ihn zu Gericht sitzen wollten.
Ulrich stand auf, ging auf Zink zu und schüttelte ihm die Hand.
»Seit wann steht er in unseren Diensten?«
Zink rechnete kurz nach.
»Seit beinahe zweiundzwanzig Jahren. Davon die letzten neun Jahre als freier Agent.«
Nicht nur ihm fiel in diesem Moment wohl auf, wie sehr sich alle in diesen vielen Jahren verändert hatten. Alle sahen wohlhabender, wohlgenährter aus als damals – bis auf Jakob Fugger. Der war zwar besser gekleidet, aber immer noch so hager und asketisch wie einst. Und begann bereits, Haare zu verlieren, was er durch das ständige Tragen eines Hutes, auch im Kontor, zu kaschieren versuchte. Bei Johannes Zink vermochte man erste Anzeichen eines Wohlstandsbauches zu erkennen, den jedoch ein guter Schneider noch verbergen könnte, wenn Zink es denn gewollt hätte. Auch Ulrich und Georg waren ihrem jüngeren Bruder in Punkto Körperumfang weit voraus. Der war dafür hungriger nach geschäftlichen Erfolgen, immer noch, genau wie sein langjähriger Mitarbeiter, um den es hier ging.
»Schöne Ergebnisse habt Ihr erzielt in dieser Zeit«, zeigte sich Ulrich von Zinks Erfolgen beeindruckt. Auch Georg stimmte zu und streichelte selbstzufrieden seinen Bauch.
»Wir waren ja zu Beginn sehr skeptisch, was das Beschaffen von Fremdgeldern angeht, aber selbst ich muss gestehen, Ihr seid dabei äußerst erfolgreich.«
Jakob nickte nur beifällig. Er wusste am besten, was sie ihrem Mitarbeiter in Norditalien zu verdanken hatten.
Jetzt ergriff er das
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