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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Wort:
    »Wir haben über das, was wir nun entschieden haben, lange diskutiert und hin und her gestritten. Schließlich sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass das meiste Geld immer noch in Rom zu holen ist.«
    Zink staunte über diese Worte, hatten doch Venedig, Mailand und Neapel, selbst das von Krisen, Kriegen und Katastrophen wie der Pest heimgesuchte Florenz mehr Einwohner als Rom. Auf der anderen Seite, der Reichtum der Kirche war nicht zu unterschätzen.
    Ulrich erhob sich aus seinem schweren Sessel aus Eichenholz und ging auf Zink zu.
    »Für unseren Metallhandel ist eine große Faktorei in Rom unerlässlich. Es ist seit ewigen Zeiten Gesetz, dass Gold und Silber nur nach Rom wandern, aber nichts an Waren dafür zurückkommt. Also müssen wir die Wanderungen in die Hand nehmen. Den Edelmetallfluss nach Rom kontrollieren. Da ist einiges zu verdienen.«
    Jakob ergänzte:
    »Die Prälaten müssen uns dann die Transportkosten zahlen, dafür werden wir ihr Geld sicher zur Kurie bringen.«
    Ein anderer Mensch hätte seinem Gegenüber jetzt jovial auf die Schulter geklopft. Für Jakob Fugger war es bereits das höchste der Gefühle, Zink bis auf eine Schrittlänge nahe zu kommen und lächelnd zu sagen:
    »Erinnert Ihr Euch noch an unsere erste gemeinsame Reise: Venedig und Rom? Da habe ich schon gesagt, dass man in Rom das Geld nur von der Straße aufzuheben braucht.«
    Das stimmte zwar, aber in Rom ging es andererseits drunter und drüber. Seit der hochintelligente, aber völlig dekadente Borgiaspross Rodrigo de Borja als Alexander VI. einige Jahre zuvor den Papstthron vom bereits unfähigen Innozenz VII. übernommen hatte, waren die Sitten in Rom noch mehr verlottert. Zudem hatte der Papst seinen größten Kritiker, den Dominikanermönch Girolamo Savonarola, gerade erst mundtot gemacht. Nachdem er ihn zuerst als Häretiker, Schismatiker und Verächter des Heiligen Stuhles exkommuniziert und dann in Florenz hatte verbrennen lassen, gab es niemanden mehr von Belang, der sich seiner Sittenlosigkeit in den Weg stellte. Papst Alexander hortete Reichtümer für sich und seine Verwandten wie noch kein Papst vor ihm.
    Für das Jahr 1500 hatte er sich einen lukrativen Spezial-Pilgerablass ausgedacht. Im ›Heiligen Jahr‹ sollten alle diejenigen Christen vollständigen Erlass ihrer Sündenstrafen erhalten, die eine Pilgerfahrt nach Rom unternahmen. Hunderttausende reisten also nach Rom, hörten Alexanders ›Urbi et orbi‹-Segen, kauften Souvenirs, Reliquien und Ablassbriefe. Eine Unmenge Geld würde in die vatikanischen Kassen gespült werden.
    Angenehm für die Fugger war dabei die Tatsache, dass ihr Kunde Kardinal Peraudi dafür vorgesehen war, den Jubiläumsablass in Deutschland und Skandinavien zu verkünden sowie die entsprechenden Subkommissare zum Eintreiben der Ablassgelder einzustellen. Dann würde ein Teil des Geldes automatisch in ihre Taschen wandern.
    Aber selbst die Einnahmen aus dem Jubelablass würden nicht genug sein. Der Finanzbedarf des Heiligen Stuhls stieg Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat weiter an. Das wussten die Fugger natürlich auch.
    Zink begriff zuerst nicht, worum es ging, bis Jakob fortfuhr:
    »Wir haben beschlossen, unsere Filiale in Rom großartig auszubauen. Die Geschäfte mit der Kurie wachsen beinahe stündlich und werden in Zukunft allerhöchste Priorität haben.«
    Ulrich ergänzte:
    »Noch nie hat ein Papst so mit Pfründen und Kirchenämtern geschachert wie Alexander. Da möchten wir mitmischen.«
    »Diese Geschäfte können und dürfen wir nicht den Medici, Pazzi, Chigi und Altoviti überlassen«, brachte Jakob denn gleich die Namen der Familien ins Spiel, die es zu besiegen galt. »Und seit unser Bruder Marx so früh von uns gegangen ist, hatten wir in Rom niemanden mehr aus der Augsburger Filiale, der das Geschäft wirklich gut versehen hat.«
    Fast stammelte Zink:
    »Und auch deswegen möchtet Ihr mich näher an den Vatikan heran setzen?«
    »Deswegen und aus vielen, vielen anderen Gründen mehr, mein lieber Zink«, dröhnte Georg, der die mächtigste Stimme der drei Fugger hatte.
    »De Doffis ist alt und müde und wird bald abtreten. Als Dank für Eure Mühen und den Erfolg, den Eure Mühen gezeitigt haben, möchten wir Euch die Leitung unserer neuen, stark vergrößerten Faktorei in Rom übertragen. Ihr habt eine außergewöhnliche Begabung dafür, dessen bin ich sicher. Macht Euch bereit, in Kürze abzureisen.«
     
    Die Konditionen, die Jakob Fugger für

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