Der Papstkäufer
Fenster hinauswerfen. Dann sehe ich es niemals wieder.«
Zink nickte zur Bestätigung.
»Und Zinsen seht Ihr auch nicht und niemals. Versteht Ihr, Euer Exzellenz, weil ich all das auch weiß, genau wie Ihr, bin ich gekommen, um Euch einen Vorschlag Fuggers zu unterbreiten. Ihr kennt die Konditionen, Ihr werdet Zinsen erhalten und alles wird so diskret ablaufen, wie Ihr Euch es nur vorstellen könnt. Die zwanzigtausend Gulden werden ganz einfach vom Erdboden verschwinden und der einzige Beweis für ihre Existenz wird ein Stück Papier sein, Euer Schuldschein vom Fugger.«
»Wäre ich dann Teilhaber beim Fugger?«, fragte der Bischof, mehr der guten Ordnung halber.
»Ihr wärt ein Teilhaber, aber nur ein höllisch geheimer«, erwiderte Fuggers Agent.
»Das würde mir gar gut gefallen.«
Nun waren die Würfel gefallen. Zink hatte gewonnen.
»Eine Frage wäre noch zu klären, Euer Exzellenz.«
Iris und Pupillen Zinks schienen in diesem Moment besonders tiefblau zu leuchten.
Sie strahlten Melchior von Meckau geradezu an.
»Was denn noch, Zink?«
»Die Höhe meiner Provision.«
»Zink, Ihr seid ein Gauner und Schelm.«
»Von irgendetwas muss ich auch leben, Euer Exzellenz.«
»Wie viel braucht Ihr denn für Euer bescheidenes Leben?«
Als Zink die Zahl nannte, erschrak Melchior von Meckau zuerst. Dann aber dachte er an die Zinsen, die ihm das neue Arrangement bringen würde und, nicht zuletzt, auch an das Schnippchen, das er dem Papst geschlagen hatte. Einig und voller Zufriedenheit begab man sich ans Nachtmahl.
Mitten in der Nacht, die beiden Herren waren gerade beim Dessert, meldete der Kämmerer den Boten des Papstes.
»Exzellenz Casuccio wünscht Euch zu sprechen.«
»Bittet ihn herein«, befahl der mit Speis und Trank angefüllte Bischof, während er Zink bat, an seiner Seite zu bleiben. Der Kardinal trat ein, nach den unter hohen Geistlichen üblichen lateinischen Gruß- und Höflichkeitsfloskeln dankte er für den Empfang noch mitten in der Nacht und entschuldigte sich für seine verspätete Ankunft.
»Unter normalen Umständen wäre ich am Mittag bereits in Brixen angekommen. Aber wie der Zufall so will, brach uns kurz vor Bozen ein Rad.«
Zink grinste hocherfreut, hatten seine Helfer den Sabotageakt doch überaus erfolgreich ausgeführt. Nicht auszudenken, wenn der Gesandte des Papstes den Brixener Bischof vor ihm in die Finger bekommen hätte. Die Kosten für diese künstlich herbeigeführte Havarie waren lächerlich gering gewesen, verglichen mit dem Gewinn. Der Kardinal hatte sich zu Tisch niedergelassen und erfreute sich an den restlichen Speisen, die sogar jetzt noch anderen festlichen Tafeln zur Ehre gereicht hätten. Er langte kräftig zu.
»Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Papst Alexander will Eure zwanzigtausend Gulden haben. Gebt sie mir, und ich bin gleich morgen früh wieder fort.«
Melchior von Meckau lachte auf.
»Da seid Ihr zu spät, Eure Eminenz.«
Kardinal Casuccios Miene versteinerte.
»Wie meint Ihr das? Ihr könnt das Geld doch unmöglich bereits ausgegeben haben?«
Der Brixener Bischof schüttelte den Kopf.
»Ausgegeben? Nein, zumindest nicht, wie Ihr es gemeint habt. Jemand anderes kam Euch jedoch zuvor. Unser Heiliger Vater«, bei diesem Ehrentitel troff seine Stimme vor Ironie, das Wortspiel ›Unheiliger Vater‹ konnte er sich eben noch verkneifen, »ist nicht der Einzige, der mit zwanzigtausend Gulden etwas anfangen könnte.«
»Das wird ihn nicht erfreuen, wenn ich ihm das berichte«, drohte der Kardinal.
»Tut, was Ihr tun müsst. Ich kann es nicht ändern. Die Abmachung steht bereits«, während Melchior von Meckau dies sagte, grinste er Johannes Zink an, »und ich kann sie nicht rückgängig machen.«
Einen Tag nach dem entrüsteten, enttäuschten Kardinal reiste auch Zink aus Brixen ab. Allerdings in erheblich besserer Laune.
Seine nächsten Wege führten ihn nach Piemont, Savoyen, Mailand und Florenz. Ganz Oberitalien graste er ab wie ein verhungerndes Tier auf der Suche nach Nahrung. Beiläufig registrierte er die Nachricht vom Tod seines ersten ›Opfers‹, Siegmund des Münzreichen, während er mit großem Geschick versteckte Gelder aufspürte. Es war fürwahr erstaunlich, wie viel Mammon die hohen Kirchenherren überall gehortet hatten. Geld, das nur darauf wartete, ans Tageslicht befördert zu werden – um gleich darauf wieder zu verschwinden, diesmal aber in den Tiefen der Fuggerschen Buchhaltung. Ein steter Geldstrom
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