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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Nachdem die Entscheidung gefallen war, ging es noch darum, Details zu klären. Sogar um die Höhe von Siegmunds Rente, die auch aus den Fuggerschen Kassen käme, wurde gefeilscht wie auf dem Basar. Am Ende musste Siegmund sich mit eintausend Gulden im Monat zufriedengeben. Tirol gehörte de facto der Familie Fugger, zumindest die meisten seiner Schätze.
    Aber all das, auch die in Tirol stürmisch gefeierte Inthronisierung Maximilians interessierte Johannes Zink nicht mehr. Seine Provision für dieses Geschäft war derart üppig ausgefallen, dass er sogleich beschlossen hatte, mit sofortiger Wirkung, aber in aller Freundschaft, aus Fuggers Diensten als Angestellter auszuscheiden. Von nun an arbeitete er auf eigene Rechnung, als freier Mitarbeiter, als Agent in Diensten Jakob Fuggers.

Der Weg nach Rom – Römische Anfänge

6
     
    Der Beitrag Zinks zum Niedergang Siegmunds und zur Fuggerschen Eroberung Tirols hatte alle Fugger-Brüder nachhaltig beeindruckt.
    »Der ist ja geschmierter als selbst der gerissenste Kleriker«, zollte Ulrich ihm zweifelhaftes Lob.
    Und als die Gelder aus Tirol gut und regelmäßig zu fließen begonnen hatten, da konnte auch Georg mit Lob nicht zurückhalten. Die Firma wuchs und wuchs, die Geschäfte expandierten in alle Welt. Im Jahr 1494 war die Firma in eine der ersten offenen Handelsgesellschaften Europas – eine ›compagnia palese‹ des welschen Rechts –, umgewandelt worden und firmierte jetzt unter dem Namen ›Ulrich Fugger und Gebrüder von Augsburg‹.
    Keine Frage: Die Fugger wurden reich. Aber nicht reich genug, denn für die Vielzahl der Geschäfte brauchte man Bargeld und, mindestens genauso wichtig, den Anschein, noch mehr Bargeld zu besitzen. Heftig diskutiert wurde dies in der Familie. Woher noch mehr Bargeld einnehmen, ohne Anteilseigner von außen in die Firma zu lassen?
    »Wer Geld mitbringt, will auch mitreden«, wehrte sich Ulrich heftig gegen die Idee Jakobs, das Firmenkonto mit Fremdgeld zu füllen.
    »Es ist aber doch eine alte Kaufmannsregel: Es schadet nie, reicher zu scheinen, als man ist. Nur dann hat man Kredit«, argumentierte Jakob dagegen.
    Und um zu zeigen, dass er Ulrichs Befürchtungen nachvollziehen konnte, ergänzte er:
    »Dann müssen wir halt Geld finden, von dem seine Besitzer kein Interesse haben, dass es öffentlich wird. Dann ist auch Ruhe beim Mitregieren in der Firma. Wenn das Geld offiziell nicht existiert, dann haben wir auch offiziell keine Teilhaber.«
    »Und wo willst du solches Geld finden?«, fragte Georg, der ewige Zweifler.
    »Lass mich nur machen«, wiegelte Jakob Fugger ab.
    »Ich werd’ den Zink drauf ansetzen. Der versteht sein Handwerk. Und er braucht die Provisionen.«
    Zink jubilierte innerlich, als Jakob Fugger ihm den Auftrag erteilte, neues Geld für die Firma zu beschaffen. Möglichst viel, möglichst diskret und mit möglichst niedriger Verzinsung. Er rieb sich die Hände ob der zu erwartenden Provisionen, denn er wusste bereits ganz genau, wo er beginnen wollte. Es gab eine große Anzahl reicher, ach was, stinkreicher Kleriker, die wegen des kanonischen Verzinsungsverbotes offiziell kein Geld verleihen durften. Aber sicher gerne wollten …
     
    Sein Weg führte ihn sogleich nach Brixen. Der dortige Bischof, Melchior von Meckau, hatte dieses Amt acht Jahre zuvor von Georg Golser übernommen. Aus Meißen stammend, war der als Humanist geltende Bischof zu einem der wichtigsten Berater des Kaisers Maximilian aufgestiegen. Und seitdem er den Brixener Bischofssitz bekleidete, konnte er dem Kaiser auch finanziell unter die Arme greifen. Brixen war reich, der Bergbau war die Wurzel dieses Reichtums. Mehrmals waren er und Johannes Zink sich in Innsbruck im Rahmen des Kramerschen Hexenprozesses, den beide interessiert beobachtet hatten, begegnet und hatten Gefallen aneinander gefunden. Sie hatten beide im jeweils anderen ihre eigene Schlitzohrigkeit wiedererkannt, die sie geradezu prädestinierte, irgendwann einmal miteinander Geschäfte zu machen. Johannes Zink hatte sich mittlerweile ein hervorragendes Netz von Informanten aufgebaut, die nicht nur im Vatikan, sondern auch an den wichtigsten Bischofssitzen ein und aus gingen. So wusste er nicht nur über die Finanzen des Brixener Bischofs bestens Bescheid, sondern auch über seine Konkurrenten, die Melchior von Meckaus Geld ebenso haben wollten wie die Fugger.
     
    Mit all diesem Wissen im Hinterkopf, saßen die beiden abends zusammen in der Brixener Residenz. Melchior von

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