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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Meckau schien beinahe aus seinem Gewand zu platzen, so hatten ihn die letzten Jahre des Brixener Luxuslebens aufquellen lassen. Sein Gegenüber Zink stand ihm an Leibesfülle noch sehr nach, was aber hauptsächlich auf den großen Altersunterschied zurückzuführen war. Johannes Zink hoffte und war überzeugt, in zwanzig, dreißig Jahren genauso üppig dazustehen wie der Bischof von Brixen.
    Nach gutem Brauch wurden die Geschäfte während des Essens besprochen, das genau so opulent ausfiel, wie Zink es sich während der Anreise erhofft hatte.
    Die Gänseküken in einer Soße aus dem Saft unreifer Trauben waren einfach delikat gewesen, ebenso wie die gebratenen Barben in Weißwein. Untermalt von der Musik einer kleinen Kapelle, die mit Schalmei, Laute und drei Flöten bekannte Weisen spielte. Jetzt war es Zeit für etwas Süßes. Obwohl offiziell heute ein Fastentag war, ließ Melchior von Meckau sogar Dresdner Stollen auffahren. Der Brixener Bischof schätzte Spitzfindigkeiten aller Art, auch theologische, und so liebte er diesen Stollen während der Fastenzeit, wie er Zink laut lachend erklärte:
    »Das ist das einzige Buttergebäck, das unser lieber Heiliger Vater erlaubt während des Fastens. Aber nur, weil er dies in einem eigens so genannten ›Butterbrief‹ vor ein paar Jahren bestätigt hat. Und alle, die dieses köstliche Gebäck essen«, während er dies sagte, schob er sich einen großen Bissen in den Mund, »müssen Buße tun, die zum Bau des Freiberger Doms verwendet wird.« Er schluckte, lachte und fuhr fort: »Außer uns natürlich, Buße dieser Art ist etwas für Kleingeister.«
    Zink lächelte und biss herzhaft in sein großes Stück Stollen. Das war ein Mann nach seinem Geschmack. Schließlich war genug geplaudert, der Bischof wusste, dass Zink nicht des Dresdner Stollens wegen nach Brixen gereist war.
    »Nun, mein lieber Zink, was führt Euch in meine bescheidene Residenz?«, nuschelte Melchior von Meckau, während seine Zähne Minuten später eine Wildkeule zerlegten.
    »Nun, Eure Exzellenz, ich wollte Euch fragen, ob Ihr nicht ein wenig Geld beim Fugger anlegen möchtet.«
    Der Bischof hob die Augen und sah Zink voller Erstaunen an.
    »Wie kommt Ihr darauf, dass ich genügend Geld besitze, um es bei Euch anzulegen?«
    Zink lächelte, ein wenig Rotwein lief aus seinen Mundwinkeln heraus.
    »Ich habe läuten hören, dass der Kaiser Euch eine kleine Anleihe beinahe pünktlich zurückgezahlt hat.«
    »Mein lieber Zink, Ihr seid aber gut informiert!«
    Melchior von Meckau war beeindruckt.
    »Aber seid Ihr sicher, dass Ihr da nicht einer Falschinformation aufgesessen seid?«
    Zink schüttelte verneinend den Kopf.
    »Ich verbürge mich für meine Zuträger.«
    Der Bischof winkte lässig ab.
    »Ach, lassen wir das. Zink, natürlich habt Ihr recht. Ich habe das Geld in meinem Schrank liegen und überlege, was ich damit machen soll.«
    Zink grinste schelmisch.
    »Aber so klein ist die Summe auch wieder nicht.«
    Gespieltes Erstaunen beim Brixener Bischof.
    »Jetzt wollt Ihr mir wohl auch noch sagen, wie viel Geld der Kaiser mir zurückgezahlt hat?«
    »Wenn mich nicht alles täuscht, sollten es zwanzigtausend Gulden sein.«
    »Donnerwetter, Zink!«, polterte Melchior von Meckau los. »Habt Ihr wirklich Spione in meinem Haus?«
    Gleich beruhigte er sich wieder und fuhr fort:
    »Wiederum recht habt Ihr. Und der Kaiser bedrängt mich erneut. Er braucht schon wieder Geld. Da frage ich mich, warum er’s mir überhaupt zurückgezahlt hat.«
    »Und wenn Ihr das Geld noch länger habt, werdet Ihr’s ihm geben müssen.«
    »Ich weiß, er ist schließlich der Landesherr.«
    »Aber wenn das Geld weg ist«, murmelte Zink mit der verführerischsten Stimme, zu der er fähig war.
    »Dann könnten weder Kaiser noch Papst herankommen.«
    »Der Papst?«
    Die Stimme des Bischofs wurde leicht schrill.
    »Weiß der etwa auch davon?«
    »Euer Exzellenz, glaubt Ihr im Ernst, die Existenz einer derart hohen Summe könnte ein Geheimnis bleiben?«
    Beide schüttelten den Kopf.
    »Aber der Vatikan hat bislang kein Ersuchen gestellt, die Summe in seinen Schatullen verschwinden zu lassen«, sagte von Meckau beruhigend.
    »Täuscht Euch da mal nicht«, erwiderte der wieder einmal besser informierte Zink. »Ein Bote des Papstes ist bereits unterwegs nach Brixen. Er sollte heute Nacht ankommen.«
    Der Bischof erblasste.
    »Wenn das Geld von der Kurie geschluckt wird, zum Vergnügen des geilen Borgiapapstes, dann kann ich es gleich zum

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