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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Ernennung in Rom schwere Zeiten zu. Den Sohn von Papst Alexander VI. und Zinks Geliebter Vanozza, Cesare Borgia, ließ er zum Beispiel gleich gefangen nehmen und im Jahre darauf nach Spanien verbannen.
     
    Am Grab Alexanders waren die üblichen Ehrbezeigungen bereits ausgeblieben, als hätten alle geahnt, dass es für das Einvernehmen mit dem Nachfolger besser wäre, den Eindruck zu erwecken, den Borgiapapst nicht zu gut gekannt zu haben.
    Anfang des gleichen Jahres erhielt Zink die erste Einladung zu einer Audienz beim neuen Papst. Diesmal war er reicher an Erfahrung, er wusste genau, welches Auftreten für ihn vorteilhaft sein würde. Stramm, seriös und anständig würde er sich präsentieren, weder demütig noch prahlerisch.
    »Zink, Ihr seid wie ein Chamäleon!«, hatte Jakob Fugger ihn jüngst verspottet, als er wieder einmal in Rom weilte, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei war ihm aufgefallen, dass Johannes Zink mittlerweile die Fähigkeit, sich in Duktus und Haltung ganz nach seinem Gegenüber zu richten, zu unerreichter Meisterschaft entwickelt hatte.
    »Was ist ein Chamäleon?«, hatte Zink zurückgefragt. Fugger hatte ihm dann dieses seltsame Lebewesen, das von Seefahrern aus Afrika mitgebracht worden war und je nach Laune und Umgebung seine Farbe ändern konnte, erklärt. Zink hatte gelacht.
    »Was für ein sympathisches Tier!«
     
    Der Papstbesuch unterschied sich gewaltig von dem Antrittsbesuch zwei Jahre zuvor. Aller Pomp war entfernt worden. Nüchternheit war eingekehrt im Vatikan.
    Kardinal Peraudi war vor Kurzem von seiner längeren Deutschlandmission nach Rom zurückgekehrt und versuchte nun, sich für Zink und die Fuggerbank hinter den Kulissen einzusetzen.
    Vergessen war jedoch anscheinend, dass Zink zur Krönung Julius’ II. feinste venezianische Tischtücher spendiert hatte sowie in Nähe der Fuggerbank zu Ehren des neuen Papstes einen Triumphbogen hatte errichten lassen.
    »Wie gut war Er mit meinem Vor-Vorgänger, dem unseligen Simonisten aus dem Borgia-Clan?«, war die erste Frage, die ihm Julius II. entgegen schleuderte.
    »Euer Heiligkeit, ich bin erst im Frühjahr vor dem Heiligen Jahr nach Rom gekommen, wie soll ich ihn also gut gekannt haben?«, erwiderte kleinlaut der Fuggerfaktor. Sein gutes Verhältnis zu Cesare Borgia wollte er am liebsten überhaupt nicht zur Sprache bringen.
    »Aber Geschäfte habt Ihr schon gemacht mit ihm?«
    »Natürlich, aber nichts Unredliches; nichts, was den Rahmen des Üblichen überschritten hätte. Sogar die Erlöse aus dem Gnadenwesen haben wir pünktlich verrechnet.«
    Das war natürlich gelogen, zumindest grob untertrieben.
    Markus Fuggers Karriere als Kirchenmann war nur mittels üppiger Bestechungsgelder so früh gestartet. Auch bei der Erteilung des Monopols für das Gnadenwesen war es nicht mit rechten Dingen zugegangen.
    »Und die Münze, wie seid Ihr der Münze habhaft geworden?«
    Julius war anscheinend nicht gewillt, die Fuggerbank so ohne Weiteres davonkommen zu lassen. Die Sonne schien, doch war gerade erst der Frühling in Sicht, und in den Gemäuern des Vatikanpalastes war es alles andere als lauschig warm. Dennoch begann Zink zu schwitzen. Wenn er diese Audienz vermasselte, wusste er nicht, ob es eine zweite Chance gäbe.
    »Euer Heiligkeit, wir haben redlich gearbeitet und allzeit gute Rechnung geführt. Davon könnt Ihr Euch jederzeit überzeugen.«
    Durch die Hartnäckigkeit dieser Beteuerungen und die Redlichkeit, die Zink ausstrahlte, wie auch die Tatsache, dass Markus Fugger inzwischen ebenfalls in Rom angekommen war, für die Kurie arbeitete und dort für Zink sprach, ließ der Papst sich schließlich überzeugen. Anscheinend war er über die Geschichte des Titelkaufs für den jungen Markus Fugger nicht informiert, oder er hatte es bereits wieder vergessen.
    Er schickte Zink jedenfalls fort mit der Bitte, sich bereitzuhalten, mit ihm ebenfalls Geschäfte zu machen. Die Schulden seiner Vorgänger akzeptierte er anstandslos.
     
    An einem trüben Novembertag wurde Girolamo di Selvio nackt aus dem Tiber gefischt. Tote im Fluss waren eigentlich alltäglich in der Stadt des Lasters, aber da es sich um einen Kardinal handelte, war der Wirbel beträchtlich. Der Mörder wurde jedoch nie gefunden. Zinks erster Weg nach dem Bekanntwerden des Mordes führte ihn zu seiner Geliebten.
    »Gibst du mir di Selvios Schuldschein?«
    »Der gehört Girolamos Familie«, insistierte Vanozza mit einer Empörung, die, so war sich Zink sicher, zum

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