Der Papstkäufer
Rechnung gestellt. Für alle Fälle.«
Er prostete Jakob Fugger zu. [4]
»Nun, sei’s drum, gleich was Ihr noch alles vereinbart habt. Der Heilige Vater hat seinen Anspruch kundgetan und er wird ihn auch weiter verfolgen«, sagte Jakob Fugger. »Ganz ungeschoren werden wir nicht davon kommen, niemals«, legte er noch nach, um trotz des Verhandlungserfolges Zink nicht zu viel Triumphgefühl zu überlassen.
Bei diesem Besuch in Augsburg fiel Zink ein zwölfjähriger Junge auf, der im Kontor der Fugger gerade mit seiner Ausbildung angefangen hatte.
»Unser Anton ist das«, stellte Jakob ihn Zink vor. »Der Spross meines älteren Bruders Georg, Gott hab’ ihn selig.«
Herablassend strich Zink dem kleinen Jungen über den Haarschopf, nicht ahnend, dass es dieser Junge sein sollte, der ihn Jahre später endgültig zu Fall bringen und dereinst selbst der reichste Mensch aller Zeiten werden sollte. Reicher noch als sein Onkel Jakob der Reiche.
Georg, der mittlere der drei Brüder, war drei Jahre zuvor gestorben, so dass eigentlich nur noch Ulrich und Jakob das Sagen hatten. Aber auch Ulrich lag im Sterben, Jakob hatte die ganze Verfügungsgewalt bereits übernommen, auch wenn er auf dem Papier nur – noch – einer der Teilhaber war. Er konnte allein entscheiden.
Zink machte ihm einen Vorschlag, um auch die Ansprüche des Kaisers aus dem Meckau-Erbe noch zu befriedigen:
»Ihr habt doch vor einigen Monaten in Lyon und London eine große Menge Wolldecken und Uniformtücher preiswert eingekauft?«
Jakob nickte.
»Wertet sie auf, macht sie teurer, als sie waren, und bietet sie Maximilian als Danaergeschenk an. Er wird es sicher nehmen; der Habsburger nimmt alles, wenn er glaubt, es ist ein Geschenk. Danach erklärt ihm, dass dies sein Anteil aus dem Erbe ist.«
Jakob schüttelte den Kopf.
»Haltet Ihr den Kaiser für so einfältig?«
»Einfältig nicht, aber er hängt mehr von Euch ab als umgekehrt. Legt ein paar Gulden drauf, die Ihr gleich wieder von seinen Schulden abzieht. Macht ihm noch ein paar Versprechungen dazu, Eure Großzügigkeit die nächsten Jahre betreffend, und er wird einwilligen.«
Jakob Fugger gab nach.
»Ein Versuch ist’s wert.«
Und tatsächlich, wiederum, nach der üblichen gekünstelten Empörung und knallharten Scheinverhandlungen ließ sich der Kaiser neben einem Almosen mit ein paar Hundert mottenbefallenen Wolldecken und billigen Tüchern für seine Soldaten abspeisen. Zink rieb sich die Hände.
Melchior von Meckaus Erbe gehörte ihnen zur Gänze!
Das Ganze war ein geschäftliches Meisterwerk gewesen, ein Husarenstück ohnegleichen.
Die Firma war gerettet!
17
Niemand hatte mitbekommen, dass Johannes Zink von seiner Devise, Liebesdinge ausschließlich aus kaufmännischer Sicht zu behandeln, bei seiner letzten Augsburger Visite eine Ausnahme gemacht hatte. Im Haus der Fugger hatte er Clara Lauginger wieder getroffen, eines der Mädchen, die ihm vor langer Zeit kleine Briefe geschrieben hatten. Mittlerweile ging sie, wie er selbst, auf die Fünfzig zu, war zweifach verwitwet und hatte dabei gut geerbt. Das gegenseitige Erkennen, nach mehr als drei Jahrzehnten, hatte sie beide herzhaft lachen lassen. Auch das war ungewöhnlich für Johannes Zink, der in Gegenwart von Frauen sonst eher schmallippig war. Er fand sie so viel hübscher als damals, wo er sich in keiner Weise für sie hatte begeistern können.
Irgendwie hatten sie es geschafft, sich heimlich zu einigen Spaziergängen zu verabreden. Sie waren am Lechufer spazieren gegangen, hatten Händchen gehalten wie junge Verliebte und sich Geschichten von früher erzählt.
Zum ersten Mal fiel Zink die Abreise nach Rom nicht gar so leicht.
Zum ersten Mal dachte er daran, dass Rom vielleicht doch nicht alles war.
Sie hatten beschlossen, sich wieder zu sehen, auch wenn es einige Zeit dauern würde, bis Zink das nächste Mal nach Augsburg kommen sollte.
Nach einigen Wochen zurück in Rom, erreichte Johannes Zink auf dem Weg der Fugger-eigenen Boten ein Brief. Von Clara. Die beschrieb ihm in höchsten Tönen, wie sie sich freute, ihn getroffen zu haben und was er für ein stattlicher Mann sei. Und dass sie das Gefühl habe, dass er sie ebenso gemocht habe. Ob er sich denn nicht vorstellen könne, zurück nach Augsburg zu kommen? Mit ihr ein neues Leben anfangen?
Der Brief ließ einen verwirrten und räsonierenden Johannes Zink zurück. Sein so überschaubares Leben, das aus Zahlen und Geld, viel Essen und Trinken mit
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