Der Papstkäufer
auch die Male danach. Erst als Johannes Zink ihre Papiere durchging, um den genauen Stand ihres Vermögens festzustellen, kam sie damit heraus.
»Warum habt Ihr mir das nicht vorher gesagt?«
Zink wirkte leicht pikiert.
Giulia sah das Ganze eher locker.
»Was hätte es geändert? Habt Ihr etwas gegen Ehebrecherinnen und Ehebrecher? Dann wärt Ihr in Rom aber sehr einsam.«
Zink wusste, dass sie recht hatte. Er hatte keinen Grund, seiner neuen Geliebten mit Moral oder gar Religion zu kommen. Dennoch fühlte er einen Stich in seinem Herzen, als wäre er betrogen worden. Und er beschloss, es Giulia zu gegebener Zeit heimzuzahlen. Einstweilen konnte er ja noch die Lustbarkeiten annehmen, die sie ihm so bereitwillig anbot.
Eine passende Gelegenheit würde hoffentlich kommen.
Irgendwann …
Der Papstkäufer
21
Johannes Zink war keineswegs geneigt, sich von seinem Arbeitgeber Jakob Fugger so ohne Weiteres kontrollieren zu lassen. Er war durchaus noch nicht am Ende mit seiner Kunst, sein wahrer Aufstieg und die wichtigsten Geschäfte seiner Karriere sollten erst noch kommen.
Dazu musste das Schicksal erst ein wenig nachhelfen. Was es tat, indem es den ruhm- und prachtsüchtigen Militärpapst Julius II. in einem feuchtkalten Februar, in seinem siebzigsten Lebensjahr, ins Jenseits schickte. Angeblich hatte der sich noch im hohen Alter mit der Syphilis infiziert. Trotz seiner Abneigung gegen einige Unsitten seiner Vorgänger, wie den Nepotismus und die Simonie, hatte er ebenso wie diese ein zügelloses Leben geführt, das ihm letzten Endes den Tod brachte.
Wie so häufig, war es der interne Fuggersche Nachrichtendienst, in diesem Fall war Zink der Zuträger, der die Meldung vom Tod des Papstes als Erstes nach Deutschland und an den Kaiserhof brachte. Maximilian verzichtete auf einen erneuten Versuch, den Papstthron an sich zu reißen; ein blaues Auge reichte aus.
Während im fernen Deutschland ein immer noch weitgehend unbekannter Mönch namens Martin Luther öffentlich über den Tod des jähzornigen ›Blutsäufers‹ jubilierte, machte sich Zink große Sorgen, sowohl um die Rückzahlung der päpstlichen Schulden als auch um den Nachfolger Julius’. Jakob Fugger hoffte auf die Ernennung des venezianischen Kardinals Grimani, der ihnen sehr gewogen war. Alle waren jedoch dann überrascht vom tatsächlichen Ausgang des Konklaves. Der neue Papst kam aus der Toskana.
Beide Sorgen Zinks waren dennoch unberechtigt.
Wenn er auch zuerst einen großen Schreck bekam: Der neue Papst war ihm persönlich, wenn auch nur flüchtig, bekannt, einige Male waren sie sich über den Weg gelaufen. Er kam nämlich aus dem Geschlecht der Medici. Giovanni de’ Medici war siebenunddreißig Jahre alt und das sechste Kind von Lorenzo de’ Medici, der als ›Il Magnifico‹ – ›der Prächtige‹ in die Geschichte eingehen würde. Aber die Zeiten, da die Fugger die Bank der Medici und deren immensen Reichtum gefürchtet, bekämpft oder beneidet hatten, waren längst vorbei. Man begegnete sich mittlerweile auf Augenhöhe und machte auch Geschäfte miteinander, lieh einander Geld und beteiligte sich gemeinsam an Unternehmungen. Somit hatte sich mit einem Medici auf dem Heiligen Stuhl auch die zweite Sorge erledigt. Ein Florentiner Medici stand in der Regel zu seinem Wort, also sollten auch die Schulden der Vorgängerpäpste anerkannt werden.
Zur Amtseinführung gab es allerdings noch einige Hindernisse zu umschiffen, über die sich der Pöbel auf der Straße das Maul zerriss:
»Hast du gehört, der neue Papst ist noch nicht mal Geistlicher!«
»Und das, obwohl er seit seinem achten Lebensjahr Domherr in Florenz und Abt in Santa Michele ist.«
»Nicht zu vergessen, päpstlicher Pronotar, seit er sieben war.«
»Und Kardinal mit vierzehn!«
»Fleißig Pfründen kassiert, sein Leben lang, aber wohl noch nie eine Kirche von innen gesehen.«
In der Tat war dies noch nie vorgekommen, dass ein Konklave mit der Wahl eines Mannes zu Ende ging, der erst noch zum Priester geweiht werden musste, bevor er sich die Tiara aufsetzen durfte.
In Augsburg teilte man den Optimismus Zinks nur bedingt.
»Ein Medici bleibt ein Medici. Der wird seine Geschäfte lieber mit der versippten italienischen Hochfinanz machen wollen als mit uns«, machte Jakob Fugger kein Hehl aus seinem Unmut über diese Wahl. »Die Salviati und Strozzi werden sich ins Fäustchen lachen.«
Zink versuchte in Geheimdepeschen, ihn zu beruhigen.
»Der Heilige Stuhl
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