Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
Vom Netzwerk:
steht bei uns so im Soll, er kann sich gar nicht leisten, uns zu ignorieren.« Schließlich bekam Zink als wichtigsten Auftrag von Jakob Fugger mit auf den Weg, ein bestes Einvernehmen mit dem jungen Papst herzustellen, der sich Leo X. nannte.
     
    Zink wartete also ab, bis Leo X. nach seiner Papstwahl zuerst zum Priester und zwei Tage später zum Bischof geweiht wurde. Erst dann konnte, wiederum zwei Tage danach, die Papstkrönung folgen. Bereits drei Tage darauf saß er im Vatikan Leo gegenüber, für ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen. Zink wertete es als gutes Zeichen, dass der Tisch üppig gedeckt war. Rehkeule, Rebhühner, gebratene Tauben und ein halbes Lamm ließen ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Es gab sicher kein Festessen, wenn man ihm schlechte Nachrichten mitzuteilen hätte. Da man sich bereits kannte, verzichteten beide auf weitschweifige Höflichkeitsfloskeln, bezeugten sich kurz ihren gegenseitigen Respekt und kamen sogleich zur Sache.
    »Ihr seid schnell, Zink«, eröffnete der Papst das Gespräch. »Habt Ihr Angst um Eure Pfründen? Oder um das Geschäft der Fugger?« Er redete wirklich nicht um den heißen Brei herum.
    Johannes Zink hatte sich vorher zurechtgelegt, was er sagen wollte. Dies wurde jedoch durch diese offene Frage bereits überflüssig. Also musste er improvisieren.
    »Euer Heiligkeit, eigentlich wollte ich Euch beglückwünschen zu dieser Wahl und fragen, ob ich und das Haus Fugger Euch behilflich sein können. Aber Eure Fragen sind angebracht. Angst habe ich keine, berechtigte Sorge aber allemal.«
    Der frischgebackene Papst lachte.
    »Ihr seid ehrlich zu mir? Das kommt unerwartet. Dann sagt mir gleich: Auf wie viel haben meine Vorgänger sich bei Euch verschuldet?«
    Zink nannte eine Summe, die sogar den reichen Spross aus dem Hause de Medici kurz schlucken ließ.
    »Nun, sei’s drum«, sagte Leo. »Ich stehe dafür.«
    Zink konnte den Stein förmlich aufschlagen hören, der in diesem Moment von seinem Herzen fiel. Nun konnte er weiterfragen.
    »Und in Zukunft? Werdet Ihr uns benötigen, Euer Heiligkeit?«
    »Zink, meine Familie ist reich, ich habe jedoch nicht vor, das Geld meiner Familie zu verprassen, solange es andere Quellen dafür gibt. Da Gott Uns das Pontifikat verliehen hat, so lasst es Uns denn genießen. Und dafür brauche ich Geld. Viel Geld. Und natürlich auch Euer Geld.«
    »Wir stehen zu Diensten.«
    »Wie viele Pfründen hält er derzeit?«
    »Acht.«
    »Das ist nicht viel. Da werden wir einmal in nächster Zeit etwas drauflegen. Immer unter der Voraussetzung, dass unsere Zusammenarbeit klappt. Kennt Ihr das Motto meines Vaters?«
    Zink verneinte.
    »›Ich gebe, damit du gibst.‹ Ist damit alles gesagt?«
    Johannes Zink hatte verstanden.
     
    Zurück im Fuggerkontor, fing er sofort mit den Planungen für den Einzug des Papstes in den Lateranpalast an. Viel Zeit blieb ihm nicht. Nicht nur der Papst, alle Menschen in Rom sollten beeindruckt sein von der Pracht, die die Fuggerbank für den Papst entfalten würde. Der neue Papst würde dies als Zeichen der Wertschätzung anerkennen, der Pöbel als Symbol der Macht der Fugger.
     
    Die Prozession des neuen Papstes brach am 11. April vom Vatikan zum Lateranpalast auf. Alle Häuser waren festlich geschmückt. Die alten Familien Roms ließen es sich nicht nehmen, auf ihren altehrwürdigen Status hinzuweisen. Die Banken und Filialen der großen Kaufmannsfamilien zeigten ungeniert ihren Reichtum. Ganz Rom war auf den Beinen. Herrlich war der Zug anzusehen. Den ersten Teil bildeten die Laien, deren Abschnitt von Lanzenreitern eröffnet wurde. Die Florentiner Kaufleute schritten geschlossen, im besten Sonntagsstaat, daher, ebenso die Venezianer und die Deutschen. Dann präsentierten fünf Fahnenträger ihre großen, imposanten Banner hoch zu Ross. Das Banner der Ewigen Stadt kam als Erstes. Ihm folgte der Deutschordensritter Johann Blankenfeld mit der Standarte aus weißem Taft mit dem schwarzen Kreuz in der Mitte, begleitet von vielen Fußknechten, die in weiße Seide gehüllt waren. Giulio Medici – er sollte ein Jahrzehnt darauf selber Papst werden, trug das Banner der Johanniter. Den Abschluss bildeten die Wappenbanner von Papst und Kirche.
    Zwölf Zelter und Maultiere mit Brokatdecken und Geschirr aus Silber und Gold entlockten der Menge Ahs und Ohs. Die Zelter führten die Barone Roms an, mit ihnen die Lehensleute der Kirche, der Adel von Florenz und die vielen ausländischen Gesandten.
    Dann begann

Weitere Kostenlose Bücher