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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Volk sollte heute jubeln statt jammern«, grummelte Albrecht vor sich hin, als er von Weitem die Fahne des Kurfürsten von Brandenburg näher kommen sah.
    »Na endlich!« Nun begann das Volk doch, den erwünschten Applaus zu spenden, der den Hohenzollern so selbstverständlich erschien.
    »Schön, dass dein Volk dich hat gehen lassen«, begrüßte Albrecht seinen Landesherrn nicht ohne Sarkasmus.
    »Sei froh, dass ich überhaupt da bin«, kam es einigermaßen schroff zurück. »Es freut mich nicht zu hören, was im Moment draußen im Lande los ist. Ich hoffe, du kannst einige Dinge abstellen, so du endlich in Amt und Würden bist.«
    Albrecht nickte. Er war weder sonderlich religiös noch hatte er vor, die Kirche St. Mauritius und Katharina allzu oft zu besuchen. Dafür hatte er Priester, die an seiner Stelle die Messen lesen konnten. Allerdings schätzte er die Schriften des Francesco Petrarca und dessen antikes Konzept der Humanität. [9]
    Er sah selbst, dass im Moment im Reich einiges schieflief. Er betrachtete dies mit dem für die Humanisten der Zeit üblichen Pessimismus und hoffte nur, dass man die Schuldigen – wer immer dafür ausgemacht werden würde – finden und aus der Gemeinschaft der Gläubigen aussortieren würde. Dann herrschte wieder Ruhe in der Herde.
     
    Nun war aber nicht die Zeit für trübe Gedanken. Ein Festtag sollte es sein, seine eigene Krönung zum Bischof von Magdeburg!
    Joachim und er stiegen von den Pferden und gingen durch die Menschenmenge, die schon jubelnd vor dem Portal wartete, in den Dom. Zahlreiche Priester folgten ihnen.
    Albrechts Ernennung war nicht ohne Proteste vor sich gegangen, zu jung hielten ihn viele für ein derart wichtiges Amt. Dennoch war es den Hohenzollern gelungen, Richard von Greiffenklau zu Vollrad, seit einem guten Jahr Erzbischof von Trier, zu einer Reise nach Magdeburg zu bewegen.
    Der sechsundvierzigjährige Trierer Kurfürst war einer der wichtigsten Kirchenmänner im Reich. So wurde dessen Zusage als problemloser Ersatz für die Absagen der Bischöfe von Straßburg, Worms, Mainz und Köln angesehen. Er war bereits vor zwei Jahren einstimmig als Nachfolger von Jakob von Baden als Trierer Erzbischof gewählt worden. Bis zur päpstlichen Bestätigung und erzbischöflichen Weihe hatte es jedoch über ein Jahr gedauert. Kriegsunruhen in Italien hatten die Delegation auf dem Weg nach Rom bereits in Innsbruck umkehren lassen. Erst im vorigen April hatte sein Abgesandter, der Domherr Jacob von Elz, die ersehnte päpstliche Bestätigung nach Trier bringen können. Im gleichen Jahr hatte der Kaiser jedoch einen Reichstag in Trier abgehalten, bei dem auch der Heilige Rock gezeigt worden war, und Richard von Greiffenklau war sehr schnell sehr bekannt und anerkannt worden.
     
    Nun erwartete sie dieser Mann bereits beim Hochaltar. Langsam und mit demütig gesenktem Haupt schritt Albrecht neben seinem Bruder nach vorne. Demut wurde erwartet von ihm. Zumindest heute, zumindest bis zum Ende dieses Hochamtes. Die fast dreistündige Messe zelebrierte der Trierer Bischof alleine. Erst gegen Ende wurde Albrecht hinzugezogen. Nach erfolgter Krönung durfte er den Gottesdienst zu Ende bringen. Stolz hatte er die Mitra in Empfang genommen und sich aufs Haupt setzen lassen. Er hatte im Vorfeld darauf bestanden, eine ›Mitra pretiosa‹ aufgesetzt zu bekommen – die kostbare Version der Bischofsmütze, mit Juwelen und Halbedelsteinen besetzt und mit Goldfäden bestickt.
    Dann war die Krönungsmesse vorbei, ein letztes Mal läuteten die mächtigen Glocken die Regentschaft des neuen Bischofs von Magdeburg ein. Nun hatte Albrecht nichts Eiligeres zu tun, als nach Halle zu reiten, zu seiner neuen Bischofsresidenz auf der Moritzburg. Der stramme Zweitageritt führte Albrecht zu seiner neuen, unüberwindlichen Festung, der ›Arx insuperabilis‹, die sein Vorgänger, Erzbischof Ernst, für die unglaubliche, sagenhafte Summe von über hundertfünfzigtausend Gulden hatte bauen lassen.
    Die nächsten Tage verbrachte er auf der Moritzburg.
     
    Als er sich wieder in der Öffentlichkeit blicken ließ – eine knappe Woche später –, sorgte er sofort erneut für Gesprächsstoff: Er wollte sich nämlich, bitte schön, auch noch gerne das Bistum Halberstadt einverleiben.
    Das war unerhört!
    Eine derartige Ämterhäufung war nicht nur unüblich, eigentlich hatte der Papst verboten, dass ein Mensch zwei oder mehr Bistümern vorstehen durfte. Und so ein junger Bischof, das ging wohl gar

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