Der Papstkäufer
nicht, wurde er doch sogleich befördert und durfte nur ein Jahr darauf, nun als Generalsubkommissar lediglich Albrecht von Brandenburg direkt unterstellt, in den Bistümern Halberstadt und Magdeburg sein Unwesen treiben.
Eisleben, Halle, Zerbst, Berlin, Jüterbog, Magdeburg, keine Stadt konnte vor ihm sicher sein.
Johann Tetzel und der Ablasshandel wurden eins. So sehr, dass die Ablassladen im Volksmund bald schon ›Tetzelkästen‹ genannt wurden.
Die Kritik wurde stärker.
Die Kritiker prominenter.
Ulrich von Hutten und Bernhard Adelmann von Adelmannsfelden bezogen öffentlich Stellung gegen Tetzel und seine Untaten.
»Törichte Deutsche, die sich Tugend und himmlischen Lohn in Rom holen!«
Auch die ersten Landesherren wehrten sich.
Friedrich der Weise erteilte Johann Tetzel ein Einreiseverbot nach Kursachsen. Friedrich war, als Spross des Hauses Wettin, ein natürlicher Feind der Hohenzollern und insofern sowieso nicht gut auf Albrecht von Brandenburg zu sprechen. Und nun sollten seine Untertanen Albrechts Bischofsmützen finanzieren! Das kam überhaupt nicht infrage.
Zudem hatte der Papst zu Friedrichs großer Verärgerung sogar zwei Mal seine Eheschließung mit Margarethe, der Tochter des römischen Kaisers Maximilian, abgelehnt.
Und diesen unsäglichen Tetzel wollte er in seinen Landen sowieso nicht sehen.
Gründe hatte er also hinreichend.
Also verbot er Tetzel kurzerhand die Einreise nach Wittenberg.
In Wittenberg predigte zu dieser Zeit ein Mönch namens Martin Luther.
Und der wunderte sich, dass immer weniger Leute zu seinen Predigten und zur Beichte kamen. Bis er erfuhr, warum.
Der schlaue Tetzel hatte sich nämlich mitsamt seiner Ablasstruppe genau an der Grenze zwischen Wittenberg und Magdeburg niedergelassen. Er predigte auf der Magdeburger Seite und hielt sich somit an Herzog Georgs Verbot. Das hinderte aber die Gläubigen aus Wittenberg nicht daran, über die Grenze zu gehen, Tetzel zuzuhören und ihr gutes, spärlich vorhandenes Geld für teure Ablassbriefe auszugeben. Damit war dann auch keine Beichte beim strengen Doktor Luther mehr notwendig.
Nachdem viele der Beichtkinder Luthers im nahen magdeburgischen Jüterbog dem tückischen Tetzel ihr Geld für einen Fetzen Papier in den Rachen geworfen hatten, plagten dann später, wieder in Wittenberg, den einen oder anderen dieser religiösen Fremdgänger Zweifel, ob der Ablassbrief wirklich so eine gute Investition gewesen sei. Das müsste man einmal überprüfen lassen, am besten von einem ausgewiesenen Fachmann.
Denn wenn der Doktor Luther etwas war, dann ein Fachmann in religiösen Dingen. Als dann die ersten Wittenberger ihm ihre Tetzel-Ablassbriefe zeigten und um eine Echtheits-Expertise baten, war Luther bestürzt und wütend.
Der Stein hatte zu rollen begonnen …
32
Im Frühjahr darauf verstarb Giulia Farneses Gatte Giovanni Capece Bozzuto, der Baron von Afragola. Guilia kam zu Zink, um den Nachlass des Barons zu übernehmen.
Giulia erschrak, als sie Zink wiedersah, den sie schon länger nicht mehr getroffen hatte, und war froh, dass ihr Verhältnis sich über die Jahre so weit abgekühlt hatte, dass es nur noch rein geschäftlich war.
Auch Zink hatte mitbekommen, dass vom einstigen Wohlstand nicht mehr viel übrig geblieben war. Wenn sie bei der Fuggerbank auch höhere Einlagen hatte, als sie selbst glaubte.
»Ich habe sonst nichts mehr. Meine Legate wurden gestrichen und meine sonstige Barschaft rinnt mir wie Wasser durch die Finger«, klagte sie dem Fuggerfaktor ihr Leid. »Aber mein Gatte war wohlhabend und hat sonst keine Angehörigen mehr. Das sollte mir für die letzten Jahre gerade so ausreichen, die mir das Schicksal noch zugesteht.«
»Gibt es ein Testament?«, fragte der gerissene Kaufmann.
»Nicht, soweit ich weiß. Also steht mir dann alles zu, oder?«
Zink bat um einige Tage, um alles zu klären.
Als Giulia eine Woche später erneut vorsprach, präsentierte Zink ihr ein Testament, das das gesamte Vermögen, mit Ausnahme einer kleinen Apanage, einer Bruderschaft in Rom zusprach. Einer Bruderschaft, die gar nicht existierte und die bei Zink niemals Ansprüche stellen würde. Giulia brach in Tränen aus.
»Das kann nicht sein. Diese Apanage ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel!«
Zinks Mitleid hielt sich in Grenzen. Er konnte das Geld gut gebrauchen.
Mit einigen knappen Worten des Beileids entließ er seine einstige Geliebte in die Armut.
Die Briefe und Depeschen flogen hin und
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