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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Rom offiziell an.
    Anfang des nächsten Jahres folgte dann sogar eine Denunziation bei der dominikanischen Inquisition.
    Es wurde ernst für Luther.
    Auch wenn Papst Leo X. ihn zunächst – in der gleichen fatalen Fehleinschätzung wie Fugger und Zink – für bedeutungslos hielt und den Streit für ein ›Mönchsgezänk‹.
    Also gab Leo X. die Beschwerden erst einmal nur an den Ordensmeister der Augustiner weiter.
     
    Fugger und Zink blieben immer noch überwiegend gleichgültig gegenüber der Kirchenkritik. Beide hatten die Gefahr längst nicht erkannt, die auf die katholische Kirche und ihre Geschäftemachereien zukam. Das waren doch Haarspaltereien eines wichtigtuerischen Mönchleins, der sich jetzt als zentrale Stimme des Protests in Stellung brachte.
    Dabei merkten sie nicht, dass sie mit ihren Geschäftspraktiken die Kurie in ihrer unglaublichen Reformgleichgültigkeit jahrelang bestärkt hatten. So lange, bis es zu spät war …
    Ihre Probleme waren anderer Natur: Der Ablass brachte weiterhin viel zu wenig ein, bei Weitem nicht so viel, wie erhofft. Während Kosten für Organisation und Unterhalt der Ablasstruppen andererseits weit über das kalkulierte Maß hinaus stiegen.
     
    Ende September 1518 wurde Bilanz gezogen. Der Religionsstreit war in vollem Gange, Jakob Fugger erwartete daher nicht, noch bis zum 1. August in vier Jahren, wie vom Papst zugesagt, weitere Ablassgelder kassieren zu können.
    Die Bilanz war enttäuschend.
    Auf der Habenseite standen Einnahmen in Höhe von 42.043 Gulden.
    Ausgaben hatten sie aber 48.235 Gulden gehabt!
    Unter dem Strich stand also ein Minus von 6.192 Gulden.
    Auch wenn Albrecht von Brandenburg die Differenz beglich, der Profit für die Fugger bestand, offiziell zumindest, lediglich aus fünf Prozent Zinsen für das Vorstrecken der Gelder an Albrecht.
    Und für so ein wenig einträgliches Geschäft war nun Europa auf dem Weg, religiös gespalten zu werden.
    Das war die Sache keinesfalls wert gewesen …
     
    Das Lehrbuch der Musterbuchhaltung von Matthäus Schwarz wurde zwar gedruckt, erschien jedoch erst einmal nicht, weil Jakob Fugger es unter Verschluss hielt. Zum einen hatte Schwarz als Vorlage das Fugger-Geschäftsbuch aus Venedig verwendet. Zum anderen hielt Fugger seinem Hauptbuchhalter vor:
    »Eine reich machende Kunst behält ein jeder schön für sich!«
    Sonst könnte ja ein jeder reich werden …

Die Reformation, Anton Fuggers Aufstieg & Zinks Niedergang

33
     
    In der Fugger-Faktorei in Rom waren durch Zinks häufige Abwesenheit und dessen Beschäftigung mit anderen Dingen – überwiegend im Dienst von Papst Leo X. – chaotische Verhältnisse eingerissen. Ohne echte Führung, machte jeder, was er wollte, schaufelte Geld von einer Tasche in die andere und genoss das süße Leben. Nach Augsburg wurde gerade so viel Geld geschickt, dass es nicht allzu sehr auffiel.
     
    Zu allem Überfluss war Johannes Zink auch noch damit beschäftigt, die Erpressung seiner ehemaligen Geliebten Giulia Farnese abzuwehren. Die hatte eine Tages unangemeldet am Tor seiner Villa geläutet und dem überraschten Zink die Tatsache ins Gesicht geschleudert, ja, fast schon gespuckt, so voller Abscheu war sie gewesen, dass die Bruderschaft ›Der neun Helfer des Antonius‹, die angeblich Nutznießer des Testaments ihres verstorbenen Mannes geworden waren, gar nicht existierte. Niemals existiert hatte.
    »Ihr seid ein Scheusal«, hatte sie ihn weinend angeschrien. »Ein geldgieriges, korruptes Monstrum.«
    Zink hatte sich schnell gefangen und lächelnd erwidert:
    »Könnt Ihr beweisen, was Ihr da behauptet?«
    Giulia Farnese hatte sich auf dem Absatz umgedreht und war gegangen.
    Drei Tage später war die erste Drohung eingegangen. Sie wollte Geld. Mehr Geld, als ihr alter Baron von Afragola besessen hatte. Zink zahlte. Er wollte nur seine Ruhe haben. Das Geld dazu nahm er aus der Fuggerkasse. Das merkte ja sowieso keiner. So viel, wie sich da drin befand.
    Und sollte sie eines Tages zu gierig werden, würde er ihr einen seiner Handlanger auf den Hals hetzen. Die erledigten diskret und unauffällig ihre Dienste, die Zink bisweilen – zum Glück selten genug, bei säumigen Schuldnern anforderte.
     
    Einen Jakob Fugger indes konnte man nicht betrügen. Der hatte schnell gemerkt, dass auf den alten Zink immer weniger Verlass war und neue Führung dieser großen Filiale nottat. Komplett ersetzen, sprich: entlassen, konnte und wollte er Zink nicht. Zu viele Fäden hatte der noch in

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