Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
ihre aufkeimende Freundschaft hatte keine Zeit, Früchte zu tragen.
»Das hängt von vielen Dingen ab«, antwortete Delilah nach einem Augenblick, als hätte sie erst über die Frage nachdenken müssen. »Ich brauchte mal Tapetenwechsel und bin froh, in London zu sein. Ich denke, es kommt ein bisschen darauf an, wie lange ich diesen Auftrag hinziehen kann, bevor mein Redakteur sagt, dass Schluss ist mit der Mietwohnung.«
Das war kalkuliert: Indem sie Fatima wissen ließ, dass Delilahs Aufenthalt zum Teil von Fatimas Bereitwilligkeit abhing, ihr zu helfen, lud sie sie dazu ein, bei der Täuschung von Delilahs Redakteur zur Komplizin zu werden. Und falls Fatima mitmachte, wäre das ein gutes Zeichen. Es könnte Möglichkeiten eröffnen.
Fatima nippte an ihrem Kaffee. »Bist du … triffst du dich mit jemandem?«
Diese Frage traf Delilah unerwartet, auch wegen ihrer widersprüchlichen Gefühle, was John anging. »Du meinst … in London?«
»Nein, überhaupt. Du bist sehr schön … Ich musste mich unwillkürlich fragen, ob du jemanden hast.«
Delilah zögerte, dann wählte sie instinktiv die Antwort, die der Wahrheit am nächsten kam. »Bis vor Kurzem, ja. Das Ende war sehr unschön. Paris erinnert mich an ihn. Ich glaube, auch deswegen bin ich so froh, hier zu sein.«
»Tut mir leid.«
Delilah lächelte. »Das muss es nicht. Du bist schließlich der Grund, warum ich hergekommen bin. Was ist mit dir?«
Fatima schüttelte den Kopf. »Eine Trennung vor Kurzem, wie bei dir. Aber nicht im Bösen. Meine Eltern haben mehr darunter gelitten als wir beide. Ich bin dreißig, und sie denken, ich habe nicht mehr viel Zeit. Sie mochten ihn. Ein netter pakistanischer Junge. Aber er war nicht der Richtige. Und ich glaube, ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich nicht mehr einfach nur, um … Ich weiß nicht. Die Macht der Gewohnheit, schätze ich. Es klingt sehr unfair allen gegenüber.«
Diese Eröffnung war eine Einladung, die Delilah sich nicht entgehen lassen konnte. »Deine Eltern … sie hätten sicher sehr gern Enkelkinder. Nach allem, was deine Familie durchmachen musste.«
Fatima trank noch einen Schluck Kaffee. »Ja. Und ich komme mir egoistisch vor, weil ich ihnen diesen Wunsch nicht erfülle. Aber ich bin einfach noch nicht bereit dafür.«
»Ich finde es gar nicht egoistisch. Oder ich bin auch ziemlich selbstsüchtig.« Das war eine leichte Abweichung von dem Weg, den Delilah eigentlich hatte einschlagen wollen, aber es war wichtig, sich persönliche Details anzuvertrauen.
»Deine Eltern möchten Enkelkinder?«
»Mehr als alles andere. Und da mein Bruder nicht mehr lebt, bin ich ihr einziges Kind. Aber … ich weiß nicht. Ich bin noch nicht bereit … vielleicht – meine Freiheit aufzugeben? Ich meine, ich habe das Gefühl, erst am Anfang zu stehen. Es gibt noch so viel zu tun.«
Fatimas Kiefermuskeln verhärteten sich leicht, und einen Augenblick lang glitt ein gleichermaßen gedankenverlorener wie intensiver Ausdruck über ihr Gesicht. Dann war er wieder verschwunden. »Ja«, sagte sie. »Genau.«
»Und was willst du tun? Poesie? Aktivismus? Was ist dein nächstes Ziel, wo willst du deine Spuren hinterlassen?«
Fatima lächelte. »Interviewst du mich jetzt?«
Delilah lachte und trank einen Schluck Kaffee. »Ja, das sind gute Fragen für ein Interview, danke für die Erinnerung. Ich vergesse es ständig. Bei dir fühle ich mich nicht wie eine gute Journalistin.«
Fatima sah sie für einen langen Augenblick an. »Ist das dein Ernst?«
»Ich glaube schon. Ich verstehe zu gut, was du durchgemacht hast und was du zu erreichen versuchst. Und ich mag dich zu gern. Es ist gefährlich, einem Interviewpartner zu nahe zu kommen.«
»Und das ist dir schon passiert?«
Sie verstand sich gut darauf, jemanden auszuhorchen, stellte Delilah fest. Oder sie war einfach eine gute Gesprächspartnerin – die Voraussetzungen waren ähnlich. Ein Gespür für Themen, das Zusammensetzen von Fragmenten und das Zurückspielen von Bällen, um jemanden aus der Reserve zu locken. Delilah beherrschte diesen Part virtuos, aber es machte ihr nichts aus, vorübergehend die Rollen zu tauschen. Dadurch entspannte sich Fatima und glaubte, die Situation unter Kontrolle zu haben.
»Vielleicht«, meinte sie nach kurzem Nachdenken und musste wieder an Rain denken.
»Geht es dabei um die Beziehung, von der du gerade gesprochen hast? Die, die böse geendet hat?«
Eine wirklich gute Verhörtechnik. Delilah lachte und sagte: »Ich
Weitere Kostenlose Bücher