Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
Sie Erfolg haben, garantiere ich Ihnen, dass niemand Fragen stellt.«
Delilah überlegte. Auf ihrem Telefon befanden sich keine sensiblen Daten. Selbst wenn der MI6 noch ein paar eigene Keylogger in der installierten App verpackt hatte, würden sie nichts von Wert finden. Und wenn die Operation vorüber war, konnte sie das Telefon einfach wegwerfen.
»Gut«, sagte sie. »Machen wir es so.«
Er nickte, und seine Miene wurde seltsam düster. »Da ist noch etwas, das ich Ihnen nicht sagen sollte.«
Sie fragte sich, wie viel von dem »nicht sagen sollte« echt war und wie viel erfunden, um sie dazu zu bringen, ihm zu vertrauen, vielleicht sogar mit ihm zu schlafen. Schwer zu sagen. Sie zog die Augenbrauen hoch.
»Laut den Amerikanern«, fuhr er fort, »gibt es in letzter Zeit eine Menge Gemunkel. Sie wissen schon, in den Netzwerken, die ihre NSA überwacht. Und wir selbst haben auch einige ziemlich beunruhigende Signale aufgeschnappt. Übereinstimmender Meinung nach steht eine Art von Anschlag mit Massenvernichtungswaffen ungemütlich dicht vor der Ausführung. Und in seinem Zentrum befindet sich Fatimas Bruder Imran. Ich fürchte, meine Leute sind kurz davor, eine … eine Art Plan B in Gang zu setzen.«
Delilahs Kehle und Magen schnürten sich plötzlich zusammen. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich meine damit, wenn wir keinen anderen Zugang zu diesem Laptop finden, wird sich ein Team Fatimas bemächtigen und alle nötigen Informationen aus ihr herausholen – das Passwort, alles –, und zwar mit anderen Mitteln. Ziemlich unschönen Mitteln, um genau zu sein.«
Er beobachtete sie scharf. Sie wusste nicht, welche Fassade sie ihm präsentieren sollte. Ganz sicher nicht die der Bestürzung, die der Gedanke in ihr auslöste, Fatima könnte gefoltert werden.
»Warum werden wir immer zu dem, was wir hassen, Kent?«
Ein langes Schweigen entstand. »Ich weiß es nicht.«
»Stellen Sie sich je die Frage?«
»Ich versuche, es zu vermeiden.«
»Vielleicht ist das keine besonders gesunde Angewohnheit.«
»Sie und ich, wir treffen nicht die Entscheidungen, Delilah …«
»Nein, wir befolgen nur Befehle. Klingt das so, als hätten Sie es schon einmal irgendwo gehört?«
»Glauben Sie mir, ich möchte genauso wenig wie Sie, dass Plan B in Gang gesetzt wird. Besorgen Sie einfach das Passwort, einverstanden? Dann müssen wir uns darüber keine weiteren Gedanken machen.«
Einen Moment lang fragte sie sich, ob er diesen Plan B nur erfunden hatte, um sie zu motivieren, weil er befürchtete, dass Bora Bora nur Zeit- und Geldverschwendung war und sie eine zu enge Verbindung zu Fatima entwickelt hatte. Wenn ja, war es ihm zweifellos gelungen.
»Besorgen Sie mir die App«, sagte sie. »Und ich besorge Ihnen Ihr Passwort.«
Sie wusste nicht, an welchen Fäden Kent gezogen hatte, aber letzten Endes brauchte er nur einen Tag, um alles zu arrangieren. Er hinterlegte in einem der toten Briefkästen einen Speicherstick für sie – in der zentralen Waterstones-Buchhandlung am Piccadilly. Ein bisschen altmodisch im Vergleich zu einer sicheren Seite im Internet; andererseits hinterließ der freie Raum hinter den Buchreihen der Krimiabteilung einer Buchhandlung keine elektronischen Spuren, die jemand verfolgen konnte.
Sie nahm den USB-Stick mit in ihre Wohnung und entschlüsselte ihn. Erfreut stellte sie fest, dass sie und Fatima tatsächlich nach Bora Bora reisten. Und noch besser: Sie würden im Four Island Resort der Insel wohnen. Es war ein Fotoshooting für ein neues Reisemagazin. Delilah hatte davon gehört, aber noch nie dafür gearbeitet. Die Audio-Keylogger-App war mitsamt Instruktionen ebenfalls enthalten. Sie lud sie auf ihr Telefon und testete sie mit ihrem Laptop, indem sie tippte: Dunkel war’s, der Mond schien helle, 123456789 . Das Programm entzifferte die Tastenanschläge perfekt, sogar die Großbuchstaben. Aber funktionierte es auch unter Einsatzbedingungen? Sie würde es herausfinden.
Sie rief Fatima an und teilte ihr die gute Nachricht mit. Konnte sie in zwei Tagen fahren? Ja? Wunderbar! Und perfektes Timing – bis dahin konnte Delilah ihre Gespräche und die Fotos zu dem Artikel zusammensetzen, der schließlich der angebliche Grund ihrer Anwesenheit in London war.
Sie brauchte einen Tag, um die wichtigen Teile aus der Erinnerung herauszufiltern. Sie arrangierte sie zu einer unverhohlen wohlwollenden Story über Fatimas Engagement für Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit und die Prinzipien Martin Luther
Weitere Kostenlose Bücher