Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
Kings. Sie wählte ein halbes Dutzend Fotos aus, auf denen sie abwechselnd glamourös und ernsthaft aussah – während der Rede bei der Demonstration, nach der Arbeit im Notes, umgeben von anderen Muslimen im Momtaz. Sie lud den Artikel hoch und lächelte, als er auf die Reise ging. Den MI6, Kent, den Direktor und seine Helferlinge würde der Schlag treffen. Sie konnte sich die Reaktionen vorstellen: »Sympathisiert mit einer Terroristin!«, »Macht Propaganda für den Feind!«, »Auf wessen Seite steht sie eigentlich?!«
Es war ihr gleichgültig. So etwas hörte sie nicht zum ersten Mal, sie hatte schon alle Anschuldigungen über sich ergehen lassen, das Misstrauen, die versteckten Anspielungen. Sie konnten sie samt und sonders am Arsch lecken. Wenn sie ihre Art von Resultaten wollten, mussten sie auch ihre Methoden akzeptieren. Das gefällt euch nicht, Jungs? , dachte sie. Dann tut mir den Gefallen und feuert mich. Aber dazu kommt es nicht. Ihr seid zu sehr auf mich angewiesen. Und das wisst ihr.
Am nächsten Tag reisten sie ab. Sie hatten einen Nonstop-Flug nach Los Angeles und stiegen dort nach Papeete auf Tahiti um, von wo aus der letzte, kurze Flug nach Bora Bora ging. Delilahs Angebot mit den Vielfliegermeilen war kein Scherz gewesen, und sie organisierte ihnen beiden damit ein Upgrade für die Businessclass. Fatima schlief den größten Teil der Strecke nach Los Angeles durch, was Delilah ermutigend fand. Ja, es gab in London etwas, das diese Frau nachts um den Schlaf brachte. Und ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass es richtig gewesen war, sie dort herauszuholen. Veränderung erzeugt Bewegung. Bewegung schafft Gelegenheiten.
Am winzigen Flughafen von Bora Bora wurden sie von einer ziemlich jungen Vertreterin des Four Seasons abgeholt, die ihnen Blumenketten um den Hals hängte und sie zum letzten Abschnitt der Reise auf ein Boot begleitete. Sie setzten die Sonnenbrillen auf, während ein Träger ihr Gepäck an Bord brachte. Fatima schüttelte sprachlos vor Begeisterung den Kopf. Sie stellten sich in den Bug, um die Aussicht zu genießen, und ein Kabinenjunge brachte ihnen eisgekühlte Tücher und eine Flasche Wasser. Unter einem strahlend blauen Himmel war die Luft gesättigt vom salzigen Duft des Meeres, und ihre Haare flatterten im Fahrtwind. Als die beiden Reihen der auf Pfählen über dem Wasser errichteten schilfgedeckten Bungalows der Ferienanlage in Sicht kamen, warf Fatima die Arme um Delilah und kreischte vor Entzücken.
»O mein Gott«, sagte sie, während sie zurücktrat und die Selbstbeherrschung wiedererlangte. »Tut mir leid. Es ist nur … ich habe das Gefühl, als wäre ich in einem Traum. Ich hatte das so dringend nötig, und ich wusste es nicht einmal. Ich bin überwältigt. Vielen Dank. Ehrlich, vielen Dank.«
Delilah schüttelte den Kopf, gerührt von der Begeisterung und Dankbarkeit der Frau. Und dann spürte sie ein seltsames Gefühl der Schuld in sich aufwallen. Schließlich war Dankbarkeit das Letzte, was sie unter den gegebenen Umständen verdiente. Die Empfindung verwirrte sie. Sie war Dankbarkeit seitens ihrer Zielpersonen gewohnt, sogar Erklärungen von unsterblicher Liebe. Doch über einer gewissen Befriedigung über den Erfolg hinaus gestattete sie sich nie, außerhalb ihrer Rolle etwas zu empfinden, bis die Operation beendet war.
»Ich bin diejenige, die sich bedanken muss«, sagte sie und verdrängte das Gefühl. »Wenn du nicht mitgekommen wärst, hätte ich niemanden, mit dem ich das hier genießen kann. Ich bin wirklich froh, dass du hier bist.«
Am Strand vor der Anlage gingen sie von Bord. Das Wasser war so klar und blau, der Sand so weiß und der grüne Rücken des Mount Otemanu so majestätisch, dass Delilah einen Augenblick lang Kents Zögern verstand, dem Plan zuzustimmen. Die Insel und ihre Lagune wirkten wie der Archetypus eines Paradieses, geschaffen aus dem kollektiven Unbewussten der Menschheit, und es erschien fast ungerecht, dass irgendjemand hier seine Zeit verbringen durfte, vor allem auf Kosten des Steuerzahlers.
In einem schilfgedeckten offenen Pavillon erledigten sie rasch die Formalitäten. Der Manager der Anlage, ein sympathisch wirkender Gentleman namens Rajiv, begrüßte sie persönlich. Falls er überrascht war, dass Delilah eine Freundin mitgebracht hatte, zeigte er es nicht. Er verlieh seiner Begeisterung darüber Ausdruck, dass Delilah einen Teil ihrer Aufnahmen auf dem Gelände der Anlage machen würde, informierte sie, dass er ihnen ein
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