Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
Einsatz. Sie wusste nicht, was Fatima erwartete oder was ihr unangenehm sein würde. Sie wollte nichts verderben, wenn es gerade so schön lief. Das war alles.
»Ich hätte schon früher dran denken sollen«, sagte sie, »aber wir haben nur ein Bett …«
»Das habe ich schon gesehen. Es macht nichts. Ich nehme die Couch.«
»O nein! Ich meine, wenn du willst, natürlich, aber … aber schau mal, es ist ein großes Bett, und ich käme mir komisch vor, wenn ich es ganz für mich hätte, während du dich auf der Couch herumwälzt.« Wieder schob sie die Bedenken weg, dass Fatima denken könnte, sie wolle sich an sie heranmachen. Sie würde wissen, dass Delilah nur höflich sein wollte. Sie machte sich zu viele Gedanken. Was merkwürdig war. Normalerweise zweifelte sie nicht an sich.
»Das ist sehr nett von dir. Aber ich schlafe sowieso nicht besonders gut. Das Bett wäre an mich verschwendet. Und am Ende würde ich auch noch dich wachhalten.«
»Das bezweifle ich. Und wenn du nicht gut schläfst, ist eine Couch nicht gerade das Richtige, oder? Hör zu, es macht mir gar nichts aus, das Bett mit dir zu teilen, das ist mir überhaupt nicht lästig. Und ich möchte natürlich, dass du es bequem hast. Such es dir aus.«
Fatima lächelte ein Lächeln, das Delilah nicht enträtseln konnte. »Vielen Dank«, sagte sie. »Das ist schon jetzt die schönste Reise, die ich je gemacht habe. Warum überlegen wir uns das mit dem Bett nicht heute Nacht?«
Delilah erwiderte das Lächeln, fühlte sich aber immer noch unsicher. »Natürlich. Wie du willst.«
Sie verbrachten den Nachmittag damit, die Anlage zu erkunden, aßen geruhsam in einem der Restaurants und entspannten sich am Pool. Ihre Unterhaltung plätscherte so leicht und unbeschwert dahin, dass Delilah manchmal fast hätte glauben können, ihr Auftrag wäre echt, und sie hätte eine Freundin mitgebracht. Aber zu anderen Zeiten spürte sie den Druck der Operation auf sich lasten, die Ungewissheit, wie sie an Fatimas Laptop herankommen sollte. Im Einsatz hatte sie tief drinnen immer Angst davor, enttarnt zu werden, aufzufliegen. Aber jetzt lag sie dichter unter der Oberfläche und fühlte sich anders an. Es war nicht die übliche Furcht vor physischer Gewalt – vor Schlägen, Folter, Tod. Solche Gedanken klangen in diesem Paradies absurd. Wenn Fatima Delilah dabei erwischte, wie sie sich Zugang zu ihrem Laptop verschaffen wollte, hätte Delilah schnell eine Ausrede parat, und das wäre es dann. Es drohte keine echte Gefahr. Und doch hatte sie Angst, wovor, wusste sie nicht.
Sie waren beide müde und litten unter Jetlag, daher gingen sie früh zu Bett. Fatima beschloss, auf der Couch zu schlafen, und Delilah stimmte zu, aber erst, nachdem sie sie hatte versprechen lassen, dass sie die andere Hälfte des Bettes nehmen würde, wenn ihr unbequem war, egal, ob sie Delilah dabei weckte oder nicht.
Die nächsten zwei Tage verliefen unbeschwert. Sie schnorchelten, segelten um die Insel und fütterten Haie und Rochen. Sie probierten Parasailing aus. Delilah fotografierte pflichtbewusst alle Aktivitäten, machte Bilder von sich sonnenden Seeschildkröten und azurblauen Wellen und was sonst noch zu einem Urlaub im Paradies gehört. Einmal versuchte sie, Fatima in ihrem fantastischen roten Badeanzug aufzunehmen, doch sie sträubte sich und meinte, aus denselben Bedenken, warum sie nicht zu modebewusst erscheinen wollte, lasse sie sich ungern in einem Aufzug fotografieren, der für gewisse muslimische Befindlichkeiten schockierend wirken musste. Delilah erklärte Fatima, dass sie die Fotos haben könne, aber trotzdem zierte sich Fatima. Das legte den Gedanken nahe, dass sie entweder befürchtete, es würde Kopien geben, oder zu schüchtern war, um für die Kamera zu posieren, vielleicht auch beides. Diese Frau war so schön und fotogen, dass Delilah nur zu gern ein paar glamouröse Bilder von ihr geschossen hätte, aber sie wollte nicht drängen.
Mehrmals – wenn sie zwischen den Mahlzeiten, Unternehmungen und Besuchen am Strand oder am Pool wieder in ihrer Suite waren – benutzte Fatima ihren Laptop. Aber irgendwie gelang es ihr immer, geschickt darauf zu warten, bis Delilah es sich irgendwo bequem gemacht hatte, um dann ihren Computer mitzunehmen – entweder in den gerade freien Raum der Suite oder auf die Veranda –, sodass Delilah Kents App nicht einsetzen konnte, um die Tastenanschläge aufzunehmen. Immerhin war es ermutigend, dass Fatima den Laptop offensichtlich als
Weitere Kostenlose Bücher