Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
traurigen Ausdruck wirkte darin unglaublich anmutig. Dann hatte sie eine Idee – eine Idee, von der sie noch im Entstehen begriff, dass sie schon eine ganze Weile in ihrem Unterbewusstsein geschlummert hatte.
»Merde« , sagte sie, »ich wollte, ich hätte meine Kamera hier.«
»Der Sonnenuntergang?«
Delilah lachte. »Nein, meine Liebe. Du.«
Fatima nippte an ihrem Wein. »Du bist viel zu nett zu mir.«
»Lass uns ins Zimmer zurückgehen. Den Wein können wir mitnehmen. Der Himmel wird atemberaubend sein, Lavendel und Indigo, und dann die aufsteigende Mondsichel – perfekt für das Magazin. Und dich möchte ich auch fotografieren. Ich verspreche dir, bei diesem Licht wirst du traurig und feierlich und überhaupt nicht modebewusst aussehen. Nichts wird von deinem wohlverdienten Image als Aktivistin ablenken, ja? Damit kein Verdacht aufkommen kann, dass du noch eine andere Seite hast.«
Fatima lächelte – eine Spur nervös? »Du glaubst, ich würde etwas verbergen?«
»Ich glaube, du hast vor etwas Angst, ja. Ich weiß nicht, was es ist, nicht einmal, ob es dir selbst bewusst ist. Ich weiß nur, dass du dich seit unserer Ankunft nicht hast fotografieren lassen.«
Fatima seufzte theatralisch. »Also gut, lass uns zurückgehen. Ich weiß nicht, warum du so wild darauf bist, mich zu fotografieren, aber wenigstens kann ich dir bei der Arbeit Gesellschaft leisten.«
Interessant. Keine Zustimmung, aber auch keine Ablehnung.
Sie nahmen den Wein und gingen zu ihrem Bungalow zurück. Delilah sah den Laptop auf dem Kaffeetisch vor der Couch stehen. Gut. Sie holte ihre Ausrüstung auf die Veranda und begann, sie einzurichten.
Fatima kam an die Schiebetür und sagte: »Mach nur deine Aufnahmen – ich gehe inzwischen unter die Dusche.«
Delilah lächelte. »Glaub nicht, dass du mir so einfach davonkommst.«
Fatima lachte. »Nur keine Sorge.«
Delilah benutzte ein Stativ und eine lange Belichtungszeit, um ein paar dramatische Aufnahmen der Silhouette des Mount Otemanu vor dem violetten Himmel zu machen, mit dem Mond als Akzent. Das Magazin würde zufrieden sein. Als das Licht zu schlecht wurde, ging sie nach drinnen. Fatima kam in einem hoteleigenen Frotteebademantel aus dem Badezimmer, ein Handtuch um die Haare geschlungen.
»Wenn das dein Plan ist, mich daran zu hindern, dich zu fotografieren«, meinte Delilah, »dann funktioniert er nicht.«
Fatima lächelte. »Wie war der restliche Sonnenuntergang?«
»Zauberhaft. Wenn auch nicht so zauberhaft wie du.«
Sie setzte die Kamera auf dem Kaffeetisch neben der Flasche Wein und Fatimas Laptop ab. Es war inzwischen ziemlich dunkel geworden, und Delilah zündete ein paar der Kerzen an, die das Hotel fürsorglich auf dem Beistelltisch neben der Couch bereitgelegt hatte. Sie setzte sich hin, schenkte zwei Gläser Wein ein, ergriff sie und hielt Fatima eines hin. »Kommst du zu mir?«
Fatima setzte sich. Sie stießen an und tranken.
Delilah stellte ihr Glas ab und nahm die Kamera. »Schau einfach geradeaus.«
Fatima beäugte sie mit gespieltem Misstrauen. »Warum?«
»Vertrau mir.«
Fatima drehte den Kopf. Delilah hob die Kamera und schoss ein Foto. Fatima sah sie wieder an und sagte: »Du lässt dich wirklich nicht aufhalten, oder?«
Delilah lächelte. »Wenn wir fertig sind, kannst du die Speicherkarte nehmen und damit tun, was du möchtest.« Sie schenkte ihnen Wein nach. »Hier, entspann dich.«
Fatima lachte. »Wirke ich denn nicht entspannt?«
»Vielleicht ein winziges bisschen verkrampft.«
»Und das wollen wir doch nicht.«
»Nein. Ich möchte, dass du Spaß hast.«
Lag darin eine gewisse Doppeldeutigkeit? Sie war nicht sicher. Sie merkte, dass sie ein wenig beschwipster war, als ihr lieb war.
Aber … sie hatte immer noch die Befürchtung, Fatima könnte denken, dass sie sich an sie heranmachen wollte. Delilah wurde klar, dass ihr Unterbewusstsein ihr auch hier etwas mitzuteilen versuchte. Wenn Fatima auch nur den geringsten Argwohn hegte, einen vagen Ansatz von Hintergedanken spürte, dann lieferte die Möglichkeit, dass Delilah sich von ihr angezogen fühlte, ihr eine naheliegende Erklärung. Daran konnte sich ihr Verstand festklammern und einen aufkeimenden Verdacht beschwichtigen.
Oder war das eine Rationalisierung? Delilah fand, dass es keine Rolle spielte – die Methode würde so oder so funktionieren.
Sie betrachtete das Bild, das sie gerade geschossen hatte, im Sucher der Kamera. »Hm, hübsch, aber ein bisschen dunkel. Warte
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