Der parfümierte Todeshauch
hatte
wohl die wirklich anmutige Haltung Janines festhalten wollen und in der Eile
nicht daran gedacht, den «Eindringling» mit Rücksicht zu behandeln. Wenn ich
mich nicht täuschte, handelte es sich um Albert Buard.
Es war in der Tat nichts für die Flics dabei,
selbst wenn sie ihre Unfallthese zugunsten einer Mordthese fallenließen. Henri
hatte recht. Und ich hatte nicht unrecht: Auch für mich war nichts dabei.
Janine würde sich jedoch bestimmt über die Fotos freuen.
Hernaud klärte mich darüber auf, daß die Vespa
auf einem der Bilder Grillat gehört habe. Ich fragte ihn, was mit dem
Motorroller geschehen sei. Er stehe noch im Innenhof des Hauses in der Rue de
Rennes, in dem Paul Grillat gewohnt habe, sagte Hernaud.
Jetzt, da die Unterhaltung mit dem jungen Mann
in Schwung gekommen war, fuhr er fort:
«Paul und ich sollten einen Park gestalten. Ich
interessiere mich nämlich auch für diese Kunst. Das blöde daran ist nur, daß es
auf diesem Gebiet schwer ist, jemanden zu finden, der einem eine Chance gibt.
Paul hatte so einen seltenen Fisch an der Angel. Einen, der über ein
verwildertes Grundstück verfügte und es uns als Experimentierfeld überlassen
wollte Ich glaube, es handelte sich um dieses Grundstück —» er zeigte auf die
Fotos — «sieht so aus, als müßte es mal gründlich aufgemöbelt werden. Wer der
Eigentümer ist, weiß ich nicht. Aber ich würde die Arbeit gerne übernehmen. Ich
glaube, ich schaffe das auch allein. Und Henri meinte, Sie könnten mir
weiterhelfen.»
«Könnte ich, aber es nützt Ihnen nichts»,
erwiderte ich. «Der Mann, dem das Grundstück gehört, hat im Moment andere
Sorgen.»
«Ich glaube, die hat er ständig. Paul sagte, er
wär ‘n alter Geizkragen. Seien Sie so nett, M’sieur! Es würde ihn kein Vermögen
kosten... Na ja, jedenfalls nicht im Moment. Ich glaube, das hatte Paul schon
mit ihm vereinbart... Sie müssen wissen, M’sieur, ich habe da eine Art Mäzen an
der Hand, der erst mal die Kosten übernehmen würde, nur um zu sehen, was wir...
äh... was ich so kann. Er selbst verfügt nicht über ein geeignetes Objekt, nur
über das nötige Geld.»
«Bedaure, aber den Mann, den Grillat an der
Angel hatte, plagen zur Zeit andere Sorgen, wie gesagt.»
«Schade!» seufzte der junge Mann. «Ich hatte
vor, meinen zu einem Vorschuß zu überreden. Aber wenn ich
kein entsprechendes Grundstück vorweisen kann... Schade! Muß mich wohl nach was
anderem Umsehen.»
Mit einem verlegenen Lächeln verabschiedete er
sich und überließ uns die Begleichung der Rechnung.
Wenig später brach ich ebenfalls auf. Ich fragte
Henri nur noch rasch, wie er mit den Flics zurechtkomme. Er könne sich nicht
beklagen, Rosetti, der Polizeioffizier, habe sich nicht mehr im Club-Vert blicken lassen. Aber auf Veranlassung des Ordnungsamtes habe man die Kellertür,
die zu dem Brunnen führe, durch solide Ziegelsteine ersetzt.
Ich wußte nun wieder, daß dieser Ballu in der
Rue de Bercy wohnte. Doch in welcher Nummer, das wußte ich nicht. Genausowenig
wußte ich, was ich eigentlich von ihm erwartete. Aber wie heißt es noch? Man
soll nichts außer acht lassen!
Ich ging also von Haus zu Haus, ließ meinen
Blick über — zig Briefkästen gleiten und entdeckte schließlich den Namen des
Gesuchten in einer fünfstöckigen Bruchbude.
Der Rauch, den die Züge auf der nahegelegenen
Eisenbahnlinie früher ausgestoßen hatten — inzwischen war die Strecke
elektrifiziert worden — , hatte die Fassade geschwärzt wie eine alte Pfeife.
Neben dem Hauseingang saß keine Concierge, jedenfalls nicht an dem Tag. Das
Namensschild auf einem der Briefkästen verriet mir, daß Francis Ballu hier
wohnte, aber nicht, in welcher Etage. Auf der Treppe begegnete ich keiner
Menschenseele. Zwei Wohnungen pro Etage, und auf jeder Tür ein meist schäbiges
Kärtchen mit dem Namen des jeweiligen Mieters. Monsieur Ballu hauste ganz oben
im fünften Stock, links. Der elfenbeinfarbene Klingelknopf glänzte matt unter
der Visitenkarte am Türrahmen. Ich läutete. Es tat sich nichts. Ich läutete
noch einmal. Ein Zug fuhr mit dem üblichen Getöse vorbei. Doch es kam niemand,
um mir die Tür zu öffnen. Ich bückte mich und spähte durchs Schlüsselloch.
Zunächst sah ich erst einmal gar nichts. Dann
gewöhnte sich mein Auge an das eingeschränkte Blickfeld. Hinter der Wohnungstür
lag direkt ein anscheinend großer, sehr heller Raum. Ich konnte einen Stuhl
erkennen, den Teil eines Teppichs, das Ende
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