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Der Partner

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Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Ausflüchte?«
    Sandys Stimme war lauter geworden und klang gereizt. Patrick schwieg für einen Moment, um ihm Zeit zu lassen, sich wieder zu beruhigen. Beide atmeten langsamer, beide versuchten, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    »Ich mache keine Ausflüchte, Sandy«, sagte Patrick gelassen.
    »Du machst ständig Ausflüchte. Ich arbeite wie ein Besessener, um ein Rätsel zu lösen, und dann stehe ich vor zehn neuen Rätseln. Weshalb kannst du mir nicht alles erzählen?«
    »Weil du nicht alles zu wissen brauchst.«
    »Es wäre in diesem Fall durchaus ganz angenehm, alles zu wissen.«
    »Wirklich? Wann hat dir das letzte Mal ein Krimineller, den du vertreten hast, alles erzählt?«
    »Komisch, irgendwie bist du für mich kein Krimineller.«
    »Was bin ich dann?«
    »Vielleicht ein Freund.«
    »Dein Job würde leichter für dich sein, wenn ich für dich ein Krimineller wäre.«
    Sandy raffte die Papiere auf dem Tisch zusammen und machte sich auf den Weg zur Tür. »Ich bin müde und brauche Ruhe. Ich komme morgen wieder, und dann wirst du mir alles erzählen.«
    Er öffnete die Tür und ging.
    Guy hatte den Schatten erstmals zwei Tage zuvor bemerkt, als sie ein Casino verließen. Ein vertrautes Gesicht, das sich etwas zu schnell abwandte. Dann ein Wagen, der ihnen eine Spur zu aggressiv folgte. Guy hatte Erfahrung in diesen Dingen, und er erwähnte es Benny gegenüber, der am Steuer saß. »Das müssen Leute vom FBI sein«, hatte Guy gesagt. »Wer sollte sich sonst für uns interessieren?«

    Sie machten daraufhin Pläne, Biloxi zu verlassen. Die Telefone in der gemieteten Wohnung wurden abgeschaltet. Sie schickten die anderen Jungs fort.
    Sie warteten, bis es dunkel war. Guy fuhr in einem Wagen nach Osten in Richtung Mobile. Er würde die Nacht über nach Beschattern Ausschau halten und dann am Morgen ein Flugzeug besteigen.
    Benny fuhr Richtung Westen, auf dem Highway 90 an der Küste entlang, dann über den Lake Pontchartrain nach New Orleans, das er gut kannte. Er war stets wachsam und auf der Hut, sah aber niemanden, der ihn verfolgte. Er aß Austern im French Quarter, dann fuhr er mit einem Taxi zum Flughafen. Er flog zuerst nach Memphis, dann nach Chicago O’Hare, wo er den größten Teil der Nacht in einer Flughafen-Lounge verbrachte. Dann bei Tagesanbruch weiter nach New York.
    Das FBI lag derweil in Boca Raton auf der Lauer und beobachtete sein Haus. Seine schwedische Geliebte hielt sich noch darin auf. Sie waren sich ziemlich sicher, dass sie sich bald aus dem Staub machen würde, und ihr zu folgen war ein Kinderspiel.

    SECHSUNDDREISSIG
    Selten hatte man eine Haftentlassung erlebt, die so reibungslos über die Bühne gegangen war. Eva verließ um halb neun Uhr morgens das Gefängnis als freie Frau, in denselben Jeans und demselben T-Shirt, die sie bei ihrer Festnahme getragen hatte. Die Aufseherinnen waren nett; die Verwaltungsangestellten waren erstaunlich hilfsbereit; sogar der Gefängnisdirektor wünschte ihr alles Gute. Mark Birck begleitete sie zu seinem Wagen, einem schönen, alten Jaguar, den er eigens für diesen Anlass auf Hochglanz hatte polieren lassen, und nickte Evas beiden neuen Beschützern zu.
    »Das sind FBI-Agenten«, erklärte er ihr, auf zwei Männer in einem in der Nähe geparkten Wagen deutend.
    »Ich dachte, das hätten wir hinter uns«, sagte sie.
    »Nicht ganz.«
    »Erwartet man von mir, dass ich Hallo oder etwas Ähnliches sage?«
    »Nein. Steigen Sie einfach ein.« Er öffnete ihr die Wagentür, wartete, bis sie eingestiegen war. Dann ging er um den Wagen herum zur Fahrerseite, nicht ohne für einen Augenblick die frisch aufgebrachte Politur zu bewundern.
    »Hier ist ein Brief, den Sandy McDermott mir gefaxt hat«, sagte er, als er den Wagen gestartet und zurückgesetzt hatte. »Lesen Sie.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Zum Flughafen. Dort wartet ein kleiner Jet auf Sie.«
    »Um mich wo hinzubringen?«
    »Nach New York.«
    »Und danach?«
    »Nach London, mit der Concorde.«
    Sie waren in einer belebten Straße, mit den FBI-Agenten hinter sich. »Weshalb fahren sie hinter uns her?« fragte sie.

    »Schutz.«
    Sie schloss die Augen und rieb sich die Stirn und dachte an Patrick, der, gelangweilt und in seinem kleinen Krankenzimmer zur Untätigkeit verdammt, sich damit beschäftigte, sich Orte auszudenken, zu denen er sie schicken konnte. Dann bemerkte sie das Autotelefon. »Darf ich?« fragte sie, den Hörer abhebend.
    »Natürlich.« Birck fuhr ausgesprochen vorsichtig und

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