Der Partner
stellen.
»Was für eine erfreuliche Überraschung«, sagte er.
»Ich dachte mir, dass es Ihnen gefallen würde.«
»Sie behält alles?«
»Alles, was noch übrig ist.«
J. Murray las den Text noch einmal, ganz langsam. »Darf ich das behalten?« fragte er.
»Nein. Es ist vertraulich. Aber die Klage wird noch heute zurückgezogen, und ich werde Ihnen eine Kopie des Antrags auf Klageabweisung zufaxen.«
»Danke.«
»Da ist noch etwas«, sagte Sandy. Er übergab J. Murray eine Kopie der Abmachung mit Monarch-Sierra, ebenfalls zensiert. »Lesen Sie den dritten Absatz auf Seite vier.«
J. Murray las den Absatz, demzufolge für die kleine Ashley Nicole Lanigan zweihundertfünfzigtausend Dollar in einem Treuhandfonds anzulegen seien. Sandy McDermott würde als Treuhänder fungieren. Das Geld durfte nur für die Gesundheit und Ausbildung des Kindes verwendet werden, und das noch verbleibende Kapital sollte dem Kind an seinem dreißigsten Geburtstag ausbezahlt werden.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Aber er dachte bereits daran, wie sich das in seinem Büro anhören würde.
Sandy winkte ab, als wäre das alles nicht der Rede wert.
»Sonst noch etwas?« fragte J. Murray mit einem strahlenden Lächeln. Gab es vielleicht noch mehr Goodies?
»Das war’s. Die Scheidung ist festgesetzt. Es war mir ein Vergnügen.«
Sie gaben sich die Hand, und J. Murray ging. Seine Müdigkeit war wie weggeblasen. Er fuhr allein im Fahrstuhl nach unten, und seine Gedanken überschlugen sich. Er würde ihr erzählen, wie er den Schurken gegenüber schweres Geschütz aufgefahren hatte, wie er ihre unverschämten Forderungen endlich satt gehabt hatte, wie er in das Zimmer gestürmt war und mit einem harten Prozess gedroht hatte, wenn sie nicht nachgaben und Zugeständnisse machten. Er hatte schon viele derartige Prozesse geführt war sogar für sein aggressives Auftreten vor Gericht berühmt.
Zum Teufel mit dem Ehebruch! Zum Teufel mit den Nacktfotos! Seine Mandantin war im Unrecht, aber sie hatte trotzdem Anspruch auf ein wenig Fairness. Schließlich war da ein armes, unschuldiges Kind, das beschützt werden musste!
Er würde ihr erzählen, wie sie kapituliert hatten und auf ganzer Front zurückgewichen seien. Er hatte einen Treuhandfonds für das Kind verlangt, und Patrick war unter dem Gewicht seiner eigenen Schuld zusammengebrochen. Hier, hatten sie gebettelt, nehmt eine Viertelmillion Dollar.
Und er hatte gekämpft wie ein Löwe und alles in seiner Macht Stehende getan, um das Vermögen seiner Mandantin zu schützen, die nichts Unrechtes getan hatte, als sie die zweieinhalb Millionen Dollar nahm. Aus purer Angst hatten sie nachgegeben und verzweifelt nach einem Weg gesucht, Trudys Geld zu retten. Diese Details waren im Moment noch reichlich verschwommen, aber er hatte eine Stunde Fahrzeit vor sich, während der er an der Story noch feilen konnte.
Bei Ankunft in seinem Büro würde es ein grandioser Sieg geworden sein.
Am Concorde-Schalter in New York zeigte man sich irritiert davon, dass sie kein Gepäck mit sich führte. Ein leitender Angestellter wurde gerufen, und es folgte das übliche Getuschel. Eva versuchte, die Nerven nicht zu verlieren. Eine weitere Verhaftung würde sie nicht ertragen. Sie liebte Patrick, aber das ging weit über das hinaus, was Liebe fordern konnte. Vor nicht allzulanger Zeit hatte sie noch eine vielversprechende Karriere als Anwältin vor sich gehabt, in einer Stadt, die sie liebte. Und dann war Patrick aufgekreuzt.
Plötzlich war sie von herzlicher britischer Zuvorkommenheit umgeben. Sie wurde in die Concorde-Lounge geführt, wo ihr Kaffee serviert wurde. Sie rief Sandys Nummer in Biloxi an.
»Sind Sie okay?« fragte er, als er ihre Stimme hörte.
»Alles bestens. Ich bin in New York und fliege gleich weiter nach London. Wie geht es Patrick?«
»Ausgezeichnet. Wir haben den Handel mit den Bundesleuten abgeschlossen.«
»Wieviel?«
»Hundertdreizehn Millionen«, erwiderte er und wartete auf eine Reaktion von ihr. Patrick war völlig ungerührt gewesen, als er die Höhe der Rückzahlung erfahren hatte. Sie reagierte ebensowenig.
»Wann?«
»Sie finden die entsprechenden Anweisungen vor, wenn Sie in London eingetroffen sind. Ich habe im Four Seasons ein Zimmer für Sie gemietet, unter dem Namen Leah Pires.«
»So heiße ich also wieder.«
»Rufen Sie mich an, wenn Sie dort sind.«
»Sagen Sie Patrick, dass ich ihn immer noch liebe, obwohl ich im Gefängnis gesessen habe.«
»Ich
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