Der Partner
sehe ihn heute Abend. Seien Sie vorsichtig.«
»Ciao.«
Angesichts des hochrangigen Besuchs in der Stadt konnte Mast der Versuchung nicht widerstehen, sich besonders eindrucksvoll in Szene zu setzen. Noch am gleichen Abend, sie hatten kaum die Dokumente und Tonbänder in Empfang genommen, hatte er durch seine Angestellten sämtliche Mitglieder der amtierenden Grand Jury anrufen und über die Notwendigkeit einer Dringlichkeitssitzung informieren lassen. Mit Hilfe von fünf seiner Assistenten hatte er zusammen mit dem FBI die Dokumente gesichtet und registriert. Er hatte sein Büro um drei Uhr nachts verlassen und war fünf Stunden später wieder zurückgekehrt.
Die Sitzung der Grand Jury des Bundes fand um zwölf Uhr mittags statt. Lunch wurde geliefert.
Hamilton Jaynes beschloss, lange genug zu bleiben, um die Sitzung verfolgen zu können, ebenso Sprawling vom Justizministerium. Patrick würde der einzige Zeuge sein.
Gemäß ihrer Vereinbarung wurde er nicht in Handschellen vorgeführt. Er saß auf dem Rücksitz eines nicht gekennzeichneten FBI-Wagens und wurde durch eine Seitentür ins Bundesgerichtsgebäude von Biloxi geschmuggelt. Sandy war an seiner Seite. Patrick trug eine weite Khakihose, Turnschuhe und ein Sweatshirt, Kleidungsstücke, die Sandy ihm besorgt hatte. Er wirkte blass und dünn, aber er ging ohne sichtbare körperliche Beeinträchtigung. In der Tat, er fühlte sich großartig.
Die sechzehn Mitglieder der Grand Jury saßen an einem langen, rechteckigen Tisch, so dass mindestens die Hälfte von ihnen der Tür den Rücken zukehrte, als Patrick mit einem Lächeln eintrat.
Diejenigen, die ihm nicht gegenübersaßen, drehten schnell den Kopf. Jaynes und Sprawling saßen, fasziniert von ihrem ersten Eindruck, in einer Ecke des Raumes.
Patrick ließ sich am Kopfende des Tisches auf dem für Zeugen reservierten Stuhl nieder und nutzte die Gunst der Stunde. Er brauchte nur wenig Ermunterung von Seiten Masts, um seine Geschichte zu erzählen, oder zumindest einen Teil davon. Er war entspannt, zum Teil auch deshalb, weil dieses Gremium ihm nun nichts mehr anhaben konnte. Er hatte es geschafft, sich aus der Umklammerung durch die Bundesbehörden zu befreien.
Er fing mit der Anwaltskanzlei an, den Partnern, ihren Eigenarten und Arbeitsgewohnheiten, und bahnte sich langsam seinen Weg zu Aricia.
Mast unterbrach ihn und reichte ihm ein Dokument, das Patrick als Vertrag zwischen der Kanzlei und Aricia identifizierte. Es war vier Seiten lang, ließ sich aber auf die grundlegende Vereinbarung reduzieren, dass die Kanzlei ein Drittel von dem bekommen würde, was Aricia im Falle eines Erfolges seiner Klage gegen Platt & Rockland Industries erhielt.
»Und wie gelangte der Vertrag in ihren Besitz?« fragte Mast.
»Mr. Bogans Sekretärin hat den Vertrag getippt. Die Rechner unserer Kanzlei waren miteinander vernetzt. Ich habe ihn mir einfach als Datei auf meinen Rechner geladen.«
»Ist das der Grund dafür, dass diese Kopie nicht unterschrieben ist?«
»Ja. Das Original befindet sich vermutlich in Mr. Bogans Archiv.«
»Hatten Sie Zugang zu Mr. Bogans Büro?«
»Beschränkt«, antwortete Patrick und erklärte Bogans Tick in Fragen der Sicherheit. Das führte zu einem Exkurs über Patricks Zugang zu den anderen Büros und zu der faszinierenden Geschichte von Patricks Abenteuern in der Welt modernster Überwachungstechnologie. Da er in bezug auf Aricia den allergrößten Argwohn hegte, hatte er versucht, so viele Informationen wie möglich zu sammeln Er loggte sich in die anderen PCs der Kanzlei ein. Er ließ sich keinen Klatsch entgehen. Er fragte Sekretärinnen und Anwaltsgehilfen aus. Er durchsuchte die Papierkörbe in dem Zimmer, in dem die Kopiergeräte standen. Er arbeitete bis spät in die Nacht, in der Hoffnung, unverschlossene Türen vorzufinden.
Nach zwei Stunden bat Patrick um eine Erfrischung. Mast ordnete eine fünfzehnminütige Pause an.
Die Zeit war wie im Flug vergangen, weil sein Publikum so hingerissen war.
Als der Zeuge von der Toilette zurückkehrte, nahmen die Mitglieder der Grand Jury rasch wieder ihre Plätze ein; sie konnten es kaum erwarten, mehr zu hören. Mast stellte ein paar Fragen über die Klage gegen Platt & Rockland, und Patrick beschrieb sie in großen Zügen. »Mr. Aricia war sehr gerissen. Er entwickelte einen Plan für überzogene Kostenrechnungen und schaffte es gleichzeitig, die damit einhergehende Verantwortung auf Leute in der Zentrale abzuwälzen. Er war die
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