Der Partner
Papiere.
»Was ist mit den Dokumenten und Tonbändern?«
»Sie wurden vor einer Stunde übergeben. Es müssen ungefähr ein Dutzend FBI-Agenten herumgeschwirrt sein. Jaynes sagte mir, sie würden die Nacht durcharbeiten.«
Patrick nahm die unterschriebenen Vereinbarungen und ließ sich an seinem Schreibtisch in der Ecke unter dem Fernseher nieder. Er las sorgfältig Wort für Wort. Fast food aus einer Tüte verzehrend, stand Sandy neben dem Bett und schaute sich ein Rugby-Spiel auf ESPN an. Der Ton war abgedreht.
»Haben sie sich gegen die halbe Million gewehrt?« fragte Patrick, ohne aufzublicken.
»Davon konnte keine Rede sein. Niemand hat sich gegen irgend etwas gewehrt.«
»Fast scheint mir, wir hätten mehr verlangen sollen.«
»Ich finde, du hast genug.«
Patrick blätterte um, dann unterschrieb er. »Gute Arbeit, Sandy. Eine Meisterleistung.«
»Wir hatten einen guten Tag. Die Bundesbehörden haben sämtliche Anklagen zurückgenommen, und es wird zu keinem Prozess kommen. Die Anwaltskosten bekommen wir wieder herein. Die Zukunft des Kindes ist gesichert. Morgen werden wir aller Wahrscheinlichkeit nach die Sache mit Trudy abschließen. Im Moment hast du eine Glückssträhne, Patrick. Das Dumme ist nur, dass dir dieser Tote, wie soll ich es sagen, regelrecht im Weg liegt.«
Patrick legte die Papiere auf den Tisch, stand auf und trat ans Fenster. Er kehrte Sandy den Rücken zu. Die Jalousien waren anders als sonst nicht heruntergelassen, und das Fenster stand einen Spaltbreit offen.
Sandy fuhr fort zu essen und ließ ihn nicht aus den Augen. »Irgendwann musst du mir alles erzählen, Patrick.«
»Was erzählen?«
»Wie wär’s, wenn wir mit Pepper anfingen?«
»Okay. Ich habe Pepper nicht umgebracht.«
»Hat jemand anders Pepper umgebracht?«
»Meines Wissens nicht.«
»Hat Pepper Selbstmord begangen?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»War Pepper noch am Leben, als du verschwunden bist?«
»Ich nehme es an.«
»Verdammt noch mal, Patrick! Ich habe einen schweren Tag hinter mir und bin nicht in der Stimmung für irgendwelche Spielchen.«
Patrick drehte sich um und sagte sanft: »Schrei nicht so. Da draußen sind Cops, die diese Unterhaltung hier nur allzugern mithören würden. Setz dich.«
»Ich will mich nicht setzen.«
»Bitte.«
»Im Stehen kann ich besser zuhören.«
Patrick schloss das Fenster, ließ die Jalousien herunter, vergewisserte sich, dass die Tür abgeschlossen war, und schaltete den Fernseher aus. Dann nahm er, sitzend und mit bis zur Taille hochgezogenem Laken, seine gewohnte Position auf dem Bett ein. Nachdem er es sich bequem gemacht hatte, sagte er mit leiser Stimme: »Ich kannte Pepper. Er kam eines Tages zu mir in die Hütte und bat um etwas zu essen. Das war kurz vor Weihnachten 1991. Er erzählte mir, dass er die meiste Zeit in den Wäldern lebte. Ich briet ihm Eier und Speck. Er starb buchstäblich vor Hunger. Er stotterte, war schüchtern und fühlte sich in meiner Gegenwart ziemlich unwohl. Er gab einem Rätsel auf. Er behauptete, er wäre siebzehn, sah aber jünger aus, war halbwegs sauber und anständig gekleidet und hatte ungefähr zwanzig Meilen entfernt eine Familie, trotzdem lebte er in den Wäldern. Ich brachte ihn zum Reden und bekam die ganze traurige Geschichte zu hören. Als er aufgegessen hatte, wollte er wieder verschwinden. Ich bot ihm eine Schlafstelle an, aber er bestand darauf, zu seinem Lagerplatz zurückzukehren.
Am nächsten Tag war ich wieder auf der Jagd, allein, und Pepper spürte mich auf. Er zeigte mir sein kleines Zelt und seinen Schlafsack. Er hatte Kochutensilien, eine Kühlbox, eine Laterne, eine Remington. Er sagte, er wäre seit zwei Wochen nicht mehr zu Hause gewesen. Sagte, seine Mutter hätte einen neuen Freund, den widerlichsten seit Jahren. Ich folgte ihm tief in die Wälder zu einem Wildwechsel, den er entdeckt hatte. Eine Stunde später erlegte ich einen Zehnender, den größten Hirsch, den ich je geschossen habe. Er sagte, er kenne die Wälder in- und auswendig, und erbot sich, mir die besten Stellen zum Jagen zu zeigen.
Ein paar Wochen später war ich wieder in der Hütte. Das Leben mit Trudy war unerträglich, und wir lebten beide, jeder auf seine Art, nur für die Wochenenden, an denen ich verschwinden konnte.
Pepper kam, kurz nachdem ich in der Hütte angekommen war. Ich kochte einen Eintopf, und wir aßen wie die Schweine - damals hatte ich noch einen gesunden Appetit. Er sagte, er wäre für drei Tage zu Hause
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