Der Partner
schaute ständig in den Rückspiegel; man hätte meinen können, er führe den Präsidenten.
Eva rief in Brasilien an, verfiel in ihre Muttersprache und feierte per Satellit ein tränenreiches Wiedervereinigtsein mit ihrem Vater. Beide waren frei, aber sie erzählte ihm nicht, wo sie die letzten drei Tage verbracht hatte. Entführt zu werden sei letzten Endes doch keine so schlimme Sache, scherzte er. Er sei ausgezeichnet behandelt worden; kein einziger blauer Fleck. Sie versprach, bald nach Hause zu kommen. Ihre Anwaltstätigkeit in den Vereinigten Staaten sei fast abgeschlossen, und sie hätte Heimweh.
Birck hörte, ohne es zu wollen, zu, aber er konnte kein Wort von dem, was da geredet wurde, verstehen. Als sie auflegte und ihre Tränen getrocknet hatte, sagte er: »In dem Brief stehen ein paar Telefonnummern, für den Fall, dass der Zoll Sie noch einmal zurückhalten sollte. Das FBI hat seine Fahndung aufgehoben und gestattet Ihnen, die nächsten sieben Tage mit Ihrem Pass zu reisen.«
Sie hörte zu, sagte aber nichts.
»Er enthält auch eine Telefonnummer in London, falls Sie in Heathrow Probleme bekommen sollten.«
Endlich öffnete sie den Brief. Er war von Sandy, auf dessen Briefpapier. In Biloxi gehe alles glatt und schnell vonstatten. Sie solle ihn gleich nach ihrer Ankunft in New York vom Hotel aus anrufen. Er hätte weitere Instruktionen für sie.
Mit anderen Worten, er wollte ihr Dinge sagen, die Mr. Birck hier nicht erfahren sollte.
Sie trafen an dem belebten Terminal für Privatflugzeuge an der Nordseite von Miami International ein. Die beiden Agenten blieben bei ihrem Wagen, während Mr. Birck sie hineinbegleitete. Die Piloten warteten bereits. Sie deuteten auf einen hübschen, kleinen Jet, der unmittelbar vor dem Terminal bereitstand und darauf wartete, sie dorthin zu befördern, wo immer sie hinwollte. »Bringen Sie mich nach Rio«, hätte sie am liebsten gesagt. »Bitte, nach Rio.«
Sie verabschiedete sich von Birck, dankte ihm dafür, dass er so nett zu ihr gewesen war, und ging an Bord. Kein Gepäck. Nichts sonst bei sich tragend. Dafür würde Patrick teuer bezahlen müssen. Wäre sie nur schon in London; ein Tag in der Bond Street und der Oxford Street würde ausreichen, und sie würde mehr Kleidung haben, als dieser kleine Jet befördern konnte.
Zu solch früher Stunde sah J. Murray stets besonders müde und mitgenommen aus. Er schaffte es, der Sekretärin, die ihm die Tür öffnete, ein Hallo zuzugrunzen und orderte einen Kaffee, stark und schwarz. Sandy begrüßte ihn, nahm ihm den zerknitterten Blazer ab und führte ihn in einen der Salons, wo sie sich niederließen und die Scheidungsvereinbarung durchgingen.
»Damit können wir leben«, sagte Sandy, als er fertig war. Trudy hatte die Abmachung bereits unterschrieben. J- Murray hätte einen weiteren Besuch von ihr und ihrem schleimigen Gigolo auch kaum noch ertragen. Gestern hatten sie und Lance sich in seinem Büro gestritten. J. Murray verfügte über eine dreißigjährige Erfahrung, was Scheidungsprozesse anbelangte, und war bereit, gutes Geld darauf zu wetten, dass die Tage von Lance gezählt waren. Geldsorgen nagten an Trudy.
»Wir werden unterschreiben«, sagte Sandy.
»Weshalb sollten Sie auch nicht? Schließlich bekommen Sie alles, was Sie haben wollten.«
»Es ist eine faire Abmachung, unter den gegebenen Umständen.«
»Ja, ja.«
»Hören Sie, Murray, in der Angelegenheit Ihrer Mandantin und des von Northern Case Mutual gegen sie angestrengten Verfahrens ist eine entscheidende Wendung eingetreten.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Lassen Sie es mich, ohne in die Details gehen zu müssen, so formulieren: Northern Case Mutual hat sich bereit erklärt, die Klage gegen Trudy fallenzulassen.«
J. Murray saß ein paar Sekunden lang sprachlos da, dann klappte seine Kinnlade langsam herunter.
Sollte das ein Witz sein?
Sandy griff nach einem Papier, einer Kopie der Vereinbarung mit Northern Case Mutual. Er hatte einige Absätze unleserlich gemacht, aber für J. Murray war noch genug übriggeblieben.
»Sie wollen mich auf den Arm nehmen«, murmelte dieser, als er die Vereinbarung entgegennahm. Er registrierte die geschwärzten Zeilen ohne besondere Neugierde und widmete sich den beiden von der Zensur ausgenommenen Absätzen.
Es war ihm herzlich gleichgültig, weshalb das hier alles passierte. Patrick war von einem undurchdringlichen Schleier des Geheimnisvollen umgeben, und J. Murray dachte nicht daran, irgendwelche Fragen zu
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