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Der Partner

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Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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empfing sie an der Tür und begrüßte sie herzlich. Eva gab ihren Namen mit Leah an.
    »Ich habe Ihren Nachnamen nicht ganz verstanden«, sagte Sandy, ganz ein Lächeln.
    »Ich habe keinen«, sagte sie. »Jedenfalls vorerst nicht.«
    Muss eine brasilianische Gepflogenheit sein, dachte Sandy. Wie Pele, der Fußballstar. Nur ein Vorname, sonst nichts.
    Er geleitete sie zu einer Sitzgruppe in der Ecke und bestellte Kaffee. Sie lehnte den Kaffee dankend ab und ließ sich langsam nieder. Er warf einen Blick auf ihre Beine. Sie war schlicht gekleidet, an ihr war nichts Auffälliges. Er ließ sich ihr gegenüber in einem Sessel nieder und sah ihr in die Augen -
    wunderschöne Augen, hellbraun, aber sehr müde. Das lange, dunkle Haar fiel bis über ihre Schultern.
    Patrick hatte immer ein gutes Auge für Frauen gehabt. Trudy hatte zwar nicht zu ihm gepasst, aber sie konnte eindeutig den Verkehr zum Erliegen bringen.
    »Ich bin wegen Patrick hier«, sagte sie etwas zögerlich.
    »Hat er Sie geschickt?« fragte Sandy.
    »Ja, das hat er.«
    Sie sprach langsam, die Worte kamen melodisch und leise. Ihr Akzent war kaum wahrnehmbar.
    »Haben Sie in den Staaten studiert?« fragte er.
    »Ja. Ich habe in Georgetown promoviert.«
    Das würde ihr fast perfektes amerikanisches Englisch erklären.
    »Und Sie arbeiten wo?«
    »In einer Kanzlei in Rio. Mein Spezialgebiet ist internationales Handelsrecht.«
    Bisher hatte sie noch nicht gelächelt, und das verunsicherte Sandy. Eine Besucherin von weither. Und eine sehr schöne obendrein; eine mit Verstand und hübschen Beinen. Er wollte, dass sie sich in der Wärme seines Büros entspannte. Schließlich befanden sie sich in New Orleans.
    »Haben Sie Patrick dort kennengelernt?« fragte er.
    »Ja. In Rio.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen, seit …«
    »Nein. Nicht, seit er festgenommen wurde.« Sie hätte beinahe hinzugefügt, dass sie sich entsetzlich Sorgen um ihn machte, aber das würde in diesem Zusammenhang einen unprofessionellen Eindruck machen. Sie sollte hier nicht zu viel preisgeben; nichts über ihr Verhältnis zu Patrick. Sandy McDermott konnte man vertrauen, aber er sollte Informationen nur in kleinen Dosen erhalten.
    Es trat eine Pause ein, während der sie beide woanders hinschauten, und Sandy wusste instinktiv, dass es in dieser Geschichte viele Kapitel gab, die er wahrscheinlich nie erfahren würde. Dabei hatte er so viele Fragen! Wie hatte Patrick das Geld gestohlen? Wie war er nach Brasilien gekommen? Wie hatte er sie kennengelernt?
    Und die Hauptfrage: Wo war das Geld?
    »Und was erwarten Sie von mir?« fragte er schließlich.
    »Ich möchte Sie engagieren, für Patrick.«
    »Ich stehe zur Verfügung.«
    »Vertraulichkeit ist unabdingbar.«
    »Das ist sie immer.«
    »Hier liegen die Dinge anders.«
    Das stimmte. Anders, weil neunzig Millionen Dollar auf dem Spiel standen.
    »Ich versichere Ihnen, dass alles, was Sie und Patrick mir sagen, absolut vertraulich behandelt werden wird«, sagte er mit einem gewinnenden Lächeln, und sie schaffte es, mit der Andeutung eines Lachens zu antworten.
    »Es kann sein, dass man Sie unter Druck setzt, damit Sie Mandantengeheimnisse preisgeben«, sagte sie.
    »Das macht mir nichts aus. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Sie könnten bedroht werden.«
    »Ich bin schon des öfteren bedroht worden.«
    »Sie könnten beschattet werden.«
    »Von wem?«
    »Von ein paar sehr unerfreulichen Figuren.«
    »Und zwar?«
    »Den Leuten, die hinter Patrick her waren.«
    »Sie haben ihn doch gefunden.«

    »Ja, aber nicht das Geld.«
    »Ich verstehe.« Also war das Geld immer noch da; das war keine Überraschung. Sandy wusste wie alle anderen, dass Patrick ein derart großes Vermögen nicht innerhalb von vier Jahren durchbringen konnte. Aber wieviel war noch übrig? Das war die Frage.
    »Wo ist das Geld?« fragte er, ein wenig zögerlich, ohne zum gegenwärtigen Zeitpunkt eigentlich eine Antwort zu erwarten.
    »Diese Frage dürfen Sie nicht stellen.«
    »Ich habe es gerade getan.«
    Leah lächelte und ging rasch zu einem anderen Thema über. »Lassen Sie uns einige Details klären.
    Wie hoch ist Ihr Honorar?«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass Sie Patrick vertreten.«
    »Bei welchen seiner so zahlreichen Sünden? Den Zeitungen nach ist ein ganzes Heer von Anwälten erforderlich, um seine Flanken zu sichern.«
    »Hunderttausend Dollar?«
    »Das würde fürs erste reichen. Soll ich mich sowohl um das Zivilrechtliche als auch um das Strafrechtliche

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