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Der Partner

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Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Und jetzt zudem noch sein Anwalt. Sie können mir aus meiner Neugierde keinen Vorwurf machen.«
    »Danach müssen Sie ihn selbst fragen«, erwiderte sie mit einem Anflug von belustigt wirkender Liebenswürdigkeit, dann wandte sie sich wieder ihrer Zeitschrift zu. Er aß ihre Erdnüsse.
    Sie wartete, bis die Maschine zum Landeanflug auf Miami angesetzt hatte, bevor sie wieder etwas sagte. Sie sprach schnell, offensichtlich war alles gut einstudiert. »Wir werden uns in den nächsten Tagen nicht wiedersehen. Ich muss herumreisen, wegen der Leute, die hinter mir her sind. Ihre Anweisungen erhalten Sie von Patrick, und fürs erste werden er und ich über Sie miteinander Verbindung halten. Seien Sie auf der Hut vor allem, was Ihnen ungewöhnlich vorkommt. Einem Fremden am Telefon. Einem Wagen hinter dem Ihren. Jemandem, der vor Ihrer Kanzlei herumlungert. Sobald bekannt wird, dass Sie sein Anwalt sind, werden Sie die Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen, die auch nach mir suchen.«
    »Wer sind diese Leute?«
    »Das wird Ihnen Patrick erklären.«
    »Das Geld haben Sie, nicht wahr?«
    »Diese Frage kann ich nicht beantworten.«
    Er beobachtete, wie die Wolken der Tragfläche näherkamen. Natürlich hatte sich das Geld vermehrt.
    Patrick war schließlich kein Idiot. Er hatte es auf einer Bank im Ausland deponiert, wo Profis es verwalteten und es vermutlich eine Rendite von mindestens zwölf Prozent abwarf.
    Es fiel kein weiteres Wort, bis sie gelandet waren. Sie eilten durch den Terminal, damit er seine Maschine nach San Jüan noch erreichen konnte. Sie schüttelte ihm die Hand und sagte: »Sagen Sie Patrick, dass es mir gutgeht.«
    »Er wird fragen, wo Sie sind.«
    »In Europa.«
    Er schaute zu, wie sie im Gewühl der Reisenden verschwand, und während er es tat, beneidete er seinen alten Freund. All das Geld. Und eine hinreißende Frau mit exotischem Charme und Klasse.
    Eine Lautsprecheransage, die zum Boarding aufrief, riss ihn aus seinen Gedanken. Er schüttelte den Kopf und fragte sich, wie er einen Mann beneiden konnte, der damit rechnen musste, die nächsten zehn Jahre im Todestrakt zu verbringen, um auf seine Hinrichtung zu warten. Und dazu die hundert gierigen Anwälte, die es kaum abwarten konnten, ihm auf der Suche nach dem Geld die Haut abzuziehen.
    Neid! Er ließ sich abermals in der ersten Klasse nieder und fing langsam an zu begreifen, auf was er sich mit der juristischen Vertretung Patricks eingelassen hatte.
    Eva fuhr mit einem Taxi zurück in das elegante Hotel in South Beach, wo sie die letzte Nacht verbracht hatte. Sie würde ein paar Tage hier bleibende nachdem, was in Biloxi passierte. Patrick hatte sie angewiesen, immer in Bewegung zu bleiben und nie länger als vier Tage an einem Ort verweilen. Sie hatte unter dem Namen Leah Pires eincheckt und besaß jetzt auch eine goldene Kreditkarte auf diesen Namen. Ihre Heimatadresse war nun Säo Paulo. Sie zog sich rasch um und ging an den Strand. Es war früher Nachmittag, am Strand herrschte Hochbetrieb, was ihr nur recht sein konnte. Auch ihr Strand in Rio war belebt, aber dort traf sie immer irgendwelche Freunde. Jetzt war sie eine Fremde, eine weitere namenlose Schönheit, die in einem knappen Bikini ein Sonnenbad nahm. Sie wollte nach Hause.

    ELF
    Es kostete Sandy eine Stunde, sich seinen Weg durch den Dschungel der Bürokratie auf der Marinebasis zu bahnen. Sein neuer Mandant hatte es ihm nicht einfach gemacht. Niemand schien zu wissen, dass er erwartet wurde. Er war gezwungen, das übliche Repertoire eines Anwalts abzuspulen, Drohung mit sofortiger Klage, Drohung mit bösartigen Anrufen bei Senatoren und anderen Männern in hochrangigen Positionen und laute und wütende Beschwerden über die Verletzung seiner Rechte.
    Als er endlich im Büro des Krankenhauses angelangt war, war es draußen bereits dunkel. Er war auf eine weitere Verteidigungslinie gefasst, aber diesmal meldete eine Schwester ihn einfach bei Patrick an.
    Dessen Zimmer war dunkel, nur vom bläulichen Licht des in einer Ecke hängenden Fernsehers erhellt
    - ein Fußballspiel aus Brasilien. Die beiden alten Freunde reichten sich die Hand. Sie hatten sich seit sechs Jahren nicht mehr gesehen. Patrick hatte das Laken bis zum Kinn hochgezogen und verbarg seine Wunden. Im Augenblick schien ihm das Fußballspiel wichtiger zu sein als ein ernsthaftes Gespräch.
    Wenn Sandy auf ein freudiges Wiedersehen gehofft hatte, so musste er sich schnell auf ein wesentlich nüchterneres einstellen. Er

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