Der Partner
ein dubioses Blatt oben im Norden. Die Polizisten schienen auf die Art, wie Lance die Situation geklärt hatte, mit Verständnis, ja sogar mit Respekt zu reagieren. Für den Fall, dass der Fotograf doch noch Klage erheben sollte, wurde ihnen der Name von Trudys Anwalt mitgeteilt. Lance drohte, seinerseits zu klagen, wenn er vor Gericht erscheinen musste.
Trudy rastete aus und hatte einen Nervenzusammenbruch, nachdem die Polizisten abgefahren waren.
Sie schleuderte Sofakissen in den Kamin, und das Kindermädchen brachte Ashley Nicole schleunigst in Sicherheit. Sie schrie Lance Obszönitäten zu, weil er der einzige war, an dem sie ihre Wut auslassen konnte. Es war einfach zu viel für sie gewesen - die Nachricht über Patrick, die Klage der Versicherungsgesellschaft, die einstweilige Verfügung, die Pressemeute vor dem Haus, und dann hatte Lance auch noch einen Fotografen am Pool entdeckt. Aber jetzt war sie still. Lance hatte gleichfalls ein Valium genommen und seufzte vor Erleichterung, dass sie sich jetzt wieder unter Kontrolle hatte. Er wollte sie berühren, ihre Knie tätscheln und etwas Nettes sagen, aber in Situationen wie dieser verfehlten solche Gesten die gewünschte Wirkung. Eine falsche Bewegung und sie würde wieder an die Decke gehen. Trudy würde sich beruhigen, aber erst, wenn sie selbst dazu bereit war. Trudy legte sich zurück, schloss die Augen und legte einen Handrücken auf die Stirn. Das Zimmer war dunkel wie das gesamte Haus - Jalousien und Vorhänge waren geschlossen, die Beleuchtung ausgeschaltet oder gedämpft. Auf der Straße vor dem Haus lungerten an die hundert Presseleute herum und machten Fotos oder Filmaufnahmen, die alle diese verdammten Patrick-Stories illustrieren sollten. Um zwölf Uhr hatte sie ihr Haus in den Lokalnachrichten gesehen, im Hintergrund, als eine dämliche Person mit orangefarbenem Gesicht und großen Zähnen sich lang und breit über Patrick ausließ und über die Scheidung, die Patricks Frau am Morgen dieses Tages eingereicht hatte.
Patricks Frau! Der Gedanke machte sie fassungslos. Seit viereinhalb Jahren war sie nicht mehr Patricks Frau. Sie hatte ihn standesgemäß begraben und dann versucht, ihn zu vergessen, während sie auf das Geld wartete. Als sie es schließlich bekam, war er nur noch eine schnell verblassende Erinnerung.
Der einzig schmerzliche Moment war der, als sie Ashley Nicole auf den Schoß nahm und dem Kind, damals gerade zwei Jahre alt, erklärte, dass ihr Vater nicht wiederkommen würde, dass er jetzt im Himmel sei, wo er bestimmt glücklicher sein würde. Das Kind war eine Weile verwirrt, dann schüttelte es die Sache ab, wie nur ein Kind es eben vermag. Niemand durfte Patricks Namen in Gegenwart des Kindes erwähnen. Um es zu schützen, hatte Trudy erklärt. Die Kleine erinnert sich nicht an ihren Vater, also sorgt bitte dafür, dass es so bleibt. Von dieser einen kurzen Episode abgesehen, hatte sie ihr Dasein als Witwe mit erstaunlicher Gelassenheit gemeistert. Sie fuhr zum Einkaufen nach New Orleans, bestellte Bioprodukte aus Kalifornien, schwitzte täglich zwei Stunden in einem Designerdress und leistete sich teure Kosmetika und kosmetische Behandlungen. Sie engagierte ein Kindermädchen, damit sie und Lance reisen konnten. Sie liebte die Karibik, besonders St. Barts mit seinen Nacktstränden. Lance und sie zogen sich aus und ließen sich von den Franzosen bewundern. Weihnachten waren sie im Plaza in New York, im Januar bei den Reichen und Schönen in Vail. Der Mai, das war Paris und Wien. Sie sehnten sich nach einem Privatjet, wie ihn einige der Leute besaßen, denen sie auf ihren Reisen begegnet waren. Ein kleiner gebrauchter Learjet war schon für eine Million zu haben, aber daran war im Augenblick nicht zu denken.
Lance behauptete, er arbeite an einer Lösung ihres Problems, und sie machte sich wie jedes Mal, wenn er in geschäftlichen Dingen versuchte ernsthaft zu sein, Sorgen. Sie wusste, dass er Rauschgift schmuggelte, aber nur Marihuana und Haschisch aus Mexiko. Das Risiko, dabei erwischt zu werden, war gering. Sie brauchten das Geld, und außerdem gefiel es ihr, wenn er gelegentlich aus dem Haus war.
Sie hasste Patrick nicht, jedenfalls nicht den toten. Sie hasste lediglich die Tatsache, dass er nicht tot war, dass er wieder auferstanden und zurückgekehrt war, um die Dinge zu verkomplizieren. Sie hatte ihn auf einer Party in New Orleans kennengelernt, zu einer Zeit, als sie Lance gerade auf Abstand hielt und Ausschau hielt
Weitere Kostenlose Bücher