Der Partner
kümmern?«
»Um alles.«
»Allein?«
»Ja. Er will keinen anderen Anwalt.«
»Ich bin gerührt«, sagte Sandy, und es war ihm Ernst damit. Es gab Dutzende von Anwälten, an die sich Patrick jetzt hätte wenden können. Bekanntere Anwälte mit mehr Erfahrung auf dem Gebiet der Todesstrafe, Anwälte, die an der Küste über Verbindungen und Einfluss verfügten und, zweifellos, Anwälte, die ihm näher gestanden hatten als Sandy in den letzten acht Jahren.
»Ich übernehme den Auftrag«, sagte er. »Patrick und ich sind alte Freunde.«
»Ich weiß.«
Wieviel wusste sie wirklich, fragte er sich. War sie mehr als eine Anwältin?
»Ich möchte Ihnen das Geld noch heute überweisen«,sagte sie. »Sobald ich über die erforderlichen Angaben verfüge, werde ich alles Notwendige veranlassen.«
»Selbstverständlich. Ich werde einen Vertrag vorbereiten lassen.«
»Da sind noch ein paar Details, die Patrick sehr am Herzen liegen. Eines davon ist Publicity. Er möchte, dass Sie der Presse gegenüber nichts verlautbaren. Niemals. Kein Wort. Keine Pressekonferenz, sofern er sie nicht ausdrücklich autorisiert hat. Nicht einmal ein beiläufiges >Kein Kommentare<.«
»Kein Problem.«
»Sie dürfen kein Buch schreiben, wenn alles vorbei ist.«
Sandy musste unwillkürlich lachen, aber sie fand das Ganze alles andere als amüsant. »Der Gedanke wäre mir überhaupt nicht gekommen«, sagte er.
»Er will, dass es im Vertrag steht.«
Er hörte auf zu lachen und machte sich eine entsprechende Notiz auf seinem Block. »Sonst noch etwas?«
»Ja. Sie müssen damit rechnen, dass in Ihrem Büro und in Ihrem Haus Wanzen installiert werden. Sie sollen zu Ihrem Schutz einen Überwachungsexperten engagieren. Patrick ist bereit, dafür aufzukommen.«
»Wird gemacht.«
»Und es wäre besser, wenn wir uns nicht mehr hier treffen würden. Es gibt Leute, die versuchen, mich zu finden, weil sie glauben, ich könnte sie zu dem Geld führen. Also werden wir uns von nun ab an anderen Orten treffen.«
Es gab nichts, was Sandy dazu hätte sagen können. Er wollte helfen, ihr seinen Schutz anbieten, sie fragen, wohin sie zu gehen gedachte und wo sie sich verstecken wollte, aber Leah schien sehr genau zu wissen, was sie tat.
Sie schaute auf die Uhr. »In drei Stunden starte eine Maschine nach Miami. Ich habe zwei Erster-Klasse-Tickets Wir können uns im Flugzeug weiter unterhalten.«
»Oh, und wohin fliegen wir?«
»Sie fliegen nach San Jüan, zu Patrick. Ich habe alles Erforderliche veranlasst.«
»Und Sie?«
»Ich fliege in eine andere Richtung.«
Sandy bestellte noch mehr Kaffee und Muffins, während sie auf die von ihr gewünschten Überweisungsunterlagen warteten. Seine Sekretärin sagte sämtliche Termine und Gerichtsauftritte für die nächsten drei Tage ab. Seine Frau brachte ihm einen kleinen Koffer mit Wäsche zum Wechseln ins Büro.
Ein Anwaltsgehilfe fuhr sie zum Flughafen, und unterwegs fiel Sandy auf, dass sie kein Gepäck hatte, nichts als eine kleine braune Reisetasche, viel benutzt und sehr hübsch.
»Wo übernachten Sie?« fragte er, während sie im Flughafenrestaurant eine Coke tranken.
»Mal hier, mal dort«, sagte sie, aus dem Fenster schauend.
»Wie kann ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen?« fragte er.
»Dazu kommen wir später.«
Sie saßen nebeneinander in der dritten Reihe der ersten Klasse, und während der ersten zwanzig Minuten nach dem Start sprach sie kein Wort, sondern blätterte nur in einer Modezeitschrift, während Sandy versuchte, in einem voluminösen Protokoll einer Zeugenvernehmung zu lesen. Eigentlich wollte er das Protokoll nicht lesen - das hatte Zeit. Er wollte mit ihr reden, ihr endlos Fragen stellen, die gleichen Fragen, die auch alle anderen Leute stellen wollten.
Aber zwischen ihnen stand eine unsichtbare Mauer, eine ziemlich undurchdringliche sogar, mehr als nur das unterschiedliche Geschlecht und mangelnde Vertrautheit. Sie hatte die Antworten, war aber entschlossen, diese für sich zu behalten. Er tat sein Bestes, sich ebenso cool zu geben wie sie.
Gesalzene Erdnüsse und kleine Brezeln wurden gereicht. Sie lehnten den kostenlosen Champagner ab.
Mineralwasser wurde eingeschenkt. »Wie lange kennen Sie Patrick schon?« fragte er vorsichtig.
»Weshalb fragen Sie?«
»Entschuldigen Sie vielmals. Aber gibt es vielleicht irgend etwas, was Sie mir über das erzählen können, wie es Patrick in den letzten vier Jahren ergangen ist? Schließlich bin ich ein alter Freund von ihm.
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