Der Partner
nach einem neuen Ehemann, möglichst einem mit Geld und einer vielversprechenden Zukunft. Sie war damals siebenundzwanzig, seit vier Jahren aus einer schlechten Ehe heraus und hektisch auf der Suche nach Stabilität. Er war dreiunddreißig, noch ledig und bereit, eine Familie zu gründen. Er hatte soeben eine Stellung bei einer netten Kanzlei in Biloxi angenommen, wo sie damals zufällig gerade lebte. Nach vier Monaten Leidenschaft heirateten sie auf Jamaika. Drei Wochen nach der Hochzeit schlich sich Lance das erste Mal in ihre neue Wohnung und verbrachte die Nacht mit ihr, während Patrick geschäftlich unterwegs war.
Sie durfte das Geld nicht verlieren, soviel war sicher. Ihr Anwalt musste einfach etwas unternehmen, irgendein Schlupfloch finden, das ihr erlaubte, es zu behalten. Dafür wurde er schließlich bezahlt. Die Versicherung konnte ihr doch nicht alles nehmen, das Haus, die Möbel, die Wagen, die Kleider, die Bankkonten, das Boot, all die herrlichen Dinge, die sie mit dem Geld gekauft hatte. Das wäre einfach nicht fair. Patrick war gestorben. Sie hatte ihn beerdigt. Sie war seit mehr als vier Jahren Witwe. Das musste irgendwie doch auch zählen.
Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass er noch lebte.
»Wir werden ihn umbringen müssen«, sagte Lance ins Halbdunkel hinein. Er hatte sich auf einem Sessel, der zwischen dem Bett und dem Fenster stand, niedergelassen und seine bloßen Füße auf einem Sitzkissen platziert. Sie bewegte sich nicht, zuckte nicht im geringsten zusammen, sondern dachte eine Sekunde darüber nach, bevor sie sagte:
»Rede keinen Unsinn.« Es klang nicht sehr überzeugend.
»Es gibt keine andere Alternative, das weißt du.«
»Wir haben ohnehin schon genug Probleme.«
Sie atmete leise. Den Handrücken immer noch auf der Stirn und die Augen geschlossen, lag sie völlig still da, im Grunde recht glücklich, dass Lance das Thema aufgebracht hatte. Dieser Gedanke war auch ihr sofort gekommen, schon Minuten, nachdem ihr mitgeteilt worden war, dass Patrick auf dem Weg nach Hause war. Sie war in Gedanken die verschiedensten Szenarien durchgegangen. Das Ergebnis war jedesmal dasselbe: Um das Geld zu behalten, musste Patrick tot sein. Schließlich hatte es sich um eine Lebensversicherung gehandelt. Sie konnte ihn nicht umbringen; der Gedanke war einfach lächerlich. Lance dagegen hatte massenhaft Freunde in der Halbwelt.
»Du willst das Geld doch behalten, oder?« fragte er. »Ich kann mich jetzt nicht damit befassen, Lance.
Vielleicht später.« Vielleicht schon sehr bald. Sie durfte nicht den Anschein erwecken, als läge ihr sehr viel daran, sonst würde Lance zu wild werden. Wie gewöhnlich würde sie ihn manipulieren, ihn in irgendeinen teuflischen Plan hineinmanövrieren, bis es für ihn zu spät war, einen Rückzieher zu machen.
»Wir dürfen nicht zu lange warten, Baby. Die Versicherung hat uns schon jetzt den Hahn abgedreht.«
»Bitte, Lance.«
»Es führt kein Weg daran vorbei. Wenn du dieses Haus, das Geld, alles, was wir haben, behalten willst, dann muss er sterben.«
Sie schwieg lange. Seine Worte erleichterten sie. Obwohl intellektuell eher ein Leichtgewicht und mit vielen anderen Fehlern behaftet, war Lance der einzige Mann, den sie wirklich geliebt hatte. Er war niederträchtig genug, um Patrick beiseite zu schaffen, aber war er auch intelligent genug, sich nicht dabei erwischen zu lassen? Der Name des Agenten war Brent Myers, aus dem Büro in Biloxi, von Cutter ausgesandt, um mit ihrer Beute Kontakt aufzunehmen. Er stellte sich vor und hielt Patrick seinen Ausweis unter die Nase. Dieser würdigte ihn kaum eines Blickes und griff nach der Fernbedienung des Fernsehers.
»Es ist mir ein Vergnügen«, sagte er und zog das Laken über seine Boxershorts.
»Ich komme vom Büro in Biloxi«, sagte Myers, ehrlich bemüht, nett zu sein.
»Wo liegt das?« fragte Patrick mit undurchdringlicher Miene.
»Ja, also, ich dachte, wir sollten uns ein bisschen kennenlernen. Schließlich werden wir im Laufe der nächsten Monate eine Menge Zeit miteinander verbringen.«
»Seien Sie sich dessen nicht so sicher.«
»Haben Sie einen Anwalt?«
»Noch nicht.«
»Haben Sie vor, einen zu engagieren?«
»Das geht Sie überhaupt nichts an.«
Myers war einem erfahrenen Anwalt wie Patrick offensichtlich nicht gewachsen. Er stemmte die Hände auf das Geländer am Fußende des Bettes und starrte Patrick an, ein etwas angestrengt wirkender Versuch, ihn einzuschüchtern. »Der Arzt hat
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