Der Partner
fand einen Schalter und schaltete die Tischlampe ein, um besser sehen zu können. »Großer Gott«, sagte er.
»Es ging immer nur um das Geld«, sagte Patrick. »Ich wurde ohnmächtig, dann kam ich wieder zu mir, und sie verpassten mir noch ein paar Stromstöße. Ich fürchte, ich habe ihnen von der Frau erzählt, Sandy.«
»Der Anwältin?«
»Ja, der Anwältin. Welchen Namen hat sie dir genannt?«
»Leah.«
»Okay. Dann heißt sie also Leah. Kann sein, dass ich ihnen von Leah erzählt habe. Ich bin sogar ziemlich sicher dass ich es getan habe.«
»Wem hast du von ihr erzählt?«
Er schloss die Augen und verzog das Gesicht, als die Schmerzen in seine Beine zurückkehrten. Seine Muskeln waren immer noch stark in Mitleidenschaft gezogen, und die Krämpfe hatten erneut eingesetzt. Er drehte sich wieder vorsichtig auf den Rücken. Dann ließ er das Laken bis zur Taille heruntergleiten. »Sieh dir das an, Sandy«, sagte er, mit der Hand auf die beiden tiefen Brandwunden auf seiner Brust zeigend. »Hier ist der Beweis.«
Sandy beugte sich vor und begutachtete die roten, von rasierter Haut umgebenen Verbrennungen.
»Wer hat dir das angetan?« fragte er abermals.
»Ich weiß es nicht. Ein Haufen Leute. Das ganze Zimmer war voll von ihnen.«
»Wo?«
Sandy tat Patrick leid. Jener wollte so gern wissen, was passiert war, und das beschränkte sich natürlich nicht nur auf die Folter. Sandy wollte, wie der Rest der Welt, die unwiderstehlichen Details erfahren. Es war wirklich eine phantastische Story, aber Patrick war sich nicht sicher, wieviel er erzählen durfte. Niemand wusste über den exakten Hergang des Unfalls Bescheid, bei dem der Unbekannte in seinem Wagen verbrannt war. Aber was er tun konnte, war, seinem Anwalt und Freund von seiner Gefangennahme und der Folter zu erzählen. Er verlagerte abermals sein Gewicht und zog das Laken bis zum Hals hoch. Seit nunmehr zwei Tagen drogenfrei, ertrug er die Schmerzen und bemühte sich nach Kräften, weitere Injektionen zu vermeiden. »Rück den Stuhl näher heran und setz dich, Sandy. Und schalte die Lampe wieder aus. Das Licht stört mich.«
Sandy befolgte eilends seine Anweisungen. Er rückte den Stuhl so nahe wie möglich an das Bett heran. »Das haben sie mit mir gemacht«, sagte Patrick im Halbdunkeln. Er fing in Ponta Porä an, mit dem Joggen und dem Auto mit dem scheinbar platten Reifen, und erzählte die ganze Geschichte, wie sie sich seiner bemächtigt hatten.
Ashley Nicole war etwa mehr als zwei Jahre alt gewesen, als ihr Vater begraben wurde. Sie war zu jung, um sich an Patrick zu erinnern. Lance war der einzige Mann, der im Haus lebte, der einzige Mann, den sie je mit ihrer Mutter zusammen gesehen hatte. Lance brachte sie gelegentlich zur Schule.
Manchmal saßen sie wie eine Familie miteinander am Esstisch.
Nach der Beisetzung ließ Trudy sämtliche Fotos und sonstigen Hinweise auf ihr Leben mit Patrick verschwinden. Ashley Nicole bekam in den folgenden Jahren nie dessen Namen zu hören.
Aber nach drei Tagen mit Reportern, die auf der Straße vor dem Haus kampierten, stellte das Kind sich natürlich Fragen. Ihre Mutter benahm sich merkwürdig. Im Haus herrschte eine derartige Anspannung, dass es sogar einer Sechsjährigen auffallen musste, dass etwas nicht stimmte. Trudy wartete, bis Lance das Haus verließ, um den Anwalt aufzusuchen, dann setzte sie ihre Tochter für ein kleines Gespräch zu sich aufs Bett.
Sie fing damit an, dass sie zugab, dass sie verheiratet gewesen war. In Wirklichkeit war sie sogar zweimal verheiratet gewesen, aber sie fand, dass Ashley Nicole über den ersten Ehemann erst etwas zu erfahren brauchte, wenn sie wesentlich älter war. Im Augenblick ging es nur um den zweiten Ehemann.
»Patrick und ich waren vier Jahre verheiratet, und dann hat er etwas sehr Böses getan.«
»Was?« fragte Ashley Nicole mit weit aufgerissenen Augen und mehr in sich aufnehmend, als Trudy lieb sein konnte.
»Er hat einen Mann getötet und dann so getan - also, es gab einen schweren Verkehrsunfall, verstehst du, ein großes Feuer, und es war Patricks Wagen, und die Polizei hat in dem Wagen einen Toten gefunden, nachdem das Feuer gelöscht worden war, und die Polizei glaubte, es wäre Patrick. Alle glaubten das. Patrick war tot, in seinem Wagen verbrannt, und ich, ich war sehr traurig. Er war mein Mann gewesen. Ich habe ihn sehr geliebt, und plötzlich war er nicht mehr da. Wir haben ihn auf dem Friedhof begraben. Und jetzt, vier Jahre später, hat
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