Der Partner
nur möglichen grässlichen Verbrechen anklagen. Er wusste, dass er eingesperrt werden würde, aber er hatte ihr versichert, dass ihm nichts passieren würde. Er würde es durchstehen und mit allem fertig werden, solange sie versprach, auf ihn zu warten.
Sie würde wahrscheinlich nach Zürich zurückkehren und dort ihre Angelegenheiten in Ordnung bringen. Wie es weitergehen würde, wusste sie noch nicht. Eine Rückkehr nach Hause kam nicht in Frage, und das machte ihr schwer zu schaffen. Sie hatte dreimal mit ihrem Vater telefoniert, immer von Münzfernsprechern auf Flughäfen aus, und ihm jedesmal versichert, dass es ihr gutginge. Sie könne nur im Augenblick nicht heimkommen, hatte sie erklärt.
Sie und Patrick würden über Sandy in Verbindung bleiben, aber sicher würden Wochen vergehen, bis sie ihn tatsächlich wiedersah.
Kurz nach zwei Uhr nachts klingelte er nach der ersten Tablette, nachdem er mit starken Schmerzen aufgewacht war. Es fühlte sich an, als führen die Stromstöße wieder durch seine Beine. Und die grausamen Stimmen klangen ihm in den Ohren. »Wo ist das Geld, Patrick?« riefen sie wie ein dämonischer Chor. »Wo ist das Geld?«
Die Tablette kam; sie wurde von einer trägen Nachtwache gebracht, die vergessen hatte, kaltes Wasser mitzubringen. Er verlangte ein Glas, dann schluckte er die Tablette und spülte sie mit warmer Limonade aus einer halbleeren angebrochenen Dose hinunter.
Zehn Minuten, und nichts passierte. Sein Körper war schweißgebadet. Die Laken waren klatschnass.
Seine Wunden brannten vom salzigen Schweiß. Weitere zehn Minuten. Er schaltete den Fernseher ein.
Die Männer, die ihn gefesselt und ihm die Verbrennungen zugefügt hatten, waren noch immer irgendwo da draußen und suchten nach dem Geld; vermutlich wussten sie genau, wo er sich im Augenblick befand. Bei Tage fühlte er sich sicherer. Die Dunkelheit und die Träume brachten die Schatten zurück. Dreißig Minuten. Er rief im Stationszimmer an, aber niemand meldete sich.
Er schlief ein.
Um sechs Uhr war er bereits wieder wach, als sein Arzt hereinkam, diesmal ohne ein Lächeln und die Geschäftigkeit in Person; er untersuchte rasch die Wunden, dann erklärte er: »Sie sind transportfähig.
Dort, wo man Sie hinbringen wird, warten gute Ärzte auf Sie.« Er kritzelte etwas auf Patricks Krankenblatt und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
Eine halbe Stunde später erschien Agent Myers mit einem spöttischen Lächeln und zückte seinen Ausweis, als müsste er das Vorzeigen noch üben. »Guten Morgen, Patrick.« Patrick sah ihn nicht an, sagte aber: »Können Sie nicht anklopfen?«
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Hören Sie, Patrick, ich habe gerade mit Ihrem Doktor gesprochen. Großartige Neuigkeiten. Sie kommen nach Hause. Sie werden morgen entlassen. Ich habe Anweisung, Sie heimzubringen Wir fliegen morgen früh. Ihre Regierung ist so frei und stellt Ihnen einen Sonderflug mit einer Militärmaschine zur Verfügung. Ist das nicht toll? Und ich werde bei Ihnen sein.«
»Hätten Sie die Güte, jetzt wieder zu verschwinden?«
»Klar. Wir sehen uns morgen früh.«
»Hauptsache, Sie verschwinden jetzt.«
Er eilte aus dem Zimmer und machte die Tür hinter sich zu. Luis war der nächste; er trat leise mit einem Tablett ein, auf dem Kaffee, Saft und eine Schüssel mit zerteilten Mangos standen. Er schob ein Päckchen unter Patricks Matratze und fragte, ob dieser sonst noch etwas brauchte. Nein, sagte Patrick, dann dankte er ihm leise.
Eine Stunde später erschien Sandy in Erwartung eines langen Tages, an dem er sich durch Patricks Geschichte der letzten vier Jahre hindurcharbeiten und Antworten auf seine zahllosen Fragen finden würde. Der Fernseher wurde ausgeschaltet, die Sichtblenden geöffnet, das helle Tageslicht strömte herein.
»Ich möchte, dass du sofort nach Hause zurückkehrst«, sagte Patrick. »Und nimm das mit.« Er händigte ihm das Päckchen aus. Sandy ließ sich auf dem einzigen Stuhl im Zimmer nieder und schaute sich die Fotos von seinem nackten Freund an. Er ließ sich Zeit.
»Wann sind die aufgenommen worden?« fragte er.
»Gestern.« Sandy machte sich eine Notiz auf seinem Block.
»Von wem?«
»Von Luis, meinem Pfleger.«
»Wer hat dir das angetan?«
»Wer hat mich in Gewahrsam, Sandy?«
»Das FBI.«
»Also nehme ich an, dass das FBI mir das angetan hat Meine eigene Regierung hat mir nachgespürt, mich festgenommen, mich gefoltert und transportiert mich jetzt nach Hause
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