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Der Partner

Der Partner

Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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gestärktes Hemd. Er war schlank, braungebrannt und liebenswürdig. Sein Portugiesisch war sehr gut, wenn auch nicht so gut wie ihr Englisch. Er wollte in ihrer Sprache reden, sie bestand auf seiner. Sie trafen sich zu einem Arbeitsessen, das drei Stunden dauerte und bei dem sie sich abwechselnd in portugiesisch und englisch unterhielten, und beiden war sehr schnell klar, dass das nicht ihr letztes Zusammentreffen bleiben würde. Dann folgte ein langes Dinner mit sich anschließendem Spaziergang am Strand von Ipanema.
    Sie war mit einem älteren Mann verheiratet gewesen, der bei einem Flugzeugabsturz in Chile ums Leben gekommen war. Keine Kinder. Patrick, oder Danilo, wie er sich zuerst nannte, behauptete, glücklich von seiner ersten Frau geschieden zu sein, die nach wie vor in deren Haus in Toronto lebte.
    Eva und Danilo trafen sich im Laufe der ersten beiden Monate mehrmals die Woche, und ihre Beziehung vertiefte sich. Schließlich erzählte er ihr die Wahrheit. Die ganze Wahrheit.
    Nach einem Abendessen spätabends in ihrer Wohnung und einer Flasche guten französischen Weins stellte sich Danilo seiner Vergangenheit und redete sich alles von der Seele. Er redete ununterbrochen bis in die frühen Morgenstunden hinein und verwandelte sich von einem selbstsicheren Geschäftsmann in einen von Angst gequälten Mann auf der Flucht. Verängstigt und ruhelos, aber ungeheuer reich.
    Die Erleichterung war so groß, dass er beinahe geweint hätte, aber er beherrschte sich. Dies war schließlich Brasilien, wo man als Mann einfach nicht weinte. Schon gar nicht vor einer schönen Frau.
    Sie liebte ihn deswegen. Sie umarmte und küsste ihn und weinte, weil er es sich nicht gestattete, und versprach, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um ihn zu schützen. Er hatte ihr sein dunkelstes, tödlichstes Geheimnis anvertraut, und sie versprach, es zu bewahren.
    In den nächsten beiden Wochen sagte er ihr, wo das Geld war, und brachte ihr bei, wie man es schnell von einem Ort der Welt zum anderen bewegte. Gemeinsam beschäftigten sie sich mit internationalen Steueroasen und fanden sichere Anlagemöglichkeiten.
    Als sie sich kennenlernten, lebte er bereits zwei Jahre in Brasilien. Zuerst in Säo Paulo, dann in Recife und in einem halben Dutzend anderer Städte. Er hatte zwei Monate auf dem Amazonas gearbeitet, wo er auf einem schwimmenden Kahn unter einem dichten Moskitonetz geschlafen hatte, weil es dort so viele Insekten gab, dass man nachts den Mond nicht sehen konnte. Er hatte die Tiere ausgenommen, die reiche Argentinier im Pantanal geschossen hatten, einem riesigen Naturschutzgebiet, so groß wie Großbritannien, in den Staaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul. Er hatte mehr von ihrem Land gesehen als sie; er war an Orten gewesen, von denen sie noch nicht einmal etwas gehört hatte. Für Ponta Porä hatte er sich nach sorgfältigem Nachdenken entschieden. Es war klein und abgelegen, und in einem Land, in dem es eine Million idealer Verstecke gab, war Ponta Porä, so Danilo, das sicherste.
    Außerdem hatte es den strategischen Vorteil, nahe an der Grenze zu Paraguay gelegen zu sein, wohin er mühelos flüchten konnte, falls er sich bedroht fühlen sollte.
    Sie erhob keine Einwände. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn er in Rio geblieben wäre, in ihrer Nähe, aber sie wusste nichts über das Leben auf der Flucht und beugte sich darum widerstrebend seiner Entscheidung. Er versprach viele Male, dass sie eines Tages für immer Zusammensein würden.
    Gelegentlich trafen sie sich in der Wohnung in Curitiba; kleine Flitterwochen, die nie länger dauerten als ein paar Tage. Sie wünschte sich und sehnte sich nach mehr, aber er war nicht bereit, Pläne für ihre Zukunft zu schmieden.
    Während die Monate vergingen, wuchs in Danilo - sie nannte ihn nie Patrick - die Überzeugung, dass man ihn finden würde. Sie weigerte sich, das zu glauben, zumal in Anbetracht der überaus großen Sorgfalt, die er an den Tag legte, um seiner Vergangenheit zu entgehen. Er machte sich mehr und mehr Sorgen; schlief sogar noch weniger; redete häufiger darüber, was zu tun wäre, wenn dieses oder jenes passierte. Er hörte auf, über das Geld zu reden. Seine bösen Vorahnungen setzten ihm schwer zu.
    Sie würde ein paar Tage in Aix bleiben, CNN International verfolgen und alles lesen, was sie an amerikanischen Zeitungen auftreiben konnte. Sie würden Patrick sicherlich in Kürze verlegen, ihn nach Hause bringen, ihn in eine Gefängniszelle stecken und aller

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