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Der Partner

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Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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bereitete.
    »Ehebruch!« keuchte sie mit der Selbstgerechtigkeit einer puritanischen Jungfrau. Sogar Lance gelang es, eine schockierte Miene aufzusetzen. Er streckte den Arm aus und ergriff ihre Hand.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Murray mitspielend. »Das passiert bei fast jedem Scheidungsfall. Diese Dinge neigen dazu, unerfreulich zu werden.«
    »Ich bringe ihn um«, knurrte Lance.
    »Dazu kommen wir später«, sagte J. Murray.
    »Mit wem?« wollte sie wissen.
    »Mit Lance hier. Sie behaupten, Sie beide hätten es vor, während und nach der Ehe miteinander getrieben. Sie behaupten sogar, es ginge bis auf die High-School zurück.«
    Bis zur neunten Klasse, um genau zu sein. »Er ist ein Idiot«, sagte Lance ohne jede Überzeugungskraft.
    Trudy nickte und pflichtete Lance bei. Absurd. Dann fragte sie nervös: »Welche Beweise glaubt er zu haben?«
    »Sie bestreiten es?« fragte J. Murray, die Falle zuschnappen lassend.
    »Unbedingt.«
    »Natürlich«, fügte Lance hinzu. »Der Mann ist die Lüge in Person.«
    J. Murray zog eine Schublade auf und holte einen der Reporte heraus, die Sandy ihm gegeben hatte.
    »Es sieht ganz so aus, als wäre Patrick während des größten Teils seiner Ehe äußerst misstrauisch gewesen. Er hat Detektive angeheuert, die Sie beschattet haben. Das hier ist der Report von einem von ihnen.«

    Trudy und Lance sahen sich eine Sekunde lang an, dann begriffen sie, dass sie ertappt worden waren.
    Plötzlich war es äußerst schwierig geworden, ein Verhältnis zu bestreiten, das seit nunmehr über zwanzig Jahren bestand. Beide wurden von einem auf den anderen Augenblick überheblich. Na und?
    Nicht der Rede wert.
    »Ich werde den Bericht kurz zusammenfassen«, sagte J. Murray, dann rasselte er Daten, Zeiten und Orte herunter Sie schämten sich ihrer Aktivitäten nicht, aber es war ein beunruhigender Gedanke, dass alles so gut dokumentiert war.
    »Bestreiten Sie es immer noch?« fragte J. Murray, als er fertig war.
    »So etwas kann jeder schreiben«, sagte Lance. Trudy schwieg.
    J. Murray holte einen weiteren Report aus der Schublade hervor, den über die sieben Monate vor Patricks Verschwinden. Daten, Zeiten, Orte. Patrick verließ die Stadt, Peng, Lance tauchte auf. Und das jedesmal.
    »Können diese Detektive vor Gericht aussagen?« fragte Lance, als J. Murray geendet hatte.
    »Wir gehen nicht vor Gericht«, sagte J. Murray.
    »Warum nicht?« fragte Trudy.
    »Deswegen.« J. Murray schob die großen Farbfotos über seinen Schreibtisch. Trudy griff sich eines davon und keuchte beim Anblick von sich selbst am Pool, nackt, mit ihrem Liebhaber neben sich.
    Lance war auch schockiert, aber er brachte ein dünnes Lächeln zustande. Ihm gefielen die Fotos irgendwie.
    Sie reichten sich gegenseitig die Fotos, wortlos. J. Murray genoss den Augenblick, dann sagte er: »Ihr beide seid zu unvorsichtig gewesen.«
    »Auf solche Bemerkungen können wir verzichten«, sagte Lance.
    Wie nicht anders zu erwarten, begann Trudy zu weinen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, ihre Lippen bebten, ihre Nase schnüffelte, und dann weinte sie. J. Murray hatte auch das schon tausendfach gesehen. Sie weinten immer, nicht wegen dem, was sie getan hatten, sondern weil ihre Sünden ans Licht gekommen waren.
    »Meine Tochter bekommt er nicht«, sagte sie wütend durch die Tränen hindurch. Sie verlor die Beherrschung und die beiden Männer hörten ihr eine Weile zu, wie sie tobte. Lance, aufmerksam wie immer, tätschelte sie und versuchte sie zu trösten.
    »Tut mir leid«, sagte sie schließlich, ihre Tränen abwischend.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte J. Murray ohne eine Spur von Mitgefühl. »Er will das Kind nicht.«
    »Warum nicht?« fragte sie, und die Tränendrüsen schlossen sich auf der Stelle.
    »Er ist nicht der Vater.«
    Beide kniffen die Augen zusammen, dachten angestrengt nach, versuchten, die Dinge auf die Reihe zu bekommen.
    J. Murray griff nach einem weiteren Report. »Er hat dem Kind eine Blutprobe entnommen, als es vierzehn Monate alt war, und einen DNS-Test machen lassen. Es ist ausgeschlossen, dass er der Vater ist.«
    »Und wer …« begann Lance zu fragen, aber er konnte den Gedanken nicht beenden.
    »Kommt darauf an, wer sonst noch da war«, sagte J. Murray hilfsbereit.
    »Sonst war niemand da«, sagte sie, seine Worte wütend aufgreifend.
    »Außer mir«, gestand Lance, dann schloss er langsam die Augen. Die Vaterschaft begann mit einem Mal sichtbar auf seinen Schultern zu lasten. Lance verabscheute

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