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Der Partner

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Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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also.
    Nach Sandys Ansicht war auf der Grundlage des vorliegenden Materials kaum mit einer Verurteilung zu rechnen. Gegenwärtig fehlte der entscheidende Beweis für Patricks Schuld. Wichtige Fakten wie die Identität des Toten, dessen Todesursache und der genaue Hergang der Tat waren ungeklärt. Es würde bestenfalls ein dürftiger Indizienprozess zustande kommen, der weitgehend auf Spekulationen beruhte.
    Aber es war mit einer der öffentlichen Meinung folgenden Verurteilung zu rechnen. Inzwischen kannte jeder im Umkreis von hundert Meilen sämtliche Details, und man fand keine des Lesens kundige Seele, die nicht glaubte, dass Patrick jemanden umgebracht hatte, um nach einem perfekt inszenierten Tod neunzig Millionen Dollar zu entwenden. Patrick hatte ein paar Bewunderer, die wie er von einem neuen Leben mit einem neuen Namen und sagenhaftem Reichtum träumten. Aber sie würden sicherlich nicht der Jury angehören. Nicht repräsentativen Meinungsumfragen in Cafes und im Gericht zufolge waren die meisten Leute der Ansicht, dass er schuldig sei und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden sollte. Für die Todesstrafe waren nur sehr wenige. Die sollte ihrer Meinung nach Vergewaltigern und Polizistenmördern vorbehalten bleiben.
    Das Vordringlichste war, Patrick am Leben zu erhalten. Die Akte über Lance, die ihm von der eindrucksvollen Leah am Vorabend in einem anderen Hotelzimmer übergeben worden war, porträtierte einen wortkargen Mann mit aufbrausendem Temperament und Hang zur Gewalttätigkeit.
    Ein Waffennarr, der in der Vergangenheit bereits einmal von einer Grand Jury angeklagt worden war, gestohlene Waffen an einen Pfandleiher verschoben zu haben. Die Anklage wurde später allerdings fallengelassen. Zu der dreijährigen Gefängnisstrafe für Marihuana-Schmuggel kam eine Verurteilung für die Beteiligung an einer Schlägerei in Gulfport. Lance musste seine Strafe von sechzig Tagen Haft aber nicht antreten, weil das dortige Gefängnis überfüllt war. Es gab noch zwei weitere Verhaftungen
    - eine wegen Beteiligung an einer Schlägerei, die andere wegen Trunkenheit am Steuer.
    Lance konnte aber auch durchaus vorzeigbar sein. Er war schlank, sah gut aus, die Ladies himmelten ihn an. Er wusste sich zu kleiden und war ein amüsanter Plauderer. Aber seine Abstecher in die feine Gesellschaft waren stets nur von kurzer Dauer. Sein Herz gehörte der Straße mit ihren Kredithaien, Buchmachern, Hehlern und OG’s, gehörte den lokalen Größen des organisierten Verbrechens. Das waren seine Homies, die Jungs, mit denen er aufgewachsen war. Patrick hatte auch diese ausfindig machen lassen, und die Akte enthielt nicht weniger als ein Dutzend Kurzbiographien, sämtliche mit Strafregister.
    Anfangs hatte Sandy auf Patricks Paranoia mit Skepsis reagiert. Jetzt glaubte er diesem. Er wusste wenig über die Unterwelt. Sein Beruf hatte ihn nur gelegentlich mit Kriminellen in Berührung gebracht. Er hatte das ein oder andere Mal gehört, dass man für fünftausend Dollar praktisch jeden umbringen lassen konnte. An der Golfküste vielleicht sogar für weniger.
    Lance hatte eindeutig mehr als diese fünftausend Dollar zur Verfügung. Und er besaß ein handfestes Motiv zur Beseitigung von Patrick. Die Versicherungspolice, die Trudy reich gemacht hatte, schloss außer Selbstmord keine Todesursache aus. Im Falle einer Kugel in den Kopf verfuhr die Versicherungsgesellschaft ebenso wie bei einem Verkehrsunfall, einem Herzinfarkt oder irgendeiner anderen Todesart, sie zahlte. Tot war eben tot.
    Die Golfküste war eindeutig nicht Sandys Revier. Er kannte weder die Sheriffs und ihre Deputies noch die Richter mit ihren Gepflogenheiten, ganz zu schweigen von den anderen Anwälten. Er argwöhnte, dass genau das der Grund war, warum Patrick sich für ihn und seine Dienste entschieden hatte.
    Sweeney war am Telefon alles andere als freundlich gewesen. Er sei sehr beschäftigt, hatte er gesagt, und außerdem wären Treffen mit Anwälten für gewöhnlich reine Zeitverschwendung. Er könne allenfalls gegen halb zehn, sofern nichts Unvorhergesehenes dazwischenkam, ein paar Minuten erübrigen. Sandy traf pünktlich ein und bediente sich, während er wartete, mit Kaffee, den er in einer Kanne neben dem Wasserkühler vorfand. Deputies gingen ein und aus. Der Flachbau des Gefängnisses schloss an die Rückseite des Gerichtsgebäudes an. Endlich kam Sweeney und führte ihn in sein Büro, einem spartanisch eingerichteten Raum mit ausrangiertem

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