Der Partner
Mitarbeiter nicht nennen.«
»Das braucht er nicht«, verkündete der Anwalt lautstark, und damit war die Sache erledigt.
»Na schön. Fahren Sie fort.«
»Lauziere machte einen seriösen, verantwortungsbewussten und glaubwürdigen Eindruck. Er war auch sehr gut vorbereitet. Er schien alles über das Verschwinden von Patrick und dem Geld zu wissen.
Er hatte eine Akte mit sämtlichen Zeitungsausschnitten. Alles war katalogisiert und sofort verfügbar.
Er übergab uns einen vierseitigen Bericht über das, was seine Mandantin wusste.«
»Fassen Sie ihn kurz zusammen. Ich werde ihn später lesen.«
»Gern«, sagte Stephane und lieferte aus dem Gedächtnis eine Zusammenfassung des Berichts. »Seine Mandantin war eine junge Frau namens Erin, die in Tulane Medizin studierte. Sie war kürzlich geschieden worden, hatte keinen Pfennig Geld und so weiter, und um über die Runden zu kommen, arbeitete sie abends in einer großen Buchhandlung in einem Einkaufszentrum, einem dieser großen Ladenketten. Irgendwann im Januar 1992 fiel ihr ein Kunde auf, der in der Abteilung Reisen und Sprachen herumwanderte. Er war ziemlich dick, trug einen Anzug, hatte einen schwarz-grauen Bart und wirkte ein wenig nervös. Es war fast neun Uhr abends, und der Laden war praktisch leer. Er entschied sich schließlich für einen Sprachkurs mit zwölf Kassetten, Textbüchern und so weiter, alles in einem hübschen Schuber, und war gerade auf dem Weg zur Kasse, an der Erin arbeitete, als ein weiterer Mann den Laden betrat. Der erste Mann zog sich sofort zwischen die Regale zurück und legte den Sprachkurs wieder an seinen Platz zurück. Dann kam er an der anderen Seite wieder zum Vorschein und versuchte, an dem Mann vorbei den Ausgang zu erreichen, einem Menschen, den er offensichtlich kannte und mit dem er nicht reden wollte. Aber er schaffte es nicht. Der Mann schaute auf und sagte: >Patrick, wir haben uns lange nicht mehr gesehen.< Es folgte eine kurze Unterhaltung über die juristischen Karrieren der beiden. Erin stand neben der Kasse und hörte zu, weil es sonst nichts zu tun gab. Offenbar war sie sehr neugierig und beobachtete alles, was vor sich ging.
Wie dem auch sei, der, der Patrick genannt worden war, hatte es offenbar eilig, also fand er schließlich einen geeigneten Moment, um sich zu verabschieden und den Laden zu verlassen. Drei Abende später, ungefähr um dieselbe Zeit, kam er wieder. Erin saß nicht an der Kasse, sondern füllte die Regale auf. Sie sah ihn hereinkommen, erkannte ihn wieder, erinnerte sich, dass er Patrick hieß, und beobachtete ihn. Er warf einen Blick auf die Kassiererin, und als er festgestellt hatte, dass es eine andere war, wanderte er im Laden umher, bis er schließlich in der Abteilung für Reisen und Sprachen angekommen war. Er nahm denselben Sprachkurs, ging zur Kasse, bezahlte bar und verließ rasch den Laden. Er kostete fast dreihundert Dollar. Erin schaute ihm nach. Der Mann hatte sie nicht bemerkt, und wenn, dann hatte er sie nicht wiedererkannt.«
»Und um welche Sprache handelte es sich?«
»Das war natürlich die große Frage. Drei Wochen später las Erin in der Zeitung, dass Patrick Lanigan bei einem grauenhaften Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Sie erkannte ihn aufgrund des abgedruckten Fotos wieder. Dann, sechs Wochen später, kam die Story über das seiner ehemaligen Kanzlei gestohlene Geld mit demselben Foto heraus, und Erin sah es abermals.«
»Gab es in der Buchhandlung Überwachungskameras?«
»Nein. Wir haben das überprüft.«
»Also, welche Sprache war es?«
»Lauziere wollte es uns nicht sagen. Jedenfalls zuerst nicht. Wir boten hunderttausend Dollar für stichhaltige Informationen über Patricks Aufenthaltsort. Er und seine Mandantin wollten natürlich die ganze Summe für den Namen der Sprache. Wir verhandelten drei Tage lang. Er wollte nicht nachgeben. Er gestattete uns, Erin zu vernehmen. Wir verbrachten sechs Stunden mit ihr, und jeder Aspekt ihrer Geschichte erwies sich als stichhaltig, also erklärten wir uns bereit, die hunderttausend zu zahlen.«
»Brasilianisches Portugiesisch?«
»Ja. Die Welt war plötzlich viel kleiner geworden.«
Wie jeder Anwalt hatte J. Murray Riddleton auch das schon durchgemacht, leider. Ein wasserdichter Fall war plötzlich Leck geschlagen. Das Blatt hatte sich im Bruchteil einer Sekunde gewendet.
Aus Spaß und zur eigenen, nicht geringen Belustigung ließ er Trudy ein wenig toben und sich verausgaben, bevor er der Posse ein Ende
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